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Fünf Fragen an .  .  .: Bernd Wagner, Bürgermeister

Haßbergkreis

Fünf Fragen an .  .  .: Bernd Wagner, Bürgermeister

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    Bernd Wagner ist Bürgermeister der sächsischen Gemeinde Striegistal.
    Bernd Wagner ist Bürgermeister der sächsischen Gemeinde Striegistal. Foto: FOTO ALOIS WOHLFAHRT

    Vor 15 Jahren öffnete sich der Eiserne Vorhang. Seit elf Jahren ist der 39-jährige Bernd Wagner Bürgermeister der Gemeinde Striegistal in Sachsen. Wagner war vor wenigen Wochen mit einer Delegation auf Einladung des Eichelsdorfer Chors La Musica im Haßbergkreis zu Gast. Der Chor hatte vor zwei Jahren für die von der Hochwasser-Katastrophe schwer betroffene Gemeinde ein Konzert veranstaltet und inzwischen haben sich freundschaftliche Verbindungen ergeben. Wagner hat übrigens eine besondere Beziehung zum 9. November: Er hat heute auch Geburtstag.

    FRAGE: Was empfindet ein Ossi an solch einem denkwürdigen Tag?

    Bernd Wagner: Das Gleiche wie ein Wessi. Das hab ich bei meinem Besuch in Hofheim als Erkenntnis mit genommen. Wir haben die gleichen Probleme in den Kommunen, die Menschen haben die gleichen persönlichen und wirtschaftlichen Sorgen. Vielleicht machen uns die Verhältnisse nun doch noch zu "Deutschland einig Vaterland".

    Wenn Sie die Uhr noch einmal 15 Jahre zurückstellen könnten, was müsste anders gemacht werden?

    Wagner: Aus zwei Systemen ein besseres machen. Das funktionierende BRD-System war zu 100 Prozent übernommen worden. Aber es war halt nicht zu 100 Prozent übertragbar. Und es gab in der DDR durchaus Bereiche, die es wert gewesen wären, als Modell für Gesamtdeutschland diskutiert zu werden. Bester Beweis dafür ist, dass man nun auf teuren Umwegen wieder dorthin kommt. Ich erinnere nur an die Krankenversicherung, wo jetzt überlegt wird, ob eine solche Vielfalt notwendig ist.

    Wo liegen für Sie die Defizite im deutsch-deutschen Verhältnis?

    Wagner: Die Menschen müssen mehr lernen übern Tellerrand zu blicken. Es stimmt mich nachdenklich, wenn ich lese, dass ein ganz großer Prozentsatz von Westdeutschen noch gar nicht im Osten war. Land und Leute kennen lernen schafft Verständnis. Am besten macht dies der Kontakt mit Eichelsdorf und La Musica deutlich.

    Was war für Sie die bitterste Erfahrung in den vergangenen 15 Jahren?

    Wagner: Dass wir viele Werte verloren haben. Freundschaft und Zusammenhalt haben nicht mehr den Stellenwert wie vor der Wende. An ihre Stelle ist heute nicht selten der Neid getreten.

    Wie stehen Sie zur Diskussion um die Abschaffung des Tags der Deutschen Einheit am 3. Oktober?

    Wagner: Für mich ist die Diskussion überflüssig. Das wirtschaftliche Wohl und Wehe der Republik kann doch nicht an einem Tag festgemacht werden. Was da diskutiert wird, ist Kosmetik. Wir müssen die Probleme in viel größerem Umfang in Angriff nehmen.

    Wie erklären Sie denn Ihren Kindern, was ein Wessi ist?

    Wagner: Ich habe drei Kinder, zwei Jungs (14 und acht Jahre) und ein Mädchen (fünf Jahre). Für die gibt es keine Wessis. Für die gibt es Rheinländer, Hessen oder Bayern. Und Ihr seid die Franken.

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