Bei strahlendem Sonnenschein sind die Motorsportfans bei der 20. Auflage der ADAC-Grabfeldrallye so richtig auf ihre Kosten gekommen. Geschätzt über 10 000 Zuschauer an den Strecken – davon alleine am Rundkurs in Sulzdorf rund 5000 – verfolgten die spektakulären Drifts der Piloten. Trotz des immensen Teilnehmerfeldes gelang es den Organisatoren um Rallyeleiter Bernd Menzel, eine perfekte Rallye abzuwickeln. Dies sahen auch die Rennkommissare so und erteilten der Veranstaltung beste Bewertungen. „Wir haben das Rekordteilnehmerfeld gut durchgebracht und sind im Zeitplan geblieben. Das hatte uns im Vorfeld ja niemand zugetraut. Und sportlich war es eine sehr anspruchsvolle Veranstaltung“, sagte Menzel, aus Mühlheim/Ruhr stammender Sportleiter des AMC Bad Königshofen.
Das schnellste Team auf den sechs mehr als anspruchsvollen Wertungsprüfungen war erneut Fritz Köhler / Petra Hägele, das sich mit 8,3 Sekunden Vorsprung auf seinem BMW M 3 den Jubiläumssieg holte und seinen Titel verteidigte. Eine Top-Leistung, da Köhler bereits nach der zweiten Wertungsprüfung mit Problemen an der Servolenkung zu kämpfen hatte, die teilweise komplett ausfiel. Auf den weiteren Plätzen folgten Marco Koch / Stefan Assmann (Opel Kadett) und Markus Hesse / Heiko Brand (Mitsubishi Lancer EVO 6). „Hesse ist sehr stark gefahren. Den Ausschlag für Köhler hat gegeben, dass er die Strecken besser kannte“, sagte Rennleiter Menzel. Gut gemacht habe sich übrigens auch die neue Teilstrecke mit dem Namen Herbschter Hütte: „Sie hat sich bewährt und der Zuschauerpunkt an der Ortseinfahrt in Herbstadt war gut besucht.“ Von den laut Menzel 228 Autos – „alle Top-Teams aus dem nationalen Sport waren bei uns am Start“, so der Rennleiter – kamen immerhin 172 ins Ziel, was die Klasse des Starterfeldes unter Beweis stellt. Von den Favoriten erwischte es Nicolas Hässler mit seiner Bad Neustädter Beifahrerin Michael Kusebauch am bittersten. Klar in Führung liegend rutschte der Porsche auf der fünften Etappe mit dem Namen Behrunger Feld auf einem Schotterstück in die Botanik. „Wenn sie nicht ausgefallen wären, hätten sie meiner Meinung nach gewonnen“, fand Menzel. Weiteren Favoriten ging es ähnlich. Raphael Ramonath (Differenzialschaden), Rainer Kecke (Turboschaden) und Bernd Michel (Getriebeschaden) mussten ihre Boliden vorzeitig abstellen.
Verbrennungen am linken Bein
Nach einem heftigen Einschlag des Rallyeteams Steffen Oppel / Nadine Dittrich aus Schlotheim (BMW M 3) musste aufgrund der Bergungsarbeiten die erste Wertungsprüfung abgebrochen und annulliert werden. Oppel erlitt Verbrennungen am linken Bein und wurde mit einem Rettungshubschrauber in die Würzburger Uni-Klinik geflogen. Seine Co-Pilotin brach sich den Arm und wurde in die Bad Neustädter Kreisklinik eingeliefert. „Zum Glück ist das glimpflich ausgegangen. Aber natürlich hatte erstmal jeder einen dicken Klos im Hals“, bekannte Menzel, „der Notarzt war zum Glück schnell vor Ort.“ Schon bei der Übergabe an den Hubschrauber sei klar gewesen, dass Steffen Oppel keine noch schlimmeren Verletzungen erlitten habe. Auch dadurch bedingt, dass die Streckenposten und die nachfolgenden Teams richtig reagiert hatten.
Am Rundkurs in Sulzdorf, der letzten Wertungsprüfung, ließen es die Teams so richtig krachen. Über drei Stunden lang donnerten die KW-starken Boliden über den Asphalt. Wie immer wurden die einzelnen Teams am Start vorgestellt und von den euphorisch jubelnden Zuschauern auf den drei zu absolvierenden Runden begleitet. Ein echter Hingucker war die Drift-Show von Oliver Horsch und seinem Team. Hierzu waren auch Karten für Zuschauer für eine Mitfahrt im Vorfeld verlost worden. „Sensationell“, „ein unglaubliches Erlebnis“, „wahnsinn, wie man ein Auto bewegen kann“, waren nur einige Kommentare der Mitfahrer. Aufgrund des riesigen Jubels der Zuschauer und der tollen Atmosphäre auf der Strecke entschlossen sich die Drifter, auch im nächsten Jahr wieder zu kommen, um ihr Können zu zeigen.
Auf der längsten Wertungsprüfung, der Siegerehrung, waren sich alle einig: Die Grabfeldrallye war wieder eine perfekte Veranstaltung mit besonderem Ambiente und eine echte Werbung für den Motorsport. „Unser Festzelt war rappelvoll. Die ganze Veranstaltung hat inzwischen so etwas wie Festivalcharakter“, sagte Bernd Menzel.
Alle Ergebnisse: www.grabfeldrallye.de