Die Aktionen des Freundeskreis Asyl in Hofheim zeigt im Hinblick auf die geplante Abschiebung der Familie Abbas nach Bulgarien einen ersten schnellen Erfolg: „An diesem Freitag wird erstmal nichts passieren“, informiert Eike Uhlich vom Freundeskreis auf Nachfrage dieser Zeitung. „Die ganz akute Gefahr ist beseitigt, aber die Lage ist weiterhin höchst kritisch.“ Ein eingeschalteter Anwalt reichte die Klage fristgemäß ein und Landtagsabgeordneter Steffen Vogel hat sich mit einer am Donnerstag kurzfristig eingereichten Petition an den Beschwerdeausschuss des Bayerischen Landtags für den Verbleib der syrischen Familie in Hofheim eingesetzt.
Wie berichtet, lebt Familie Abbas seit Juni 2014 mit ihren fünf Kindern in der Landgerichtsstraße in Hofheim und hofft auf die Anerkennung als Flüchtlinge. Da sie jedoch in Bulgarien im Jahr 2013 schon einen Asylantrag gestellt und dort eine Aufenthaltserlaubnis bekommen hat, ist die Bundesrepublik Deutschland – juristisch betrachtet – wegen der Dublin-Verordnung für das Asylverfahren dieser Familie nicht zuständig. Deshalb wurden sie vor wenigen Tagen aufgefordert, Hofheim und die Bundesrepublik gen Bulgarien zu verlassen.
„Juristisch ist es unmöglich“, erklärt Eike Uhlich, „dass die Familie hier nochmals Asyl beantragt. Aber wir werden uns darüber hinwegsetzen und andere Mittel verwenden.“ Der Anwalt der Familie konnte rechtzeitig gegen diese Abschiebung Klage einreichen. „Jetzt haben wir ein bisschen Luft. Aber das Gericht kann natürlich auch sagen, dass es die Klage nicht annimmt“, so Uhlich. Dann aber, und das betont er mehrmals, werde es „zivilen Ungehorsam“ geben. Denn das Volk sei ausgesprochen sensibel und ließe sich diese Entscheidung der Behörden nicht gefallen.
In Bulgarien erwarte die Asylbewerber alles, nur kein menschenwürdiger und fairer Umgang. Dies belegten viele Studien von Flüchtlingsorganisationen, die Uhlich und seine 21 Mitstreiter des Freundeskreises Hofheim in diesen Tagen studieren. „Und genau da setzen wir mit unserer Argumentation an: kein Zugang zur Schule, keine Nahrung und willkürliche Behandlung. Zudem sind die Kinder der Familie höchst traumatisiert. Und: Die Familie ist in Hofheim bestens integriert. Warum sollen sie weg?“, sagt Uhlich.
Steffen Vogel (CSU), Mitglied des Landtags, erfuhr erst am Donnerstag aus der Zeitung von der drohenden Abschiebung der Familie Abbas. Er hatte die Familie vergangenen Herbst zusammen mit der Bayerischen Sozialministerin Emilia Müller und Landrat Wilhelm Schneider besucht. Dabei ist ihm die „mustergültige Integration der Familie“ aufgefallen. Noch am Donnerstag hat er beim Petitionsausschuss des Landtags die Aussetzung der Abschiebung beantragt und für die Familie ein „dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Deutschland“ gefordert.
Vogel führt noch einen weiteren Aspekt an, der auch der Sozialministerin Emilia Müller am Herzen liegt, wie sie während ihres Besuchs in Hofheim deutlich gemacht hat: die Ehrenamtlichen, die sich um die Integration von Asylbewerbern und Flüchtlingen kümmern. „Diese Menschen (...) kümmern sich mit viel Engagement und Herzblut um eine bestmögliche Integration“, schreibt Vogel. Sie sähen mit einer Abschiebung „ihre Arbeit zunichte gemacht“.
Der Einsatz des Abgeordneten lässt Uhlich Rückenwind verspüren. Zudem haben sich zig entsetzte Bürger bei ihm gemeldet. „Der Wirbel passt uns ja genau“, meint er. Der Freundeskreis Asyl in Hofheim setzt alles daran, um der Familie Abbas in diesen Tagen einen „normalen“ Alltag zu ermöglichen. „Das ist jetzt unser Bier, diese Abschiebung zu verhindern. Darin liegt der Sinn unserer Arbeit und unseres Einsatzes“, ergänzt Uhlich als Sprecher des Hofheimer Freundeskreises Asyl.