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HAßFURT: Flüchtling

HAßFURT

Flüchtling

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    Eine Einweihung ist – wie der Name schon sagt – in der Regel eine feierliche und – da meist mit einer Segnung verbunden – auch ein bisschen eine kirchliche Angelegenheit. Und wenn die Einweihung eines neuen Amtsgerichtsgebäudes ansteht, für das der Freistaat die stolze Summe von 11,3 Millionen Euro lockergemacht hat, wird diese Feierlichkeit schnell zum Defilee nicht nur lokaler Prominenz. Deshalb verwundert es nicht, dass am Donnerstag im neuen Haßfurter Amtsgericht sich alles, was Rang und Namen hat, vor allem aus dem Bereich der Justiz, versammelte.

    Die Hauptperson war sicherlich Bayerns Justizminister Prof. Dr. Winfried Bausback. Der war sichtlich gut drauf, scherzte zu Beginn seiner Festrede, dass Haßfurt ein heißes Pflaster ist, und war sich auch nicht zu schade, dem Blechbläser-Quintett persönlich zu danken, weil er es beeindruckend fand, dass in dem Ensemble drei Justiz-Wachtmeisterinnen mitmusizieren.

    Aber zurück zur Zeremonie selbst. Wie gesagt, eine Einweihung ist immer auch mit Segensworten und Geistlichen verknüpft. Nach Reden und Musikeinlagen war es soweit. Die Dekane persönlich ließen es sich nicht nehmen, die Segnungshandlung vorzunehmen. Als Hauptzelebrant fungierte dabei der evangelische Dekan Jürgen Blechschmidt aus Rügheim. Seine Art Predigt drehte sich erfrischenderweise mehr ums aktuelle Tagesgeschehen denn um den Auszug aus Ägypten. Warum er sich allerdings bei der Einweihung eines Amtsgerichts ausgerechnet zu der Aussage verstieg, Jesus Christus hätte bei seinem 69. Geburtstag (?) nicht 69 Flüchtlinge nach Afghanistan ausgeflogen und noch Witze darüber gemacht, blieb sein Geheimnis.

    Angesichts der Tatsache, dass ein nicht unbedeutender Anteil der Ehrengäste der in Bayern staatstragenden Partei angehört, wollte der Geistliche wohl seine Chance nutzen, um auf seine Weise an das nach der mehr als flapsigen Aussage des CSU-Vorsitzenden mehr denn je flackernde „C“ im Parteinahmen zu erinnern.

    Die Quittung kam sogleich. Minister Bausback, Mitglied im Vorstand der CSU, wollte wohl solche Kritik an seinem Parteivorsitzenden nicht hinnehmen. Er stand plötzlich während der Segnungs-Zeremonie auf und verschwand in der Toilette. Da er jedoch innerhalb allerkürzester Zeit dieses Etablissement wieder verließ und auf seinen Platz zurückkehrte, blieb genügend Raum zur Interpretation der Gründe für diesen „Ausflug“. Das spontane Verlangen, als Minister die sanitäre Versorgung seiner im Haßfurter Amtsgericht Beschäftigten zu überprüfen, kann man dabei wohl getrost vernachlässigen.

    Der naheliegende Grund für seine „Flucht“ wäre allerdings ein peinlicher. Als gestandener Minister sollte Winfried Bausback über solchen Angriffen stehen, selbst wenn sie von einem evangelischen Dekan kommen. Dass die kommentierte Seehofer-Aussage nicht die intellektuellste Leistung seiner Politikerkarriere war, ist zum einen unbestritten, zum anderen nichts Neues.

    Mit der stellvertretenden Parteivorsitzenden Dorothee Bär war ein noch „ranghöheres“ CSU-Mitglied anwesend. Die Staatsministerin im Kanzleramt zuckte im Gegensatz zu ihrem leidenden Münchner Amtskollegen jedoch mit keiner Wimper. In der Bundesregierung weht wohl doch ein noch schärferer Wind als in Bayern. Das härtet ab.

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