„Es ist leichter, einen Riemenschneider nach Würzburg zu bekommen als einen Halbig nach Oberschwappach“, bemerkte Oswald Kuhn schmunzelnd bei der Installation von fünf Halbig-Büsten im Schloss Oberschwappach. Beide Anschaffungen – den Riemenschneider und die Halbig-Büsten – sind dem 88-jährigen Westheimer zu verdanken. Seit drei Jahren hatte er auf dieses Ereignis gewartet und Angst gehabt, es nicht mehr zu erleben.
Bei „Jetzt red i“, der beliebten Sendung des Bayerischen Fernsehens, wo sich Bürger vor laufender Kamera ihren Kummer von der Seele reden können, sprach Oswald Kuhn im April vor drei Jahren das kulturelle Thema um die Halbig-Büsten an. Es hatte sowohl ihm als auch dem Eschenauer Galeristen Egon Stumpf unter den Nägeln gebrannt.
Seit vielen Jahren hatte sich Oswald Kuhn mit der Familie des Künstlers Johann von Halbig beschäftigt und von einem guten Freund aus Amerika eine wissenschaftliche Ausarbeitung darüber erhalten. „Ich wollte nur einen vergessenen Künstler wieder in Erinnerung bringen“, erklärte Kuhn, der auf den Stammvater Christian Halbig, einen Hainerter Bauern, verwies. Von diesem stammen Orgel und Altar der Hainerter St. Josefs Kirche.
Jetzt war es endlich soweit, der Kampf von Oswald Kuhn wurde belohnt. Die wertvolle Fracht mit den fünf Halbig-Büsten im Gepäck fand ihren Weg nach dreieinhalb Stunden Fahrt von der Landeshauptstadt ins Fränkische. Ein geeigneter Raum wurde im barocken Schloss ebenfalls gefunden, der sich „Halbig-Raum“ nennt. „Die Büsten sind eine Dauerleihgabe aus der neuen Pinakothek“, erklärte Hauptkonservator Dr. Herbert Rott von der Bayerischen Staatsgemäldesammlung in München. Dort waren sie in einem Depot gelagert und konnten jetzt durch Unterstützung der Medien und nach vielen Gesprächen erfolgreich im Schloss installiert werden.
Dr. Rott zeigte sich froh, dass man geeignete Räume gefunden habe, um den Büsten einen würdigen Rahmen zu verleihen. Es sind alles Originalausgaben, von denen Tonmodelle gefertigt wurden. Ein Hauptproblem war die Restaurierung der Büsten, die im Krieg ausgelagert waren. Die empfindlichen Gipsbüsten waren in einem eher jämmerlichen Zustand, wie Dr. Rott erklärte. Ruiniert, teilweise zerbrochen, verschmutzt und ohne Sockel wurden sie in mühsamer Kleinarbeit fachmännisch restauriert und sind nun ein Vorzeigeobjekt. Die Kosten für die Restaurierung hat die Gemeinde Knetzgau übernommen.
Deren Bürgermeister Stefan Paulus freute sich über die Dauerleihgabe, die sich im Besitz des Wittelsbacher Ausgleichsfonds befindet. Es sei für das Gemeindeoberhaupt ein schöner Beitrag, um auch kleinere Schlösser wie Oberschwappach mit Kulturgut zu bedenken. „Es ist wohl schwer, etwas aus München herauszubekommen“, verwies Paulus lächelnd auf den geglückten bayerisch-fränkischen Kulturdialog. Beim Kulturverein „Museum Schloss Oberschwappach“ war die Freude ebenfalls groß. Elisabeth Ambros hatte sich schon länger mit dem Leben des Künstlers Johann von Halbig beschäftigt und auch Hintergrundwissen über die jeweiligen Büsten gegeben.
Nun haben eine Dame und vier Herren einen würdigen Platz gefunden: Königin Therese von Bayern (nach ihr ist die Theresienwiese in München benannt), Max von Pettenkofer (Erfinder der Kupfer/Amalgam-Legierung für Zähne), Karl August Steinheil (konstruierte den ersten Schreibtelegrafen „Steinheilschrift“), Christoph Scheiner (Physiker, Optiker, Astronom und Mit-Entdecker der Sonnenflecken) und Hans Freiherr von und zu Aufsess (Gründer Germanisches Nationalmuseum Nürnberg) erinnern an den Künstler Johann von Halbig, der am 13. Juli 1814 in Donnersdorf geboren und 1882 in München gestorben war.