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HOFHEIM: Förster Streck: „Wir brauchen dringend Landregen“

HOFHEIM

Förster Streck: „Wir brauchen dringend Landregen“

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    Ein Funken genügt: Hofheims Förster Bernhard Streck zeigt das aktuell sehr trockene Laub.
    Ein Funken genügt: Hofheims Förster Bernhard Streck zeigt das aktuell sehr trockene Laub. Foto: Foto: Johanna Ott

    Der Waldboden knistert unter den Füßen, man kann die Trockenheit im Wald richtiggehend hören und spüren. Die wenigen Regenfälle in den vergangenen Wochen haben so gut wie keine Linderung der Waldbrandgefahr zur Folge gehabt. „Der Regen kommt am Boden einfach nicht an“, sagt Förster Bernhard Streck und zeigt auf die dichten Blattkronen der Eichen.

    Um die Waldbrandgefahr zu mindern, bräuchte der Wald das Wasser direkt auf dem mit trockenem Laub bedeckten Boden. Streck spricht bildlich: In den zurückliegenden Wochen habe der Boden lediglich „wie ein Schwamm funktioniert“, das heißt, die Feuchtigkeit, die teilweise durch die Blattschicht hindurchkam, sickerte einfach in den Boden. Dieser sei deshalb im Innern zwar feucht, doch die mit trockenen Blättern bedeckte Oberfläche immer noch trocken. Zu trocken für den Wald.

    Der Hofheimer Revierförster Streck deutet auch auf die verdorrten Äste und das dürre Gras auf dem Waldboden: „Wenn hier jemand eine Zigarette wegwirft, geht's ganz schnell und wir haben beste Voraussetzungen für ein Bodenfeuer.“ Trockenheit und hochsommerliche Temperaturen hatten so auch die Regierung von Unterfranken veranlasst, am vergangenen Wochenende erneut vorsorglich Luftbeobachtung anzuordnen. Was in dieser Situation allein helfen könnte: ein „lang anhaltender Landregen“ so Förster Streck.

    Pflanzen brauchen wenig Wasser

    Auch Roland Henfling, Revierförster in Königsberg erklärt: „Der August war bei uns einfach zu trocken.“ Und die Hitze der vergangenen Tage hat die Waldbrandgefahr noch erhöht. Björn Lieblein, Stadtförster in Königsberg bestätigt: „Bereits nach wenigen Tagen Trockenheit hat man schon Waldbrandgefahr.“ Wobei er aber auch betont, dass die Trockenheit den Pflanzen an sich wenig ausmacht: „Die Vegetationszeit und die Zeit der Fotosynthese ist vorbei, die Pflanzen und Bäume brauchen gerade generell weniger Wasser.“

    Im Zusammenhang mit der Trockenheit kommt Streck auf ein aktuelles Thema zusprechen. „Der Klimawandel allgemein ist auch eine große Belastung für den Wald.“ Unter den Extremen, sei es lang anhaltende Hitze oder enorme Regenfälle, würden die Wälder stark leiden. „Gerade eben auch die heimischen Baumarten wie die Eichen“ seien betroffen. Diese müssten sich auf diese Bedingungen erst einstellen.

    Aber nicht nur die Laubbäume sind in Gefahr. Auch die Fichten zum Beispiel leiden unter der Witterung. „Die Stürme früher im Jahr haben einige Fichten gefällt“, beklagt Förster Streck. Auch Björn Lieblein nennt die Stürme, die Ende Juni über die Region fegten, als großes Problem. Wenn dann auch noch eine lange Dürreperiode folge, dann beginnt laut Streck ein Teufelskreis. Da die Fichten, die dann auf dem Waldboden liegen, nun allmählich austrocknen, verbirgt sich hier eine weitere Gefahr für den Wald: der Borkenkäferbefall. Die Schädlinge fühlen sich vor allem bei niedriger Feuchtigkeit pudelwohl. Die Fichten bieten so also ideale Bedingungen für den Käfer.

    Verräterische Gänge

    Der Hofheimer Förster Streck untersucht einen Baum und stellt einen Schädlingsbefall fest. Er zeigt auf die kleinen Gänge, die der Borkenkäfer in den Baum frisst. „Hier müssen wir jetzt handeln, der Borkenkäfer ist bereits in den Ästen“, erkennt Bernhard Streck. Die Bäume müssen schließlich aus den Wald geschafft werden und dann gehäckselt oder als Brennholz verarbeitet werden. Dies sei sehr wichtig, „da die Borkenkäfer auch gesunde Bäume angreifen und diesen schaden können“, erklärt Streck. Im Großen und Ganzen sei die Gefahr des Borkenkäferbefalls dieses Jahr jedoch geringer als in anderen Jahren, sagt Streck erleichtert.

    Auch Roland Henfling erklärt, dass zwar ein „eiserner Bestand“ an Borkenkäfern immer im Wald sei, es insgesamt in diesem Jahr jedoch recht wenige dieser Schädlinge gebe. Da sie sich vor allem bei Trockenheit und Hitze vermehren und ausbreiten, hofft er in dieser Hinsicht auf einen kühlen Spätsommer. „Kühler, als zum Beispiel im Jahr 2003“, erklärt der Förster. In diesem Jahr habe es im September und Oktober noch einmal hohen Borkenkäferflug gegeben, der den Wald damals sehr schwächte.

    Stadtförster Lieblein bestätigt dies ebenfalls. In seinem Waldgebiet, dem Königsberger Stadtwald, befindet sich eine Monitoring-Station, die den Borkenkäferbefall im Wald aufzeigt. Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft zeigt auf einer Gefährdungskarte ebenfalls keine nennenswerte Borkenkäferwarnung für die Haßberge an. „Jedoch darf man diese Parasiten keinesfalls unterschätzen“, ergänzt Streck.

    Zumal es auch die Sekundärschädlinge, wie den Eichenprachtkäfer, als Gefahr für den Wald gebe. Als Auswirkung des trockenen Winters seien die Eichen geschwächt, was sich der Käfer zunutze macht. Es kommt dann zu Löchern im Kronendach und infolgedessen zu mehr Licht und mehr Gras im Wald, was die Waldbrandgefahr durchaus erhöhe. Aber insgesamt, resümiert Lieblein, sei es in diesem Jahr glücklicherweise sehr ruhig im Wald gewesen ist.

    Brennholz: begehrt und knapp

    Zur Brennholzproblematik, die viele Leute interessiert, sagt Streck Folgendes: „Da kann man zur Zeit wenig Aussagen machen, dazu ist gerade einfach nicht die Zeit.“ Er erklärt jedoch, warum das Brennholz in letzter Zeit oft knapp wird. Zwar könnte auch in diesem Jahr die Bevölkerung voraussichtlich wieder ausreichend mit Brennholz versorgt werden, doch macht sich ganz eindeutig eine Tatsache bemerkbar: Es nimmt nämlich die Anzahl derer, die Holz machen, erheblich zu.

    Weiterhin lege man in letzter Zeit auch sehr viel Wert auf den Naturschutz. Man lasse immer wieder Bäume im Wald, in der Hoffnung, dass sich unter anderem wieder seltene Insekten ansiedeln (wir berichteten).

    Henflings Einschätzung: Der Erwerb von Brennholz dürfte in Zukunft komplizierter werden. „Oft muss man das Holz auch von weiter weg beschaffen“, sagt Henfling und bestätigt so, dass man als Privatperson zur Zeit schlecht an Brennholz aus der heimischen Region kommt. Gerade auch in diesem Zusammenhang ist sich der Förster sicher: „Die Leute müssen in Zukunft einfach mehr für ihr Holz bezahlen“.

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