Die rund 50-köpfige Sonderkommission „Unterschleichach“ ermittelt in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Bamberg weiterhin mit Hochdruck.
Unterdessen hat sich die Mutter des getöteten Mädchens an die Medien gewandt und den Täter aufgefordert, sich zu stellen. Außerdem fanden sich am Montagabend Oberaurachar Bürger zu einer Gedenkfeier für Janina zusammen: Neben einer Lichterprozession gab es eine Andacht in der Kapelle "Maria Heimsuchung" in Unterschleichach.
Seit dem Vorfall beschäftigt die Menschen in dem 400-Seelen-Ort eine Frage: War es Absicht oder eine tragische Verkettung unglücklicher Zufälle? Die Polizei geht davon aus, dass „es in Unterschleichach keinen Täter gibt, der gezielt auf Menschen schießt“, sagt Peter Häusinger, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken. Die Gefahr eines weiteren Anschlags gebe es nicht. Ob Janina von dem Schuss direkt oder von einem Querschläger getroffen wurde, darüber will Häusinger aber keine Auskünfte geben. „Das sind laufende Ermittlungen.“
Die Mutter des Mädchens, Magdalena Mokris, die erst vor neun Wochen einen Sohn zur Welt gebracht hat, wird seit der Tat psychologisch betreut. „Diejenigen, die das waren, sollen wissen, dass sie mir meine Tochter, mein Leben weggenommen haben und ich weiß nicht, wie es weitergehen soll“, klagt die 36-jährige Servicekraft in einem Interview der Nachrichtenagentur News 5. „Wenn derjenige noch etwas Anstand hat, dann soll er sich bei der Polizei melden.“
Die Polizeibeamten führen seit Tagen Vernehmungen in Unterschleichach durch. Besonders Personen, die in der Nähe des Tatortes wohnen oder sich in der Silvesternacht dort aufgehalten haben, werden überprüft. Die Ermittler gehen auch Hinweisen aus der Bevölkerung gezielt nach. „Sonderlich viele Hinweise waren es bislang nicht, aber es ist ja auch ein kleines Dorf“, erklärt Peter Häusinger. Jeder Tipp werde sorgfältig abgearbeitet.

Als Kleinkaliberwaffen werden Revolver und Gewehre bezeichnet, die Projektile aus Weichblei mit einem Durchmesser von 5,6 Millimetern verschießen. So ein Geschoss könne, wenn es im Winkel von etwa 45 Grad abgefeuert werde, im ballistischen Bogen zwar eine Entfernung von bis zu eineinhalb Kilometer zurücklegen, erklärt ein passionierter Sportschütze, der namentlich nicht genannt werden will.
Das Projektil würde dann aber keine schweren Verletzungen verursachen, „höchstens einen blauen Flecken“. Damit es zu solch dramatischen Folgen wie in Unterschleichach kommen könne, müsste die Waffe in der nahen Umgebung des Opfers abgefeuert worden sein, „im Umkreis von wenigen Hundert Metern“.
Bei der weitläufigen Absuche des Tatortes, wo mit Metalldetektoren offenbar auch nach Geschosshülsen gesucht worden war, habe die Polizei keine weiteren Spuren gefunden, erklärt Polizeisprecher Häusinger. „Bei einem Revolver oder bei einem Gewehr mit Handverschluss wird die Hülse nicht automatisch ausgeworfen“, bewertet der Kleinkaliber-Sportschütze diesen Umstand.

Auch wenn Kleinkalibergeschosse recht klein seien, so sei es in der Regel doch möglich, ein Projektil der Waffe zuzuordnen, aus der es abgefeuert wurde, sagt Peter Häusinger. Jeder Waffenlauf hinterlässt auf dem Geschoss charakteristische Riefen. Diese feinen Rillen sind wie ein Fingerabdruck der Waffe. Das Problem: Noch hat die Polizei die Tatwaffe nicht gefunden.
Polizei sucht Bild- und Videomaterial aus der Silvesternacht
Die „SOKO Unterschleichach“ bittet die Bevölkerung, der Polizei Bildmaterial aus der Silvesternacht in Unterschleichach zur Verfügung zu stellen.
Wer Bilder oder Videos in der Silvesternacht in Unterschleichach gemacht hat, der möge sich bitte über das kostenlose Hinweistelefon 0800/101-1611 an die SOKO wenden. Die Ermittler erhoffen sich davon, auf Videos oder Bildern weitere (noch nicht bekannte) Zeugen zu identifizieren, die sich in der Silvesternacht in Unterschleichach aufgehalten haben. Diese Personen könnten möglicherweise wichtige Angaben machen, auch wenn die Zeugen selbst der Meinung sind, nichts Wichtiges oder Außergewöhnliches gesehen zu haben.
Es geht den Ermittlern nicht nur um Bilder, die rund um den Tatort gemacht worden sind. Ganz bewusst geht es auch um Bilder und Videos, die in Unterschleichach an anderen Stellen gemacht wurden, da diese Fotos und Videos Aufschluss darüber geben können, wer sich zur Tatnacht in Unterschleichach aufgehalten hat und wen die SOKO noch befragen könnte.