Mit dem Flieger in den Süden, nahe dem Ballermann am Strand von Mallorca liegen oder an Italiens Adriaküste im Meer planschen: für viele Deutsche der Inbegriff von Urlaub. Nicht so für die Eheleute Brigitte und Herbert Zehner aus Eltmann. Für sie bedeutet Urlaub Erholung auf vier Rädern. Mit ihrem historischen Arnold-Wohnmobil sind sie mehrmals im Jahr unterwegs. „Für uns ist das Freiheit pur“, beschreiben sie das Gefühl, weder an ein Hotel noch an eine Reisegruppe gebunden zu sein.
Der nächste Ausflug ist fest geplant: Vom 9. bis zum 12. Mai macht das Ehepaar in Ebern auf dem Top-Platz Station. Dort werden zum Arnold-Treffen rund 80 historische Wohnmobile erwartet, auch aus Österreich und Holland. Bis zu 600 Kilometer Anreise werden manche haben, hat Herbert Zehner ausgerechnet, der das Treffen in diesem Jahr mit seiner Frau organisiert.
500 Arnold-Besitzer
Die Arnold-Freunde, das ist eine Interessengemeinschaft, die sich im Jahr 2002 gegründet hat. Es handelt sich dabei um engagierte und in den meisten Fällen langjährige Arnold-Besitzer. „Wir lieben unsere Fahrzeuge. Wir möchten sie noch lange erhalten und auch anderen die Möglichkeit bieten, daran teilzuhaben, weil wir von ihrer Einzigartigkeit, Praktikabilität, Qualität und Langlebigkeit überzeugt sind. Am besten ist natürlich ein top gepflegtes Fahrzeug mit H-Kennzeichen, das nicht nur seinen Besitzer immer wieder aufs Neue erfreut“, heißt es auf deren Homepage. Inzwischen ist die Fangemeinde auf rund 500 Arnold-Besitzer angewachsen, weiß Herbert Zehner. Jedes Jahr treffen sich über 60 Teilnehmer für ein paar Tage auf einem Platz.
Die Zehners hatten 2004 erstmals Kontakt mit einem Arnold-Wohnmobil. „Wir haben lange nach einem Wohnmobil gesucht, bis uns eines wirklich gut gefallen hat. Und das war ein Arnold 35L“ – ein Wohnmobil, das zu den historischen Fahrzeugen zählt und das mit einem heute meist hoch modernen sowie technisch und elektronisch exklusiv ausgestatteten High-End-Reisemobil nichts zu tun hat. „Ich habe mich reingesetzt und gleich wohl gefühlt“, erinnert sich Brigitte Zehner an den Moment, als sie das heute 33 Jahre alte Fahrzeug zum ersten Mal betrat.
Im Internet haben die Zehners recherchiert, was es mit den Arnold-Wohnmobilen auf sich hat und kamen so mit anderen Liebhabern in Kontakt. 2005 waren sie beim ersten Arnold-Treffen in Bochum dabei.
Und schon bald lernten sie einen Leitspruch kennen: „Ein Arnold wird nicht verkauft, er wird vererbt.“ Damit wird die Liebe und Leidenschaft der Besitzer zu diesen Fahrzeugen ausgedrückt. Und bei den Treffen werden „Benzingespräche“ geführt und bei Bedarf auch mal Motoren und Radachsen ummontiert. „Da hat jeder sein Werkzeug dabei“, lacht der Eltmanner.
Nostalgie und Freiheit – das ist es, was das Ehepaar beim Urlaub mit dem Wohnmobil liebt. „Einfach da anhalten, wo man Lust dazu hat.“ Das muss nicht immer ein offizieller Stellplatz sein, auch ein Parkplatz tut es. „Was gibt es Schöneres, als sich auf die Bank zu setzen und beim Blick aus den Panorama-Fenstern die Natur zu beobachten“, kommt Brigitte Zehner ins Schwärmen. Bewusst verzichtet das Paar auf so manchen Luxus. „Wir haben warmes Wasser, einen Kühlschrank, eine Dusche und Platz zum Schlafen – was braucht man mehr“, so die Hausfrau.
Kontakt zur Bevölkerung
Wichtig ist den Beiden vor allem der Kontakt zur Bevölkerung – egal, wo sie Station machen. „Andere setzen sich in ihrem Wohnmobil vor den Fernseher, wir gehen lieber raus und lernen Menschen kennen.“ Und Viele guckten neugierig auf das Vehikel. Wer einen Arnold fahre, komme immer ins Gespräch.
„Wir kommen auf 60 bis 80 Übernachtungen im Jahr in unserem Wohnmobil“, sagt Herbert Zehner und schmunzelt: „Wenn man so will, haben wir eine kleine Ferienwohnung in ganz Europa.“
Herbert Zehner schwört auf die Qualität der Arnolds. Da gehe nicht viel kaputt. „Es gibt Arnolds, die haben schon 500 000 Kilometer auf dem Tacho und sind immer noch top in Schuss.“
Indes: Die Wohnmobile kosteten Ende der 1970er Jahre bereits zwischen 60 000 und 80 000 D-Mark. „Das konnten sich damals nur Ärzte oder Besserverdienende leisten“, sagt Brigitte Zehner. Insgesamt wurden rund 1700 Arnold-Reisemobile gebaut, ein Großteil davon ist heute noch auf den Straßen unterwegs. Die Sandwichbauweise garantiert optimale Isolierung und Lebensdauer.