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KREIS HASSBERGE: Haßbergkliniken tief in den roten Zahlen

KREIS HASSBERGE

Haßbergkliniken tief in den roten Zahlen

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    Für kleine Krankenhäuser wird das Überleben immer schwieriger. Die Haßbergkliniken machen gehörig Verlust. Im Bild das Haus Haßfurt mit der neuen Akutgeriatrie.
    Für kleine Krankenhäuser wird das Überleben immer schwieriger. Die Haßbergkliniken machen gehörig Verlust. Im Bild das Haus Haßfurt mit der neuen Akutgeriatrie. Foto: Foto: Hassbergkliniken

    Die Haßbergkliniken sind in finanzielle Schieflage geraten. In diesem Jahr werden die drei Krankenhäuser im Landkreis in der Summe wohl einen Verlust von drei Millionen Euro einfahren, bestätigt Landrat Wilhelm Schneider. Und obwohl man mit gleich mehreren Maßnahmen gegenzusteuern versucht, dürften die Kliniken erst in drei bis vier Jahren wieder schwarze Zahlen schreiben, ergänzt Vorstand Stephan Kolck.

    Die Kliniken sind seit dem Jahr 2011 – damals wurde ein Minus von rund 300 000 Euro erwirtschaftet – allmählich in die Verlustzone gerutscht. In 2013 betrug der Verlust schon 900 000 Euro, im vergangenen Jahr dann 1,9 Millionen Euro. Und im laufenden Jahr 2015 werde man leider bei etwa drei Millionen Euro Verlust landen, verdeutlicht Landrat Schneider, der auch der Vorsitzende des Verwaltungsrates der Haßbergkliniken ist.

    Die Gründe für die derzeitige Krise sind mannigfach. Sie sind sowohl hausgemacht als auch bundespolitischen Vorgaben geschuldet. Bei einer Pressekonferenz am Dienstagabend wurde aber eines deutlich: Die Haßbergkliniken haben in der Bevölkerung offenbar auch ein Image- und Akzeptanzproblem.

    Da ist zum einen der Umstand, dass am Haus in Haßfurt seit Jahren praktisch pausenlos gebaut wird. „Der Hochbau ist etwas zäh gelaufen“, gibt Wilhelm Schneider zu. Belästigungen der Patienten durch den Baulärm waren die Folge. Und weil durch die Bauarbeiten reihum ganze Gebäudeabschnitte nicht zur Verfügung standen, konnten dort auch keine Betten belegt werden, was sich negativ auf die Einnahmenseite auswirkte. Ein Nebeneffekt: Es gab regelmäßig Ärger, wenn Patienten in noch nicht renovierte Zimmer einquartiert wurden.

    Größere Auswirkungen hatte der Umstand, dass die Räume der Intensivstation ein Jahr lang saniert wurden und die Intensivstation in eine obere Etage ausgelagert werden musste. „Dort war sie nicht mehr so günstig gelegen“, sagt Stephan Kolck. Die Folge war, dass Notärzte und Rettungssanitäter schwerkranke Menschen lieber in Kliniken in Bamberg oder Schweinfurt einlieferten. „Die Krankenwagen sind an Haßfurt vorbeigefahren“, bringt es der Landrat auf den Punkt. Nun, da man nach Abschluss der Sanierung die moderne Intensivstation wieder in Betrieb genommen habe, bessere sich die Situation zusehends. Geholfen habe hier auch ein Tag der offenen Tür, wo man Notärzten und Sanitätern die neue Station vorgestellt habe.

    „Wir werden wieder angefahren“, sagt Schneider. Jetzt gelte es, die niedergelassenen Ärzte zu überzeugen und Werbung in der Bevölkerung für die Klinik zu machen. „Dann bin ich zuversichtlich, dass die Belegzahlen wieder nach oben gehen.“

    Ein weiteres Problemfeld hat man ebenfalls schon in Angriff genommen: die Zentrale Patientenaufnahme. Das Gebäude war im Jahr 2007 errichtet worden. „Es wurde damals neu gebaut und neu gedacht“, erklärt Kolck, „doch das Konzept hat sich inzwischen überlebt.“ Weil sich die Gegebenheiten geändert haben.

    „Wir müssen uns neuen Herausforderungen stellen.“ Zum einen gebe es neben der Klinik in Haßfurt jetzt das Ärztehaus. Und man stelle fest, dass Patienten bei leichten Erkrankungen nicht lange Strecken zum nächsten diensthabenden Bereitschaftsarzt fahren, sondern gleich ins Krankenhaus kommen. Die Folge: lange Wartezeiten und Kommunikationsfehler. Doch mit Hilfe eines externen Beraters stelle man die Organisation neu auf. „Unsere Leute haben einen ganzen Korb voller Ideen“, so Kolck.

    Die drei Krankenhäuser haben zusammen 245 Betten (25 in Hofheim 70 in Ebern und der Rest in Haßfurt). Die Auslastung liegt zwischen 70 und 75 Prozent. Dies sei aber nicht entscheidend, so Kolck. Abgerechnet werde heutzutage über „Diagnosis Related Groups“, diagnosebezogene Fallgruppen, also über ein pauschaliertes Abrechnungsverfahren.

    „Die Ausgaben steigen, aber nicht die Erlöse.“

    Vorstand Stephan Kolck Haßbergkliniken

    „Aber nicht alles ist von uns zu beeinflussen“, betont Landrat Schneider und spielt damit auf die Personalkosten an, die rund 70 Prozent des Gesamtetats ausmachen. Die Schere zwischen den Tariferhöhungen und den Leistungen der Krankenkassen geht immer weiter auf. „Die Ausgaben steigen, aber nicht die Erlöse“, fasst es Stephan Kolck zusammen. Und Vorstandskollege Wilfried Neubauer rechnet vor: Bei jährlichen Personalkosten von 16 bis 17 Millionen Euro verursache eine Tariferhöhung von vier Prozent samt den Höhergruppierungen durch erreichte Dienstalterstufen eine jährliche Mehrbelastung von rund einer Million. „Wir bekommen von den Krankenkassen aber nur 300 000 Euro mehr.“

    Da ist die große Politik gefordert. „Will man künftig nur noch Universitäts- und Fachkliniken haben?“, stellt Landrat Schneider eine bewusst rhetorische Frage. Sollen kleinere Krankenhäuser überleben, die die Grundversorgung auf dem flachen Land abdecken, so Schneider, brauche man ein extra Budget für diese Grundversorgung. „Es gibt einiges in Berlin zu korrigieren“, pflichtet ihm Stephan Kolck bei. Immerhin habe man inzwischen erkannt, dass es Handlungsbedarf gebe. So diskutiere man in Berlin derzeit über „Sicherstellungszuschläge“ für Kliniken der Grundversorgungsebene.

    Das Krankenhaus in Hofheim macht den Verantwortlichen die wenigsten Sorgen. Es sei ein „Sonderfall“ und als reines Belegkrankenhaus nicht für das Defizit verantwortlich. Es gebe in Hofheim eine günstige Kostensituation, auch weil kostenintensive Einheiten nach Haßfurt verlegt wurden. Das Hofheimer Haus habe aber weiterhin eine gute Akzeptanz in der Bevölkerung, so Kolck, weil es für die Patienten dort „gut aufgestellt“ sei.

    Und zum Abschluss eine provokante Frage an den Landrat: Steht wegen der Krise gar die Existenz eines der zwei kleinen Häuser auf dem Spiel? „Nein“, macht Wilhelm Schneider klar, „das würde das Problem ja nicht beseitigen.“

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