Allein schon der Auftakt dieses Ereignisses am Samstagnachmittag war perfekt inszeniert. Zwar eher unfreiwillig, da den verschlungenen Einbahnstraßen Richtung St. Elisabeth-Kirche geschuldet. Jedenfalls stieg die Spannung bei den Wartenden im und vor dem Gotteshaus: Kommt er oder doch nicht? Erleichterung, als sich eine schwarze Limousine mit dem Meister am Steuer näherte: Markus Lüpertz hielt seine Zusage ein, an der Präsentation seiner vier neuen Glasfenster in Chor und Kirchenschiff teilzunehmen. Beim Aussteigen aus dem Wagen entschuldigte er sich für die Verspätung: „Ich kenne mich mit dem Navi nicht so aus und musste suchen“, lächelte der 80-Jährige.
„Ein besonderer Freudentag für Bamberg!“ begrüßte Hans Lyer, Pfarrer der Gottesdienstgemeinde von St. Elisabeth, die Besucher – allesamt geladene Gäste, da wegen der Hygienevorschriften nur ein begrenztes Platzangebot in der Kirche zur Verfügung stand.
Lyer war die Freude anzusehen, dass inzwischen sechs der acht Maßwerkfenster mit der zeitgenössischen Kunst von Lüpertz versehen sind. „Wir müssen die Menschen froh machen!“ zitierte der Pfarrer denn auch die Kirchenpatronin, die heilige Elisabeth. Diese Worte würden in Krisenzeiten wie den derzeitigen besonders gebraucht, meinte Lyer.
Auch die beiden Schirmherren des Projektes Markus Lüpertz-Fenster, Oberbürgermeister Andreas Starke und Erzbischof Ludwig Schick, gingen auf die Synthese moderner Kunst und religiöser Überlieferung ein. Der Erzbischof sprach von einer „spirituellen Dimension der Fenster“, deren Quellen sich aus der Tradition speisten. Die leiblichen Werke der Barmherzigkeit seien auch mit den geistigen verbunden, erklärte Schick. Die Glasfenster würden dem Betrachter mitgeben, dass „wir diese Werke als Auftrag sehen, diese zu erfüllen und zu tun, weil sie eine humane Zukunft schenken“.
Oberbürgermeister Starke billigte den Kirchengebäuden „unabhängig von Glauben, Konfession und Religion eine große Anziehungskraft auf einheimische Bürger und Touristen aus“. Kirchen gehörten zu den „Dominanten im Bild einer Stadt“, seien „Orte der Ruhe und Konzentration im Getriebe der Zeit und laden zum Verweilen wie Innehalten ein“, sagte Starke. So auch die über 600 Jahre alte Kirche St. Elisabeth im Herzen der Weltkulturerbestadt Bamberg. Starke dankte der „Initiative Glasfenster Markus Lüpertz“ und der Dompfarrkirchenstiftung, die sich mit Engagement diesem Projekt angenommen hätten.
Birgit Kastner, Leiterin der Hauptabteilung Kunst und Kultur im Erzbischöflichen Ordinariat, führte in das Werk von Lüpertz ein. Die Ordinariatsrätin räumte ein, dass sich die weder abstrakte noch figurative Darstellungsweise dieser Werke voller „elementarer, existenzieller Wucht“ sich nicht jedem und jeder erschließe: „Aber das muss Kunst auch nicht, gerade in Bezug auf die Fenster darf sie in unterschiedlichem Licht gesehen werden.“
Für Christoph Gatz, Motor der „Initiative Markus Lüpertz Fenster“, sind diese Objekte „ein großes Glaubenszeugnis und ein hervorragendes Werk zeitgenössischer Kunst“. Auch wenn das Werk noch unvollendet sei – es fehlen die beiden Fenster „Gefangene besuchen“ und „Tote begraben“ – lasse sich erahnen, wie ein vielstimmig komponierter Farbklang den Kirchenraum durchziehen werde.
Gatz dankte den vielen Spendern und Sponsoren – „eine breit angelegte Bürgerbewegung!“ – die das bisher Geschaffene möglich gemacht haben. „Wir machen weiter!“ versicherte er den unermüdlichen Einsatz der Initiative bei der Suche nach weiteren Spendern. Ein Lichtstreif am Horizont ist jedenfalls, dass die Rotarier Bamberg das Fenster „Gefangene besuchen“ zu einem großen Teil fördern, und es bereits jetzt bei der Glaskunstfirma Derix in Taunusstein in Auftrag geben werden kann.
Ein zufrieden dreinschauender Markus Lüpertz zeigte sich „glücklich, dass sechs Fenster fertig sind, das ist ein Fort- oder Weiterschritt“. Er habe eigentlich erst wieder nach Bamberg kommen wollen, wenn alle acht eingebaut sind, bekannte Lüpertz. „Doch ich war neugierig!“ begründete er seine Abkehr von ursprünglichen Plänen.
Kunst sei ein „Dokument über die Zeit hinaus“. „Ich liebe Kirchenfenster, Bilder können im Museum abgehängt werden, die Fenster nicht!“ Das sei eine Herausforderung für den Künstler, der sich Mühe geben müsse „oben anzukommen“. Er habe es als eine schöne Aufgabe empfunden, einer „Frau von dieser Qualität, wie die heilige Elisabeth sie hatte, zu dienen“. Zu guter Letzt rief Markus Lüpertz den „Dank des Künstlers“ in den Kirchenraum: „Ich konnte frei arbeiten!“
Ab sofort sind an jedem Samstag und Sonntag Führungen jeweils um 15, 16, 17 Uhr in der St. Elisabeth-Kirche möglich. Interessenten können sich an Christoph Gatz, Tel.: (0951) 9662720, wenden. Spenden für die beiden noch ausstehenden Glasfenster sind auf folgendes Konto der Dompfarrkirchenstiftung-St. Elisabeth möglich: Sparkasse Bamberg, IBAN DE93 7705 0000 0578 3423 70.
