Schon seit einiger Zeit machten die Gerüchte in Haßfurt die Runde, jetzt ist es offiziell: Die Schlemmer Group, ein Automobilzulieferer, der auch einen Produktionsstandort in der Kreisstadt hat, ist pleite. Am Freitag bestätigte das zuständige Gericht in München auf Nachfrage dieser Redaktion, dass am 18. Dezember 2019 der Insolvenzantrag der Firma eingegangen ist.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in Aschheim bei München hat weltweit 21 Produktionsstandorte und insgesamt 3800 Mitarbeiter. Neben mehreren Standorten in Deutschland hat das Unternehmen unter anderem Niederlassungen in Russland, China, Brasilien, Mexiko oder den USA.
Folgen für Haßfurt unklar
Es gilt als wichtiger Hersteller von Kunststofflösungen im Automotive-Bereich. Schlemmer stellt also Kunststoffbauteile her, die vor allem in Autos verbaut werden. Praktisch alle großen Autohersteller der Welt verwenden Schlemmer-Produkte. Auch in Eisenbahn-Fahrzeugen, Motorrädern, Lastwagen und Baggern werden Produkte des Unternehmens verbaut, ebenso wie in Waschmaschinen und Gartengeräten.
Der Schwerpunkt am Produktionsstandort Haßfurt liegt auf der Produktion von Kabelschutzsystemen sowie technischen luft- und wasserführenden Komponenten, die sowohl in Autos als auch in anderen technischen Geräten verbaut werden. Noch im Juni 2017 hatte das Unternehmen angekündigt, den Standort Haßfurt ausbauen zu wollen, an dem damals 250 Mitabreiter beschäftigt waren.
Was der Insolvenzantrag nun für den Standort Haßfurt und die Mitarbeiter bedeutet, ist derzeit nicht bekannt. Die Firma hat bisher auf die Anfragen dieser Redaktion zur Insolvenz nicht geantwortet. Auch auf der Internetseite von Schlemmer wird die Insolvenz nicht erwähnt.
Tochterunternehmen ging voraus
Die letzte Pressemitteilung, die Schlemmer online stellte, stammt von Oktober 2019. Damals informierte der Automobilzulieferer darüber, dass sein Tochterunternehmen Hoppe ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt hatte.
"Die aktuelle konjunkturelle Lage in der Automobilbranche sowie eine damit verbundene kritische Auslastungssituation hatten zur Zahlungsunfähigkeit geführt", berichtete Schlemmer damals. Gut zwei Monate später folgte der Insolvenzantrag des Mutterkonzerns.
Die Entscheidung des Gerichts über den Insolvenzantrag steht noch aus. "Ein Gutacher ist bestellt worden", berichtet eine Sprecherin der Justizbehörden in München dieser Redaktion. Dieser müsse nun entscheiden, ob aufgrund des Antrags ein Insolvenzverfahren eröffnet wird.