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KREIS HASSBERGE/HAMMELBURG: Hans-Josef Fell sät daheim und weltweit

KREIS HASSBERGE/HAMMELBURG

Hans-Josef Fell sät daheim und weltweit

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    Grünes Idyll: Wenn Hans-Josef Fell daheim ist, kümmert er sich gerne um die selbst gezogenen Pflanzen.
    Grünes Idyll: Wenn Hans-Josef Fell daheim ist, kümmert er sich gerne um die selbst gezogenen Pflanzen. Foto: Foto: WOLFGANG DÜNNEBIER

    62 Jahre und voller Energie: Hans-Josef Fell fühlt sich nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag im Herbst 2013 nicht als Politikrentner. Er lebt in seinem Blockhaus weiter für eine Mission: Die Welt zu 100 Prozent mit regenerativen Energien zu versorgen. Wenn er denn überhaupt daheim ist. Mehr als die Hälfte seiner Zeit ist der ehemalige Parlamentarier aus dem hiesigen Bundestagswahlkreis auf Achse, um am Netzwerk für sein Ziel zu stricken.

    Erfolgreich rührt er die Werbetrommel für eine Klagegemeinschaft gegen bayerische Restriktionen bei der Errichtung von Windrädern. 30 000 Euro sind von Privatpersonen, Organisationen und Unternehmen zusammen. Nun werde man gegen die bayerischen Abstandsregeln vor Gericht ziehen. Schließlich lege das Grundgesetz die Energiehoheit in die Hände der Kommunen.

    Zwei junge Schlüsseltechnologien zum erfolgreichen Energiemix propagiert Fell für die kommenden Jahre. Die Produktion von Biokohle aus biogenem Material. Der natürliche Werdegang von Kohle über 300 000 Millionen Jahren könne durch Pressen auf drei bis fünf Stunden verkürzt werde. Aus dem unter Druck entstehenden Rohstoff könnten Chemieprodukte produziert werden. „Bis hin zur verrottbaren Plastiktüte“ sagt Fell.

    Sogar der Boden ließe sich mit dem Produkt verbessern. Und: Wenn Kohlendioxid auf diese Weise anstelle in der Luft im Boden gebunden werde, sei eine Abkühlung der aufgeheizten Erdatmosphäre denkbar.

    Eine weitere Schlüsseltechnologie sei der Bau von Akkus aus gewöhnlichen Metallen. Damit könne regenerative Energie endlich so lange gespeichert werden, bis sie gebraucht wird. Bei der Entwicklung zeichneten sich Fortschritte ab.

    Alles ehrenamtlich

    Aber insgesamt geht Fell alles zu langsam. Die Politik blockiere. Dagen helfe nur Überzeugungsarbeit. „Das mache ich alles ehrenamtlich“, sagt Fell. Drei Themenschwerpunkte nennt er für sein Engagement: Vorträge und Veranstaltungen, national und international. Politikanalyse und Sammlung von Erkenntnissen über die Rohstoffsituation der Welt mit Öffentlichkeitsarbeit. Schließlich Zusammenführung von Unternehmen, die für die Energiewende arbeiten.

    In diesem Dreiklang sitzt der Aktivist im Weltzukunftsrat. Diese Organisation befinde sich gerade im Aufbau. Neben viel internationaler Beteiligung gehört ihm auch Staatssekretär Ulrich Kelber aus dem Verbraucherschutzministerium an.

    Mitbegründer war Fell bei der Energie Watch Group. „Da kommen wir zu anderen Erkenntnissen, als die Energieagentur der OECD“, sagt Fell. Es sei schlicht nicht wahr, dass die USA mit ihrer Gasausbeute zum großen Energieexporteur werde.

    Topaktuell bewegt viele die Abhängigkeit vom russischen Erdgas. Wissenschaftlich untermauert sieht Fell mit eigenen Untersuchungen, dass man sich nur durch regenerative Energien davon lösen könne. Wenn Westeuropa wolle, könne es in wenigen Jahren energetisch auf eigenen Füßen stehen.

    Rat ist in Nigeria gefragt

    Doch sein Radius ist größer: Im Februar war er in Nigeria. Auf Einladung des dortigen Energieministers. „Da soll ich schon wieder hin“, berichtet Fell. Der afrikanische Staat ist für seinen Ölreichtum und seinen Bauboom bekannt. Aber das Stromnetz bricht häufig zusammen. Da biete sich eine dezentrale, regenerative Energieversorgung an.

    Für künftige Energieprojekte will Fell Investoren an einen Tisch bringen, die unterschiedliche Produktionswege zur Lieferung von Strom und Wärme angehen. Er spricht von „Technik–Tools“, die sich für die Versorgungssicherheit ergänzen.

    „Jetzt arbeite ich selbstbestimmter“, umschreibt der Ex-Abgeordnete seine Rolle. Räumt aber ein, dass ihm die Mitgestaltung im Bundestag fehlt. Schließlich habe er viel fraktionsübergreifend gearbeitet. Schriftlich hat er jetzt seine Funktion als Berater für Energiefragen Kasachstans.

    Wissenschaftliche Unterstützung hat Fell bei der Berliner Agentur DWR-Eco, wo er Seniorberater ist. Im Gegenzug stehen ihm zeitweise drei Mitarbeiter zur Verfügung.

    Über die Enttäuschung wegen der schlechten Platzierung auf der Kandidatenliste bei den Grünen ist Fell langsam hinweg. Seine Partei lerne aus ihren Stimmenverlusten, müsse aber die Energiepolitik als eines ihrer Kernthemen noch mehr in den Mittelpunkt rücken.

    Für die Verbreitung seiner Positionen setzt er auch auf eine alternative Öffentlichkeit. 10 000 Leser bekommen inzwischen seinen Newsletter und verteilen ihn weiter.

    Zum Verschnaufen ist wenig Zeit. Gerade sind Hans-Josef und Annemarie Fell zum vierten Mal Großeltern geworden. Ausgleich bringt auch die Pflege von selbst gezogenen Pflanzen im Garten.

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