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OBERTHERES/MÜNCHEN: Geschichte aus alten Briefen für jedermann

OBERTHERES/MÜNCHEN

Geschichte aus alten Briefen für jedermann

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    Handgeschriebene Schätze: Sebastian Kuboth hat massenweise Tage- und Notizbücher sowie Briefe und Dokumente in seinen Regalen stehen, die er inzwischen geschichtlich interessierten Lesern auf seiner Facebook- und Webseite zugänglich macht.
    Handgeschriebene Schätze: Sebastian Kuboth hat massenweise Tage- und Notizbücher sowie Briefe und Dokumente in seinen Regalen stehen, die er inzwischen geschichtlich interessierten Lesern auf seiner Facebook- und Webseite zugänglich macht. Foto: Foto: Carmen Schuler-Bierbaums

    Mit dem Hörspiel „Kleine Fische“ hat Sebastian Kuboth, ein junger Mann, der in Obertheres aufwuchs, erstmals 2006 auf sich aufmerksam gemacht. 2007, 2009 und 2011 ließ der 28-Jährige, der seit sieben Jahren München zu seiner Wahlheimat gemacht hat, weitere Hörspiele folgen. Aber auch seine Drehort-Führungen in München an Orte aus „Monaco Franze“, „Münchner Geschichten“ oder „Die Hausmeisterin“ sind inzwischen legendär. Seit 2011 beschäftigt sich der Wahlmünchner nun mit einem neuen, außergewöhnlichen Projekt.

    Beim Aktualisieren seiner Briefmarkensammlung waren Kuboth alte Briefe in die Hand gefallen. Schon beim ersten Überfliegen wurde ihm bewusst, dass die Briefinhalte viel spannender und erhaltenswerter waren als seine Briefmarken, die auf den alten Umschlägen klebten, und so begann er weitere Briefe, Tagebücher und Dokumente zu erwerben. Auf seiner Webseite www.geschriebene–geschichte.de machte er schließlich historisch besonders relevante und aussagekräftige Auszüge öffentlich zugänglich. Auch auf seiner Facebook-Seite finden sich ebenfalls viele interessante Texte.

    „Mein Ziel ist es, einer geschichtlich interessierten Leserschaft, vor allem Schülern, Lehrern und Historikern, einen schnellen Zugriff auf meinen Zitate-Fundus zu ermöglichen“, schildert Kuboth und ist stolz auf seine Sammlung, die inzwischen knapp 12 000 katalogisierte Dokumente umfasst. „Ungefähr 200 000 weitere Dokumente und 400 Tagebücher sowie Notiz- und Gästebücher sowie Poesiealben lagern noch ungesichtet in meinem Büro“, betont er.

    Einige Beispiele aus dem Fundus: So berichtete eine junge Tänzerin 1941 von der Begegnung mit dem Schauspieler und Sänger Johannes Heesters: „Wir haben mit ihm zusammen einen entzückenden Abend bei uns verlebt. Zum Abschied haben wir je ein großes Bild mit Widmung von ihm bekommen.“

    Eine herausragende Bedeutung haben für Kuboth die Briefe der Schauspielerin Greta Schröder, die bis heute durch den Stummfilm-Klassiker „Nosferatu“ aus dem Jahr 1922 bekannt ist. In knapp zwanzig Briefen aus der Zeit von 1911 bis 1957 lässt sich der Lebensweg der Schauspielerin nachzeichnen.

    Aber auch das Tagebuch eines Gärtners aus Prag, der die Revolution 1848 in Paris beschreibt, das Tagebuch eines Soldaten, der im Krieg 1813 gegen Napoleon vom Schauplatz der Völkerschlacht bei Leipzig berichtet, Kuboths ältester Brief aus dem Jahr 1383, der von einem französischen Ritter während des 100-jährigen Krieges verfasst wurde, oder der Brief eines Mannes, der 1869 den Brand der Semperoper miterlebt hat, sind hoch interessante Zeitdokumente auf der Internetseite.

    Eine Enkelin von Gerhart Hauptmann war gar zu Tränen gerührt, als ihr Kuboth Kopien von Briefen überreichte, die er bei einem Trödler entdeckt und ausgewertet hatte. Die Briefe wurden von Hauptmanns Schwiegermutter verfasst und stammten aus den 1850er Jahren.

    Aber auch aus seinem Heimatlandkreis hat der junge Mann einiges zu bieten. Dazu gehören 70 Briefe, die eine Lehrerswitwe aus Reichmannshausen zwischen 1867 und 1871 an ihren Sohn geschrieben hat. Darin geht die Mutter immer wieder auf Begebenheiten aus dem Dorf oder die Auswirkungen des deutsch-französischen Krieges 1870 ein.

    Nicht selten rettet Kuboth diese oftmals geschichtlich hochrelevanten Tagebücher und Papiere aus dem Papiermüll. Aber auch Flohmärkte, Ebay oder Entrümpelungsfirmen erweisen sich als wahre Fundgruben.

    Für Juni hat er sich gemeinsam mit seiner Frau ein ganz besonderes Projekt ausgesucht. Hier möchten sie ein Tagebuch aus dem Jahr 1866 „nachfahren“. „Ein Allgäuer Soldat war im Deutsch-Deutschen Krieg aktiv und musste von München aus, also unserem aktuellen Wohnort, über Nürnberg bis zur 'Frankenfront', meiner Heimat, reiten, um gegen die Preußen zu kämpfen“. Allerdings werden die beiden die bis in die Gegend von Schweinfurt und Würzburg führende Route nicht mit dem Pferd, sondern mit dem Auto zurücklegen, um dann via Facebook und Twitter darüber zu berichten.

    Inzwischen hat sich Kuboth ein kleines eigenes Tonstudio eingerichtet, in dem er seine Hörspiele komplett in Eigenregie aufnimmt. Hier möchte er auch die interessantesten Briefinhalte aufnehmen und für die Öffentlichkeit zugänglich machen.

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