Wer das Finanzamt besucht, kann den Behördengang mit der Besichtigung einer Ausstellung verbinden. Seit zwei Jahren zeigt hier die „Künstlergruppe Weißenbrunn“ aus Ebern in einer Dauerausstellung einen Teil ihrer Bilder.
Dauerausstellung bedeutet keinesfalls, dass über den gesamten Zeitraum die gleichen Kunstwerke zu sehen sind. „Die Bilder wechseln ständig“, erläutert Bert Niklaus, Fotokünstler aus Eben. Gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin Karin Hommert, die sich wie er mit mehreren Arbeiten an der Ausstellung beteiligt, ist er Ansprechpartner, wohl aber auch kreativer Kopf und Berater der Gruppe. Die Künstler aus dem Heimatkreis drücken ihre Leidenschaft in Fotografie und Malerei mit verschiedenen Techniken aus, immer individuell, selten farblos. Unter dem Titel „Willkommen auf der bunten Seite des Lebens“, laden sie im Internet zu einem Besuch in das Schloss Weißenbrunn bei Ebern ein, wo sich ihr Atelier befindet. Ihre künstlerische Sicht zeigen sie plastisch mit den Ausstellungsobjekten in den Finanzamtsfluren.
Die Besucher der Behörde fühlen sich angesprochen, bleiben stehen, schauen genauer hin, so wie beispielsweise Anna Mauer aus Zeil. Sie meint, manche Bilder seien ihr zu grell, die würde sie nicht immer um sich haben mögen, andere gefallen, weil sie „etwas dezenter“ seien. „Das Bild 'Beauty' finde ich schön“, sagt sie, vor einer Fotografie von Bert Niklaus. Daneben hängt „Venus“, eine Kombination von Fotografie und Malerei, entstanden als Kooperationswerk mit Karin Hommert.
Neben der Bürotür des stellvertretenden Amtsleiters Theo Götz hängt das farbenfrohe Bild „Drei Freundinnen“, eine Arbeit von Erika Freibott. „Die nackten Gänge“, wie Götz die Flure bezeichnet, seien auf diese Weise „bestens genutzt“. Dass die Künstler ihre Werke präsentieren, sei auch eine Bereicherung für die Mitarbeiter.
Ob der amtierende Chef die Bilder noch wahrnehme, so oft wie er die Flure entlang schreitet, möchte die Heimatzeitung wissen. „Ich schaue immer wieder mal hin und entdecke öfter etwas Neues“, meint Götz. Es sei doch schöner, die Bilder zu sehen, als auf weiße Wände zu blicken, „zumal es sich um Künstler aus der Region handelt“. Mit Michaela Lehnhardt als Mitglied der Eberner Künstlergruppe ist sogar eine Mitarbeiterin des Finanzamtes vertreten.
Die Ausstellungsobjekte sind in ihrer Art sehr verschieden, sowohl in der jeweiligen Arbeitstechnik als auch in der Aussage. Außerdem bereichern Gastkünstler aus China die Galerie. „Wir sind ein lockerer Haufen“, sagt Niklaus über sich und seine Künstlerfreunde. Derart leger im Sinne von entspannt und formlos will er wohl auch die Ausstellung verstanden wissen.