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RÜGHEIM: Faschingskostüme: Venezianisch ist der Trend, aber ausgebucht

RÜGHEIM

Faschingskostüme: Venezianisch ist der Trend, aber ausgebucht

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    Faschingskostüme: Venezianisch ist der Trend, aber ausgebucht
    Faschingskostüme: Venezianisch ist der Trend, aber ausgebucht

    Betritt man den kleinen Laden an der Straßenecke gegenüber dem Marktplatz in Rügheim, bleibt einem beinahe der Mund offen stehen. Auf den ersten Blick sieht der Besucher des Ladens Kostüm an Kostüm. Stößt er weiter in das Geschäft vor, kommt eine nette Dame aus einem weiteren Raum. Wenn man dann, von den vielen Kostümen geblendet, nicht direkt weiß, welches Kostüm man anprobieren soll, gibt es nur eine Möglichkeit: die Inhaberin nach ihrer Meinung fragen.

    „Warten Sie, ich hab' da was für Sie!“ Eifrig und zielstrebig verschwindet Lindtrud Lunz hinter den Kleiderständern und kommt schließlich mit dem Kostüm zurück, das in den meisten der Fälle „wirklich das richtige ist“. Lindtrud Lunz macht einen sehr ausgeglichenen und zufriedenen Eindruck. „Die Leute, die zu mir kommen, sind freundlich und, wenn sie gehen, meistens sehr glücklich“, erzählt sie. Allerdings, berichtet sie, ziehe es mittlerweile immer weniger Faschingsfreunde in ihr Lädchen. Woran das liegt? Es „gibt kaum noch Faschingsbälle und Faschingsumzüge“. Deshalb kleide sie hauptsächlich nur noch die Akteure selbst ein.

    Eingekleidet hat sie in dieser Faschingssession bereits besonders oft im venezianischen Stil. „Davon habe ich gar nichts mehr hier“, bedauert Lindtrud Lunz auf Nachfrage. Nach wie vor liegt Mittelalterliches im Trend. „Das wird wahrscheinlich noch die nächsten Jahrtausende so bleiben“, scherzt die Inhaberin des Kostümladens. Ebenso gibt es jedes Jahr wieder starke Nachfrage nach Asterix und Obelix, Alice im Wunderland oder die bezaubernde Jeannie.

    „Ich persönlich habe kein Lieblingskostüm“, sagt Lindtrud Lunz. Wenn sie doch eines nennen müsste, würde es „mein Bett“ sein, lachte die Inhaberin. Aber „allgemein“, so findet sie, „gibt es für jeden das passende Kostüm“. Schließlich nähe sie 80 Prozent der Verkleidungen selbst, mit „vollem Herzblut“. Kostüme näht sie schon seit stattlichen 35 Jahren.

    Auf die Frage, ob es denn auch Ladenhüter bei ihr gebe, antwortete sie damit, dass es bei „Verkleidungen im Grunde genommen keine Sachen gibt, die aus der Mode gelangen. Immer wenn ich Sachen aussortiere, werden sie garantiert am nächsten Tag verlangt“, berichtet Lindtrud Lunz aus Erfahrung.

    Gewisse verrückte Erfahrungen durfte sie auch schon machen, in der Zeit als Inhaberin des Kostümverleihs. Besonders am Anfang des Bestehens wurde sie oft am Sonntagmorgen zu unmenschlichen Zeiten aus ihrem Bett geklingelt, „wenn ich eigentlich mal ausschlafen konnte“, erinnert sie sich schmunzelnd.

    „Einmal“, fährt sie fort, „kamen zwei befreundete Männer vorbei – der eine mit Bauchtrommel, der andere gertenschlank.“ Beide wollten das gleiche Kostüm. Das war eine Situation, in der sie besonders gefordert war. Doch auch für diese beiden Männer „hab' ich das Passende gefunden“, erzählt sie stolz. „Ich habe Schotten aus ihnen gemacht“, lächelt sie. „Allgemein“, so ist sie der Meinung, „findet sicher jeder hier ein passendes Kostüm.“

    Mit diesen Worten wird man zurück zum Ausgang begleitet und Lindtrud Lunz fügt zum Abschied zufrieden hinzu: „Meinen Feierabend verbringe ich jetzt mit meinem Hund“ – wohl ein Erfolgsrezept für 35 Jahre Nähen und Verkleiden aus Leidenschaft.

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