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ZEIL/GEROLZHOFEN: Frachtschiffe schlagen hohe Wellen

ZEIL/GEROLZHOFEN

Frachtschiffe schlagen hohe Wellen

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    Bei starkem Wellengang machte die „Bornrif“ im Zeiler Hafen fest. Ausgerüstet mit modernster Steuer- und Radaranlage, misst das Frachtschiff mit Heimathafen Rotterdam 110 Meter. Vertäut mit einem Frachter von 1928 bringt es der Schubverband auf 189 Meter und zählt damit zu den Superverbänden auf dem Main. 500 Lastwagenladungen finden Platz in beiden Schiffsbäuchen.

    Kapitän Peter Boonstra steht in der fünften Generation auf Deck. Sogar geboren ist er an Bord eines Frachtschiffes. „Auf Schiffsplanken habe ich das Laufen gelernt“, sagt er. Auch seine Frau hält das Kapitänspatent, neben Funkzeugnis, Radarzeugnis, Rheinpatent. „Früher hat man verschiedene Patente für die Wasserstraßen halten müssen. Heute darf man mit dem Rheinpatent runter bis ans Schwarze Meer“, sagt Boonstra. Bei einer sogenannten A1-Fahrt dürfen er und seine Frau 14 Stunden ununterbrochen am Ruder stehen. Sollen sich die Schiffsschrauben 24 Stunden drehen, dann müsste ein dritter Kapitän zur Crew stoßen.

    Gleich hinter der „Bornrif“ liegt die „Cäcilia“ und öffnet die Ladeluken. Mit ihren 80 Metern auch kein Schaukelkahn. Ein weiteres Schiff hat soeben Kurs nach Duisburg genommen.

    Es tut sich was im Zeiler Hafen. Im Jahr 2007 wurde die Spundwand, wie die Anlegestelle genannt wird, um 155 Meter Richtung Osten verlängert. „Zeil ist heute der jüngste Hafen Deutschlands, sieht man von den Hafenerweiterungen in Passau ab. Vergangenes Jahr hatten wir 112 000 Tonnen Frachtgutumschlag – ein Rekordjahr. Heuer liegen wir schon bei gut über 50 000 Tonnen“, erklärt Geschäftsführer der Hafen Zeil GmbH, Günter Bier. Zusammen mit der Firma Pro Agrar Handelskooperation GmbH, an der die Wolf Agrarhandel GmbH & Co. KG aus Gerolzhofen, die R. Neubauer GmbH & Co. KG aus Schwanfeld und die Ludwig Zehner OHG aus Bad Königshofen beteiligt sind, ist er verantwortlich für die gesamte Hafenlogistik.

    Ronni Geier von Pro Agrar überwacht per Computer die 16 Verladesilos und die Ladevorrichtungen in seinem Hafenbüro. Hier laufen alle Fäden zusammen. In 16 Silos können 12 000 Tonnen zwischengelagert werden. Die Verladeleistung liegt bei 120 Tonnen pro Stunde. Lastwagen bringen fast permanent Nachschub an Getreide und Schüttgut.

    Frank Nicklaus aus Löffelsterz hat gerade eine Fuhre A-Winterweizen angeliefert. „Wir erhalten von den Landhändlern, an die wir verkaufen, die Anweisung, welche Häfen oder Silostationen wir anfahren sollen. In Zeil gibt's keine langen Wartezeiten für die Anlieferer, das geht flux.“ Lastzüge von bis zu 18 Metern und 60 Tonnen Gesamtgewicht können die vollelektronische Brückenwaage befahren. Die Auswertung der Ladeproben wird vor Ort vorgenommen.

    Den Pilzkeimen auf der Spur

    Unabhängige Kontrolleure prüfen die Agrarprodukte ebenfalls. Gerd Hensel aus Magdeburg ist gelernter Müller mit Zusatzqualifikation „Seegüter-Kontrolleur für Agrarprodukte“. Denn: „Nichts wäre fataler, als wenn man mit Krankheitskeimen und Pilzbefall zu kämpfen hätte. Ganze Silos und Schiffsladungen müssten notfalls entsorgt werden. Wir lagern Rückstellmuster, um im Schadensfall zweifelsfrei den Verursacher feststellen zu können.“

    Von der Ostsee bis Österreich nimmt Hensel Frachtgut buchstäblich „aufs Korn“. Aus jeder Lastwagen-Anlieferung werden vor Abschüttung mit dem Rakoraf (Saugvorrichtung) Proben entnommen und im Hafenbüro auf Qualität, Keimbefall und Klassifizierung untersucht. „Ist die Ladung in die Schüttgossen abgekippt, wird sie mit Elevatoren (Becherwerke) hochgehievt und auf Silos verteilt“, so der Hafenmeister. Mit dem knapp 50 Meter hohen Hafenkran, Typ „Albatros“, können 100 Tonnen Schüttgüter pro Stunde aus dem Bauch der Schiffe geholt oder verfrachtet werden.

    Dem regen Treiben am Hafen wird gerne zugesehen. In sicherer Entfernung stehen zwei Bänke für Zuschauer. Inzwischen verbinden Kapitän Boonstra und ein Matrose den Schubverband nach dem Beladen wieder fest miteinander. „Auch wenn vorbeifahrende Schiffe ihre Fahrt drosseln, schlagen die Wellen hoch und das Schiff lässt sich schwer steuern“, sagt der Kapitän. Über eine Fernbedienung steuert er Schiffsschrauben und Ruder, um die beiden Stahlnuten des Vorderschiffs in die Aussparungen am Vordeck der „Bornrif“ einzupassen. Gleichzeitig vertäut der Matrose beide Frachter und zurrt sie mit Schiffswinden fest aneinander.

    „Mit unseren11,40 Metern Breite, kommen wir gerade so durch die Schleuse in Knetzgau. Steuerbord und backbord bleiben uns nur 30 Zentimeter Spiel.“ Doch der Kapitän ist unbesorgt. Mit sieben Jahren stand er das erste Mal am Ruder.

    2010 besteht der Hafen Zeil zehn Jahre. „Das wollen wir mit einem gebührenden Fest feiern, in guter alter Hafenromantik“, sagt Hafenmeister Günter Bier. Na dann: Schiff Ahoi!

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