„Wir sind alle Kinder des Plastikzeitalters und können dem Plastik nicht entkommen. Doch wir können die Menge durchaus reduzieren“, sagt Petra Lettang vom Kulturamt Haßfurt. Sie hatte Nadine Schubert aus Neuschleichach zur Vorstellung ihres Ratgebers „Besser leben ohne Plastik – Tipps und Rezepte, die zeigen, wie es anders geht“ in die Rathaushalle eingeladen. Auch Nadine Schubert, die das Buch zusammen mit Anneliese Bunk aus München verfasst hat, weiß: „Ganz ohne Plastik geht es auch bei mir nicht.“
Doch immerhin versucht sie seit fast drei Jahren, ohne Kunststoffe auszukommen und informierte ihre Zuhörer darüber, wie sie ihr auf diesem Weg folgen können.
Ihr Vortrag über die Gefahren von Plastik war erschreckend, deprimierend und Mut machend zugleich. Erschreckend, weil in Plastiktüten, -flaschen, -folien und Getränkekartons, Küchenmaschinen, Fleecestoffen, Sportkleidung, Fensterrahmen, Tapeten, Bodenbelägen, Kunstleder, Babypuppen und Quietschenten, in Müllbeuteln, Cremetuben, Folien für die Landwirtschaft, Brotzeitdosen, Messbechern Klebebändern,
Autoteilen, Blumentöpfen, Unkrautvlies, Joghurtbechern, Einweggeschirr, CD-Hüllen, Lichtschaltern, Duschkabinen, Styropor, Nylonstrümpfen, Melamingeschirr, Haushaltsgeräten, Brillengläsern, CDs, DVDs und Milchpumpen gefährliche Stoffe zu finden seien.
Angefangen von Weichmachern (Phthalate) und der Chemikalie Bisphenol A (BPA) bis hin zu Acetaldehyd, Phosgen, Melamin und Formaldehyd. „Die Folge ist, dass Plastik krank macht und Fruchtbarkeitsstörungen, Früh- und Fehlgeburten, verfrühte Pubertät, Stoffwechselstörungen, Diabetes 2, hormonell bedingte Fettleibigkeit, neurologische Erkrankungen und Allergien verursachen kann“, sagte Nadine Schubert.
Sie hat 2013 begonnen, weitestgehend ohne Plastik zu leben. „Heute sammle ich über einen Zeitraum von drei Monaten nur noch 186 Gramm Plastik in meinem vierköpfigen Haushalt, während der Durchschnittsdeutsche rund 300 Kilogramm pro Jahr und Kopf verbraucht“, teilte sie mit.
Plastik schadet aber auch der Umwelt, da es nicht verrottet und von Tieren gefressen wird. Selbst nach 400 Jahren blieben kleinste Plastikteilchen in der Umwelt übrig. „Plastik ist überall: Wir atmen es. Wir trinken es. Wir essen es“, betonte die Autorin. So habe Professor Dr. Gerd Liebezeit von der Universität Oldenburg 40 Plastikteilchen in einem Liter Bier, 400 Plastikteilchen in einem Glas Honig und 1000 Plastikteilchen in einem Liter Coca-Cola nachgewiesen.
Außerdem sei Plastik oft versteckt, zum Beispiel in Kassenzetteln, Kinderbüchern, Pfannenbeschichtungen oder Konservendosen. „Wenn Sie Kaugummi kauen, könnten Sie genauso gut Fugensilikon kauen“, warnte Nadine Schubert. Auch wenn wohl niemand ganz auf Plastik verzichten kann, so gab die Autorin doch auch einfache und nützliche Tipps. „Verwenden Sie einen Einkaufskorb statt einer Plastiktüte, Glas statt Plastik, Seife statt Duschgel und kaufen Sie lose statt abgepackt“, riet sie den Zuhörern, die immer wieder interessierte Fragen stellten.
Putzmittel selber machen
„Sie brauchen nie mehr Müllbeutel, Waschmittel, Weichspüler oder Putzmittel. Legen sie stattdessen Zeitungspapier in den Restmülleimer, machen sie ihr Waschmittel aus Kernseife, Soda, Efeu oder Kastanien selbst, geben sie ihrer Wäsche einen Teelöffel Salz zu und stellen sie Putzmittel aus Essig, Orange und Kernseife her!“ Natron, Kernseife, Essig und Kokosöl seien in jedem Haushalt unverzichtbar.
Zum Abschluss zeigte Nadine Schubert einige Alternativen aus ihrem Haushalt wie beispielsweise den Shampoostein, ein Deo ganz ohne Aluminium und Plastik, eine Zahnbürste aus Holz mit Borsten aus Bambus, selbstgemachte Kosmetik wie Mascara aus verbrannten, gehackten Mandeln, Speisestärke und Vaseline oder ein Peeling aus Zucker, Olivenöl und Lebkuchengewürz. Sie riet den Zuhörern, all die vielen Plastikbehältnisse nicht einfach wegzuwerfen. „Denn das produziert wieder Müll!“ Vielmehr sollten sie wenn möglich zum Basteln verwendet, verschenkt oder verkauft werden „Wenn jeder einmal pro Woche kein Plastik mehr kaufen würde, wäre schon viel erreicht“, machte sie dem Publikum Mut, einfach mal anzufangen.
Infos im Internet
Viele weitere Informationen, Tipps und Rezepte sind in ihrem Buch enthalten, das sie nach dem Vortrag gerne signierte. Man kann auch ihrem Blog auf www.besser-leben-ohne-plastik.de folgen.