Die Schwimmbadgaststätte in Altenstein soll aufgewertet und der Parkplatz am Freibad zur Anlaufstelle auch für Besucher des Burgeninformationszentrums (BIZ) werden. Das Vorhaben hat inzwischen an Bedeutung gewonnen, wie Bürgermeister Wolfram Thein am Montag zu Beginn der Gemeinderatssitzung deutlich machte: Das „U-Boot“, wie die Einheimischen die Mischung aus Gaststätte und Kiosk nennen, ist mittlerweile faktisch der einzige gastronomische Betrieb am Ort. Im Rahmen der vor drei Jahren initiierten Machbarkeitsstudie stellte Christoph Lamprecht vom beauftragten Planungsbüro die aktuelle Variante vor.
600 000 Euro höhere Kosten
Mit 2,7 bis 2,8 Millionen Euro liegen die geschätzten Kosten noch um 600 000 Euro höher als bei der vorherigen Version. Der Parkplatz und die Wegverbindung zum BIZ sind da noch gar nicht mitgerechnet. Als Hauptgrund für die Steigerung nannte Lamprecht die Küche, die einem hinzugezogenen Fachmann zufolge größer und besser ausgestattet sein müsste.
Dritter Bürgermeister und Gastronom Gunther Hartleb hielt das gastronomische Konzept für „völlig falsch“: „Ein Gastwirt mit gehobener Küche wird nie in ein Schwimmbad gehen.“ Zudem sind nach Hartlebs Ansicht die angesetzten Mehrkosten für die Küche überzogen. Das sahen mehrere seiner Ratskollegen auch bei anderen Posten so. „Mich schockt etwas die Investitionssumme“, sagte Wilfried Wolfsberger, „dafür könnten wir fast ein neues Schwimmbad bauen.“
Finanzielle Belastung
Als Beispiele dafür, wie die finanzielle Belastung durch ein Freibad eine Kommune auch überfordern kann, verwies Helmut Berwind auf die Beispiele Kraisdorf (Privatisierung) und Autenhausen (derzeit geschlossen). „Wir können uns keinen Mercedes für 2,7 Millionen leisten“, sagte Berwind, „ich bin für eine abgespeckte Version“.
Was die Mitglieder des Gremiums mindestens genauso störte wie die Kosten: Zwischen dem Freibad und der Gaststätte soll es keine Verbindung mehr geben, dafür im Umkleidekomplex des Freibads auch ein Kiosk vorgesehen werden.
Beispiel Freibad Ebern
„Das funktioniert nicht“, war sich Dieter Hepp sicher, „wir würden den jetzigen Schwimmbadbetrieb verschlechtern.“ Badegeäste wollten auch die Möglichkeit haben, in der Gaststätte zu essen – ohne sich umzuziehen.
Doreen Büschel führte an, es würde die Chance auf ein Auskommen für den Pächter erhöhen, wenn dieser während der Freibadsaison gleichzeitig den Kiosk betreiben könnte. Das Beispiel Freibad Ebern zeige, dass das Miteinander von Gaststätte und Kiosk sehr wohl funktioniere.
Wie der Geschäftsleiter der Marktgemeinde, René Schäd, erläuterte, ist die Abtrennung eine Bedingung für die Förderung. Denn, so das Argument der Regierung von Unterfranken: es solle eine Verbesserung der touristischen Infrastruktur erreicht werden, keine Weiterführung des Status quo.
Einzige Gaststätte im Ort
Zum anderen hatte der Küchenplaner argumentiert, der Kioskbetrieb sei nicht mit den Abläufen in der Küche zu vereinbaren. Im Laufe der Diskussion kam die Möglichkeit zur Sprache, einen größeren Kiosk separat im Freibad zu bauen, den der Pächter mitbetreiben könnte. Das Beispiel dafür lieferte der Ellertshäuser See.
Bürgermeister Wolfram Thein gab zu bedenken, dass es nicht nur um das Schwimmbad geht, sondern auch um die einzige Gaststätte in Altenstein. „Wir wollen etwas aufsetzen, dass ein Pächter davon leben kann“. Daher sei bei der Zielgruppe an eine Bündelung gedacht: die Gäste des Freibads, die nach dem Schwimmbadbesuch noch Essen gehen wollen, die Besucher des Burgenwinkels – immerhin kämen jährlich 7000 Menschen ins BIZ – und die Einheimischen.
Kriegen wir wirklich eine Förderung, wenn ja, wieviel? Das war für Zweiten Bürgermeister Harald Deringer die entscheidende Frage.
Wie hoch wird der Fördersatz?
Bislang stehen 60 Prozent im Raum, also der Regelsatz im Rahmen der Städtebauförderung, eventuell plus 20 Prozent aus dem Struktur- und Härtefonds sowie durch ein neues Programm bis zu insgesamt 90 Prozent. Außerdem wurde in der Diskussion die angedachte Förderung für Schwimmbäder angesprochen und die Frage in den Raum gestellt, ob eine Kombi-Lösung bei der Förderung möglich wäre. „Klar ist: Mit einem Fördersatz von 60 Prozent kann es die Gemeinde nicht finanzieren“, betonte Bürgermeister Wolfram Thein. Ein Eigenanteil in Höhe von 600 000 bis 700 000 Euro „wäre eine Hausnummer, mit der ich leben könnte.“ Zuvor hatte Thein an den Grundsatzbeschluss aus dem Jahr 2008 erinnert, das Freibad zu erhalten.
Um eine Antwort auf Deringers Frage zu bekommen, muss die Gemeinde erst mal in die Planung einsteigen. Daher wurde mit Christoph Lamprecht vereinbart, dass das Planungsbüro eine Kostenaufstellung für die Leistungsphasen I bis III vorlegt.
Die beiden Förderprogramme der Marktgemeinde – das eine betrifft den Erwerb von Grundstücken und Immobilien, das andere die Nutzung vorhandener Bausubstanz - werden bis Ende 2021 verlängert. Das beschloss das Gremium einstimmig, ebenso einige redaktionelle Änderungen, die René Schäd so zusammenfasste. „Wir nähern uns den Programmen der Hofheimer Allianz.“
Thema Stromrassen
Eine Gegenstimme gab es beim Votum, sich für das Förderprogramm „Innen statt außen“ zu bewerben. Dieses kurzfristig aufgelegte Programm verlangt die Bereitschaft, eine Zeit lang keine neuen Baugebiete auszuweisen und die Innenentwicklung voranzutreiben.
Um das Thema Stromtrasse „ist es ziemlich ruhig geworden“, stellte Helmut Berwind fest. Er beantragte, „einen heißen Herbst einzuläuten“ und einen Sternmarsch zu organisieren. Für eine solche Aktion zeigte sich Bürgermeister Thein offen. Er verwies zudem auf eine Infoveranstaltung in Hofheim.
Gespräch im Ministerium
Aus dem Bundeswirtschaftsministerium sei inzwischen eine „oberflächliche Antwort“ eingetroffen, so Thein. Das Ziel sei nach wie vor ein Termin dort für die Bürgermeister der Gemeindeallianz Hofheimer Land. „Wir sind natürlich schon bemüht, das Thema auf allen Wegen zu begleiten und voranzutreiben“, versicherte er. Heidi Müller-Gärtner wies darauf hin, dass Landrat Wilhelm Schneider Anfang Juli einen Termin im Wirtschaftsministerium in Sachen Stromtrasse hat.