Neue Produkte, neue Märkte: Recht positiv beurteilt die Geschäftsführung von FTE automotive die aktuelle Situation des Unternehmens. Der Verkauf vom US-Investor Bain Capital an den französischen Automobilzulieferer Valeo ist zwar noch nicht abgeschlossen, doch auch da zeigen sich die FTE-Verantwortlichen zuversichtlich.
Von einer „Hängepartie“ sprach Dr. Andreas Thumm mit Blick auf den Verkaufsprozess, der sich seit Mitte vergangenen Jahres hinzieht. „Allerdings rechnen wir schon damit, dass in der zweiten Jahreshälfte 2017 eine Übernahme erfolgt“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung beim Pressegespräch am Mittwoch.
Als Grund für die Verzögerung nannte er Bedenken der Brüsseler Kartellwächter, es gebe hohe Überschneidungen in einem Produktsegment. Wegen dieser Einwände habe Valeo den ersten Antrag zurückgezogen und bereite nun den zweiten Anlauf vor.
Danach soll ein Markttest zeigen, ob die Bedenken ausgeräumt werden konnten. „Ein formaler Prozess“, so Thumm. Verläuft der Test erfolgreich, kann der Verkauf abgeschlossen werden. Und der Vorsitzende selbst hat da keine Bedenken: Der Anteil von Valeo in dem fraglichen Bereich, der manuellen Kupplungsaktuatorik, sei gering.
Bis zum Abschluss des Verfahrens agiert FTE nach wie vor „als unabhängiges Unternehmen mit dem Partner Bain Capital“, sagte Niklas Beyes, seit zwei Jahren kaufmännischer Geschäftsführer der FTE-Gruppe.
Sollte Brüssel die Freigabe wider Erwarten verweigern und damit der Verkauf doch noch scheitern, „würden wir einen Börsengang sicher etwas näher in Betracht ziehen“, sagte Andreas Thumm. „Nur ein kleiner Schritt“ wäre das aus seiner Sicht, „unsere Berichtsstruktur ist schon jetzt kapitalmarktorientiert.“
Ganz gleich, wie die Geschäftsform künftig aussieht, die Finanzzahlen lassen die FTE-Verantwortlichen zuversichtlich nach vorn blicken: Auf über 550 Millionen Euro war der Umsatz 2016 gestiegen, im Vergleich zu 505 Millionen Euro in 2015 und 430 Millionen Euro in 2014. Das Ergebnis betrug vergangenes Jahr etwa 100 Millionen Euro. Die Investitionen beziffert das Management für 2016 auf 24 Millionen Euro, ohne die Kosten für Entwicklung.
Im laufenden Jahr entwickelt sich das Geschäft laut Thumm ähnlich gut wie im Vorjahr: „Vor allem in Asien werden wir stark wachsen.“ Allein in China sei im Vergleich zum Vorjahr eine Umsatzsteigerung von 65 Millionen Euro auf 85 Millionen Euro zu verzeichnen. Zudem würden über China Kunden aus anderen asiatischen Ländern erreicht, so der Vorsitzende, „insbesondere mit Produkten für elektrische und automatische Schaltgetriebe“.
Etwas schwächer sei 2016 das Geschäft mit Ersatzteilen verlaufen, berichtet Thumm. Auslöser dafür: Die Produktion von Bremssätteln war von Dänemark in die Slowakei verlagert worden und hatte dort erst mal in Gang kommen müssen.
„Ohne starke Automatisierung wird es schwer, im Hochlohn auf Dauer zu überleben.“
Dr. Andreas Thumm, Vorsitzender der Geschäftsführung
Bei der Produktion in Deutschland werden dem Manager zufolge manuelle Tätigkeiten immer weiter abnehmen. „Ohne starke Automatisierung wird es schwer, im Hochlohn auf Dauer zu überleben“, begründete Thumm diese Pläne. Was im Fall vom Standort Ebern der Strategie entgegenkommt: Von den aktuell 900 Mitarbeitern dort in der Produktion werden relativ viele in den nächsten fünf Jahren in Ruhestand gehen. Ein konkreter Stellenabbau sei nicht vorgesehen.
Für Sonja Meister, Vorsitzende des Betriebsrats, ist trotzdem klar: „Durch die Automatisierung braucht FTE weniger Mitarbeiter.“ Aber sie sei nun mal nötig, um im Wettbewerb zu bleiben. Und wenn das Unternehmen noch moderner arbeite, werde das eine oder andere neue Produkt entwickelt, hofft Meister. „Und es ist nicht auszuschließen, dass es in Ebern entwickelt wird.“
Bislang jedenfalls ist hier die „Herzeinheit der Entwicklung“, so Niklas Beyes, angesiedelt. Unter anderem hat die Firma in Ebern ein Kompetenzzentrum für Kunststofftechnologie eingerichtet. Hier geht es darum, möglichst leichte Teile zu entwickeln, wie sie auch bei Elektro-Fahrzeugen gefragt sind. Zudem soll die Kompetenz in den Bereichen Gummi und Elektronik respektive Software ausgebaut werden.
Auf das Thema E-Mobilität hat FTE mit leistungsstärkeren Ölpumpen reagiert, die aber auch in Hybridfahrzeugen eingesetzt werden können. Außerdem arbeiten die Eberner an Elektromotoren, die auf die Achsen platziert werden.
Die Entwicklung von Hybrid- und Elektromotoren wird verstärkt, „wenn sich der Markt dafür entwickelt“, so Andreas Thumm. Da sei noch vieles offen und es sei wichtig, flexible Produkte zu entwickeln, machte er deutlich.
Mit neuen Produkten wie den Pumpen oder dem so genannten Gangstellermodul will das FTE-Management auch einem weiteren Trend begegnen: Das autonome Fahren sieht Thumm als „eine gewisse Bedrohung für unsere manuellen Getriebe. Ihr Anteil wird sukzessive zurückgehen“. Von der Dieselkrise hingegen ist FTE „relativ unabhängig“, so der Vorsitzende. „Unsere Produkte werden sowohl in Benzin- als auch Dieselfahrzeugen eingebaut.“