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LENDERSHAUSEN: Für ein Lächeln der Kinder

LENDERSHAUSEN

Für ein Lächeln der Kinder

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    _ Foto: Brigitte Schubart

    Alles ist vorbereitet. Mit viel Liebe hat Luzi Michel sage und schreibe 73 Zöpfe in ihrem Frisörsalon „Wellkamm bei Luzi“ in Lendershausen aufgereiht und genau zwanzig Einhundert-Euroscheine schön mit einer Schleife verpackt. Man merkt der Frisörin die Aufregung an, denn heute ist der Tag, auf den sie in den vergangenen Wochen und Monaten hingearbeitet hat. Luzi Michel hatte zu Haar- und Geldspenden aufgerufen, um damit kranken Kindern beim Kauf von Echthaarperücken finanziell unter die Arme greifen zu können. Und heute nun ist die Übergabe der Spenden.

    Holger Thomas Möller hat extra 550 Kilometer auf der Autobahn von Wien in die Haßberge zurückgelegt, um die Spenden für den österreichischen Verein „Die Haarspender“ in Lendershausen entgegenzunehmen. „Ich bin überwältigt“, sagt der Wiener, „in dieser Form, wie es die Luzi hier gemacht hat, hatte ich das noch nie.“

    Möller ist sichtlich gerührt. Dies sei ein sehr, sehr wertvolles, persönliches Geschenk, versichert er. Und deshalb sei er auch persönlich in die Haßberge gekommen. Kleinere Spenden bekommt der Verein sonst auf dem Postweg zugeschickt – versichert natürlich.

    Der Verein „Die Haarspender“ wolle Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen vier bis 19 Jahren unbürokratisch helfen, die ihr Haar durch Krankheit verloren haben. Neben den Krankheiten wie der kreisrunde Haarausfall oder Krebs, die ohnehin eine äußerst schwere Zeit für Kinder und Familien bedeuten, komme durch die Krankheit selbst oder als Folgen der Behandlung zusätzlich auch noch der Haarverlust hinzu, der die Kinder emotional belaste und sozial isoliere, erläutert Holger Thomas Möller. Mit maßgeschneiderten Echthaarperücken, gefertigt aus gespendetem Haar und finanziert durch Geldspenden, wolle der österreichische Verein diesen Kindern ein Stückchen Normalität und Lebensfreude zurückgeben.

    Möller erzählt von einer Familie aus Bayern, in der die Mädchen Ada, Doga und Yagmur-Elif an Alopecia erkrankt sind. Gleich drei Perücken wurden benötigt. Diese maßgefertigten Perücken habe er kürzlich überreicht – und in strahlende Kinderaugen gesehen. „Die Freude war so groß.“ Das sei der Lohn für seine Arbeit. „Das ist wie ein Lottogewinn für uns“, habe die Mutter der Kinder zu ihm gesagt. Denn auf normalem Weg hätte die Familie mehrere Tausend Euro bezahlen müssen. Durch den Einsatz der „Haarspender“ entstünden der Familie für die Perücken keine Kosten.

    „All unsere Dienste finanzieren sich ausschließlich durch Geld- und Haarspenden“, klärt der gelernte Frisör auf. Als in seiner Familie gleich mehrere Krankheitsfälle mit Haarausfall aufgetreten waren, entschied er sich für sein ehrenamtliches Engagement.

    Für eine neue Echthaarperücke werden vier Zöpfe und rund 360 Euro benötigt. Wie bei einem Puzzlespiel werden aus den gespendeten Haaren die passenden Zöpfe zusammengesucht. Denn das Haar bleibt wie es ist, es wird nicht umgefärbt. Rund 70 000 einzelne Haare braucht man ungefähr für eine Perücke. Haar für Haar wird von Hand in ein Perückennetz geknüpft. Dies dauert sage und schreibe 25 Tage. Doch es ist wichtig für Möller, gute Qualität zu liefern und auf die Kinderwünsche einzugehen.

    Von den 2000 Euro, die im Salon von Luzi Michel zusammengekommen sind, und einer weiteren Spende über 1000 Euro aus München, die Möller auf dem Hinweg schon abgeholt hatte, können schon wieder zehn Kinderperücken finanziert werden. Insgesamt arbeitet der Verein „Die Haarspender“ derzeit mit 128 Frisörsalons als Partner zusammen.

    Luzi Michel strahlt. „Ich bin sehr glücklich und jedem dankbar, der mich bei diesem Projekt unterstützt hat“, sagt sie. Nicht ohne Stolz zählt sie auf, dass sie am Haarspendetag Anfang November in ihrem Salon 13 lange Zöpfe abgeschnitten hat. Bei der BRK-Nachmittagsbetreuung in Haßfurt waren es acht Zöpfe. Zwölf Zöpfe wurden ihr vorbeigebracht.

    Luzi läuft an den auf dem Tisch aufgereihten Zöpfen vorbei und erzählt fast zu jedem eine Geschichte: „Diese Kundin kam extra aus Bayreuth angereist.“ „Diese hat sich spontan hier bei mir zum Abschneiden entschieden.“ „Der Zopf ist von einem Mädchen. Da war die Mama nicht sonderlich begeistert, aber das Mädchen hat sich durchgesetzt.“ „Und der hier ist von einem Mann.“

    Erst am vergangenen Freitag habe sie noch eine erfreuliche Begegnung beim so genannten „Glühweinfreitag“ in Hofheim gehabt. Ein Bekannter habe sie gefragt, wieviel Geld sie denn schon als Spende gesammelt habe. Da waren es noch 1900 Euro gewesen. Da habe der Bekannte seinen Geldbeutel aufgemacht und gesagt: „Hier hast noch Hundert, 2000 Euro hören sich doch besser an.“

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