Die Aula der Berufsschule im Kerzenschein, ruhige Musik und ein ausgewähltes Foto auf der Großbildleinwand machten bereits beim Eintritt neugierig. Günter Hilbert nahm in fränkischer Mundart und mit musikalischer Untermalung die Gäste mit auf seine vierwöchige Reise, unvergessliche, oft beschwerliche Expedition im August 2007.
Vom Startpunkt Kathmandu aus mit dem Flugzeug führte die Tour ab Simikot zunächst zu Fuß über den Nara Lagna-Paß (4580 m) zur Chinesisch-Tibetischen Grenze. Die Weiterreise zum Manasarovar See und nach Darchen erfolgte mit dem Jeep. Der Manasarovar See, dessen Ufer von acht verschiedenen Klöstern gesäumt wird, ist mit seinen 4588 Metern der höchstgelegene Frischwassersee der Erde. Seinem aquamarin- bis türkisblauem Wasser werden magische Heilkräfte nachgesagt. Auch Günter Hilbert nutzte die Gelegenheit zum Bade. Denn, so glauben die Hindus, wer darin badet, wird in das Paradies einziehen.
Der Höhepunkt der Tour nahte, die Kailash-Umrundung, das eigentliche Ziel der Reise, die auch eine Pilgertour war. Doch bevor Hilbert diese ganz besonderen Momente erläutert, erinnert er wehmütig an seinen Pilgerfreund Peter, der während der Tour abstürzte und mit schweren Verletzungen einige Tage im Zelt verbringen musste, bevor er unter extrem schweren Bedingungen nach Hause geflogen wurde. Auch die Gäste des Abends fühlten mit und bekamen einen Eindruck per Bilder, unter welchen Voraussetzungen die 15-köpfige Pilgergruppe unterwegs war. Wunderschön die Täler, die Ruhe, die einen Einfluss auf die Menschen nahm, die dem Kailash immer näher kamen. Atemberaubend schön strahlt der Berg schneebedeckt und mit 6714 Metern auf die Pilger herab, auch in die Aula der Berufsschule.
Einsam steht der heiligste aller Berge des Himalaya, vielleicht sogar der Welt, im Raum. Es gibt nichts, was den Geist von sich selbst ablenkt. Die geistige Aktivität wird während des Marsches erhöht und verstärkt, denn Geist und Natur sind Verbündete. Eindrücke die unter die Haut gehen und unvorstellbar die Kora, die pilgermäßige Umrundung zu Fuß von 52 Kilometern in der Höhe von 4600 bis zu 5700 Meter. Die Kora entspricht einer Umdrehung des Lebensrades von der Geburt bis zum Tod. „Wir kamen kaum vorwärts in der dünnen Luft und die Schritte wurden immer schwerer, dennoch haben wir jeden dieser Schritte genossen“, so versichert Hilbert.
Die ganze Region, die von der Teerstraße in eine wilde Schotterpiste überging, ist baumlos. Hilbert berichtete von Staubwüsten, Steinsteppen, gnadenlos scharfer Sonne, eisig kaltem Wind und einer unfassbaren Klarheit des Lichts. Gerade deshalb werde die tibetische Hochebene als der schönste Ort auf Erden bezeichnet, der so erhaben und würdig wirkt, dass man meinen könnte, man wäre im Paradies und dies fühlten auch die Besucher der Präsentation in der Aula. „Es war kein Gruppenzwang, oft gingen wir ganz alleine auf dem Weg der Erleuchtung“, so Hilbert. Die Zeit spielte keine Rolle: „Was ist Zeit, man lebt“.