Die Pfarrkirche St. Laurentius in Ebern verfügt über eine besondere Orgel. Nicht, weil sie besonders groß wäre oder so viele Register hätte – es sind ihre klanglichen Möglichkeiten, die sie hervorstechen lassen.
Wie Dekanatskantor Wolfgang Schneider erläutert, waren vor 300 Jahren die Orgeln in den europäischen Ländern höchst unterschiedlich. Eine französische Orgel klang anders als eine süddeutsche, die wiederum anders als eine norddeutsche, italienische oder spanische. Passend zu diesen Dispositionen wurde jeweils die Musik komponiert, sodass zum Beispiel ein italienisches Stück auf einer norddeutschen Orgel ganz anders klingt als vorgesehen.
In Ebern gibt es allerdings Register, die ganz wunderbar zur französischen Musik des Barock passen, unter anderen zwei Trompeten im Hauptwerk oder ein Kornett. Diese machen es möglich, dass die modernen Zuhörerinnen und Zuhörer diese Stücke fast so erleben dürfen, wie sie ursprünglich gedacht waren. Kürzlich stellte Wolfgang Schneider dies eindrucksvoll unter Beweis, unterstützt von Michael Wicklein, Robert Goldammer, Benedikt Marks und Simon Schneider, die alle bei ihm Unterricht nehmen oder nahmen.
Er hatte ein Programm mit barocken Variationen über französische Noëls, also Weihnachtslieder, zusammengestellt, die teilweise mit schnelles Läufen und gebrochenen Akkorden in der linken Hand nicht einfach waren. Ergänzt wurden diese durch eine Choralbearbeitung von Johann Sebastian Bach und zwei von Wolfgang Schneider selbst komponierte Stücke, einmal im Stil Bachs, ähnlich dem bekannten "Wachet auf, ruft uns die Stimme", einmal im Stil der Noëls auf der Basis von "O du fröhliche".
Beides war ihm meisterhaft gelungen und begeisterte das Publikum. Am Ende des Konzertes in der vollbesetzten Laurentiuskirche gab es für die fünf Musiker stehende Ovationen und viel Lob. Ebern darf gespannt sein, was Wolfgang Schneider mit dieser Gruppe begabter junger Organisten als Nächstes auf die Beine stellt.
Von: Yvonne Goldammer (für die Pfarrgemeinde St. Laurentius, Ebern)