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HAßFURT: Freies Internet in der Haßfurter City

HAßFURT

Freies Internet in der Haßfurter City

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    Einige Besucher von Straßencafés haben es bereits bemerkt. Seit einigen Wochen gibt es in Haßfurt von der Evangelischen Kirche bis zum Unteren Turm freies WLAN. Ohne Schlüssel-Code und Vertrag kann hier jedermann ins Internet gehen. Wie es dazu kam, erläuterten Bürgermeister Günther Werner, Max Wohlfart und Alex Gutzeit vom Verein „freifunk-franken.de“ im Rahmen eines Pressegesprächs im Rathaus.

    „Wir wollten erst sicher sein, dass es stabil funktioniert“, erklärte Max Wohlfart. Er ist im „Hauptberuf“ Wirt des „Meehäusle“ und ehrenamtlich begeistert von der Idee des „freien netzes“, das seinen Ursprung in Berlin hat. Eine riesige bundesweite Community knüpft dieses kostenlose Netz an vielen Orten mit inzwischen über 11 000 Routern. Eine Komplettabdeckung durch das „freie netz“ haben beispielsweise Rothenburg ob der Tauber und Ansbach. Dort haben sich auch Bürgermeister Werner und sein Verwaltungs-Chef Stephan Schneider erkundigt.

    Zwei Ideen tragen das Netzwerk: freier Internetzugang überall und vor allem auch für sozial Schwache. „Wenn Sie einen Schufa-Eintrag haben, kriegen Sie keinen Mobilfunkvertrag, Ihre Kinder sind vom Internet abgehängt und damit in der Schule wie im Freundeskreis benachteiligt“, so Alex Gutzeit. Er stammt aus Unfinden und hat dort zusammen mit anderen für den ganzen Ort freies WLAN aufgebaut. Mittlerweile lebt er in Ostheim und hat auch dort begonnen. Auch in Junkersdorf baut sich ein Netz auf.

    Dass viele mitmachen, wünscht sich Max Wohlfart auch in Haßfurt. Dank des „Backbones“, eines kleinen Funkkästchens, das fast unsichtbar an einem Geländer am Oberen Turm angebracht ist, kann das Netz jetzt wachsen. Mit einem 20-Euro-Router kann jedermann in Haßfurt entweder nur eine Brücke bauen, um das Signal weiterzuleiten, oder im Idealfall seinen Internetanschluss teilen und damit die Leistung des Netzes verstärken. Einige machen schon mit. Wohlfahrt mit dem Meehäusle beispielsweise, auch die Wasserwacht im Fröschturm, wodurch das WLAN auch an der gesamten Mainlände verfügbar ist. „Vor allem internationale Passagiere der Flusskreuzfahrtschiffe sind einen solchen Service gewohnt“, so Wohlfart. In den meisten europäischen Ländern ist flächendeckender Internetzugang selbstverständlich. Deutschland hinkt da deutlich hinterher, vor allem wegen der so genannten „Störerhaftung“. Der Verein hat einen eigenen Internet-Server in Berlin installiert, über den der gesamte Datenverkehr des „freien netzes“ läuft. Damit sind diejenigen, die das Netz mit knüpfen, nicht dafür verantwortlich, was die Netz-Nutzer online tun. Auch die Firma Schlegelmilch im neuen Gewerbegebiet „Godelstatt“ hat sich bereits eingeklinkt und knüpft mit am Netz. „So können unsere Kunden direkt bei uns im Laden ins Internet“, erklärt Michael Schlegelmilch.

    Die kommerziellen Internetanbieter reagieren nicht aggressiv auf das „freie netz“, so Gutzeit, denn von der Leistung her kommt es mit einem regulären, bezahlten DSL-Anschluss nicht mit – vor allem, wenn es gleichzeitig von vielen Usern genutzt wird. Wer also regelmäßig im Internet große Datenmengen bewegt, wird sich weiterhin einen bezahlten Anschluss leisten. Wer sein Internet für das „freie netz“ teilt, müsse auch keine Sorge um die eigenen Daten haben, versichern Wohlfart und Gutzeit, ebenso geht von dem Sender keine Gefahr aus, betont er. Der Backbone sende mit 8 dBi, das sei weniger als ein schnurloses Telefon.

    Weil der Verein nicht gewinnorientiert ist, haben die Mitglieder nicht nur sehr kostengünstige, weil technisch sehr einfache Router entwickelt, sondern auch einen Server, der auf den ersten Blick wie ein Bauteil von Lego-Technik wirkt. Er kostet nur rund 30 Euro, genügt aber, um im WLAN ein eigenes Internet aufzubauen, eigene Homepages beispielsweise zu betreiben, oder ein Haßfurt-Wikipedia, wie es Max Wohlfart vorschwebt. Die Stadt mit ihren Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten, aber auch die Gastronomie und das Gewerbe könnten sich hier darstellen.

    Als Gastwirt beobachtet Wohlfart, dass sich viele Menschen, vor allem auch die vielen Radtouristen, fast ausschließlich über das Internet, über QR-Codes und Apps informieren.

    Diese Chancen sieht auch Bürgermeister Werner, der die Initiative des Vereins sehr begrüßt. Die Stadt musste nur einen geeigneten Standort zur Verfügung stellen und die laufenden Stromkosten des Backbones übernehmen. „Das sind fünf bis sechs Euro im Jahr“, so Stephan Schneider. Bisher funktioniert das WLAN nur im Freien, doch können beispielsweise die Gaststättenbetreiber über einen Router das Netz auch ins Haus holen und ihren Gästen anbieten.

    Weitere Infos finden Sie unter www.freifunk-hassberge.de

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