Das Gedenken an seine Vorfahren ist Jakob Hecht sehr wichtig. Schon oft hat er ihre Gräber auf dem jüdischen Friedhof bei Ermershausen besucht. Jetzt ließ er die Grabsteine restaurieren.
„Mein Vater hat nie davon erzählt“, sagt Jakob Hecht mit Blick auf die Geschichte seiner Familie. Erst nach dem Tod des Vaters, der aus Maroldsweisach stammte, hat der Sohn angefangen, Nachforschungen anzustellen und Kontakte zu knüpfen. Das Internet war ihm dabei eine große Hilfe. Inzwischen hat er sogar ein Buch geschrieben über die acht Generationen der Familie Hecht.
Zum ersten Mal in Deutschland war Jakob Hecht vor 25 Jahren. Zuerst kam er im Auftrag der israelischen Regierung hierher, später auch privat, mit der Familie. Gute Kontakte sind entstanden, zu Maroldsweisachs Altbürgermeister Ottomar Welz zum Beispiel, und natürlich zu Cordula Kappner, die von hier aus die Geschichte der Familie Hecht erforscht hat. Diesmal sind Jakob Hechts Sohn Yoel und seine Enkel Roei und Daniel mit dabei. Für Daniel ist es der erste Besuch dieser Art. Der Teenager findet es aufregend.
Regelmäßige Besuche
Sein Großvater kommt alle zwei bis drei Jahre nach Maroldsweisach, um die Gräber der Vorfahren zu besuchen. Menschen, die er selbst nicht mehr gekannt hat. Dennoch, oder gerade deshalb, bedeutet es ihm sehr viel, dass sie nicht in Vergessenheit geraten – so viel, dass der die sechs Grabsteine der Familie Hecht restaurieren ließ.
Zusammen mit Steinmetz Andreas Vogt und Bürgermeister Wilhelm Schneider begutachtet der knapp 78-Jährige das Ergebnis. Während die Besucher später an einem der Gräber beten, erzählt Vogt von den Herausforderungen bei diesem Auftrag. Angefangen davon, sein ganzes Handwerkszeug mit hierher zu bringen, über die starke Verwitterung und Vermoosung bis hin zu den vielen Schichten, die auch die Schrift überdeckt haben. Und es war Vorsicht geboten bei der Arbeit. „Man musste sehr sensibel rangehen, ohne Chemie.“
Die Schriften und Ornamente freilegen, die Standfestigkeit gewährleisten und Fehlstellen ergänzen – Vogt hatte alles genau mit Jakob Hecht abgesprochen. Dabei sollten die Steine am Ende nicht zu neu aussehen, so dass der Steinmetz die Konturen gelassen hat, wie sie waren, und nur eine durchscheinende Lasur aufgetragen hat.
Hier auf dem Friedhof liegen unter anderem Jakob Hechts Großvater Jakob und sein Urgroßvater Aaron begraben. Beide waren Kaufleute gewesen. Die Familie bewohnte das Haus Nummer 30 in der heutigen Herrenstraße. Der „untere Hecht“ sagten die Maroldsweisacher. Jakob Hecht selbst wurde 1935 in Berlin geboren, wo sein Vater Samuel nach der Lehrerausbildung in Würzburg und einigen Jahren in Mainz an einer jüdischen Schule unterrichtete. Drei Jahre später gelang der jungen Familie nach dem Pogrom die Ausreise nach Palästina.
Andere konnten den Nazis nicht entkommen: Jakob Hechts Großeltern mütterlicherseits, die aus Mainz stammten, wurden 1942 in Theresienstadt interniert und zwei Jahre später nach Auschwitz gebracht. Deshalb besuchten Jakob Hecht und seine Begleiter auf ihrer Europareise jetzt auch Theresienstadt. Vor allem hat der Senior aus Jerusalem den Flug und alles auf sich genommen, um die restaurierten Steine zu sehen, hier auf dem Friedhof bei Ermershausen. Die Stippvisite dauert nicht sehr lange, aber trotzdem: „Für mich ist das sehr wichtig“, sagt Jakob Hecht.