Nach der Segnung wird das Brot dann an Pfarrer, Kirchenpfleger, Küster, Orgelspieler, Putzfrauen und all die anderen, die sich während des Jahres um kirchliche Belange kümmern, verteilt. Heuer sind es 65 Brote, die gebacken, gesegnet und verteilt werden. Die Empfänger teilen das Brot zu Hause mit der Familie, damit auch diese am Segen teilhaben können.
„Dieser Brauch ist auf eine Stiftung zurückzuführen, für deren Einsetzung es keine annähernd genaue Zeitbestimmung gibt“, schreibt Ludwig Kudella in seinem Aufsatz „Das Osterbrot von Happertshausen“. Der Name des Stifters ist bekannt. Es soll sich um eine Geschwisterpaar namens Spann gehandelt haben die, der Überlieferung nach kinderlos waren. Deshalb nennt man das Getreide, das alle Jahr beim Kirchenpfleger zum Backen des Brotes abgeliefert werden muss, das Spanngetreide.
Die Stiftung beruhe, so Kudella weiter, auf einigen Grundstücken, den so genannten Zehntgärten, am rechten Ufer der oberen Nassach vor dem Dorf. Auch nach der Flurbereinigung ruhte die „Schüttpflicht“, wie man die Abgabe des Getreides gemäß der Stiftung in Happertshausen nennt, weiterhin auf den entsprechenden Hausnummern, zu denen die Zehntgärten gehörten und gingen auf den jeweiligen Erwerber über. Die Pflicht zu schütten ist sogar im Grundbuch vermerkt.
So haben auch heute noch die Besitzer von insgesamt 21 Grundstücken, nach der Größe ihres Areals ein bis 16 Liter „Spanngetreide“ am Montag in der Karwoche beim Kirchenpfleger zu schütten, der dann die gebrachte Menge registriert.
Normalerweise schütten in jedem Jahr vier Leute im Wechsel von insgesamt 21 Schüttpflichtigen eine Gesamtmenge von 128 Litern Korn, das früher anschließend von einem der Schüttpflichtigen zu einer der beiden damals im Ort betriebenen Mühlen zum Mahlen gebracht wurde. Der Dorfmüller durfte dabei nicht „mitzen“ (keinen Lohn erheben). Nur Kleie und Abfall waren sein Lohn.
Mit dem Mehl wurde dann von den Pflichtigen das Osterbrot gebacken. Deshalb nennt man diese Leute jetzt noch die Bäcker. Da es im Dorf heute weder Mühlen noch Backofen gibt, bringen die Schüttpflichtigen das Korn zu einem Bäcker und bezahlen zu gleichen Teilen den Backlohn.
Heuer sind es Oswald Volk, Alfons Hau und Anton Krug, die die Ehre des Schüttens haben. Nur drei Personen sind es deshalb, weil Anton Krug ein zweites der pflichtigen Grundstücke erworben hat und so auch den Teil dafür entrichtet.
Die Stiftung wird in Happertshausen wohl auch weiterhin aufrecht erhalten und nicht nur wegen einer besonderen Begebenheit in der Vergangenheit, als man einmal die Stiftung aufgeben wollte. Erzählt wird, dass daraufhin in der alten Schule (heute die Bud'n) in der Karwoche ein Höllenlärm zu hören gewesen sei und Fenster und Türen auf und zu flogen. Worauf die Happertshäuser ihre Absicht flugs aufgaben und weiterhin Spanngetreide schütteten.