Steffi Wohlleben ist eine Doula, eine Geburtsbegleiterin. Davon hat hierzulande noch kaum jemand etwas gehört, obwohl die Doula eigentlich eine alte Tradition fortsetzt oder besser wieder aufnimmt. Das Wort kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie "Dienerin der Frau", sagt Steffi Wohlleben. Die Gepflogenheit, dass geburtserfahrene Frauen werdenden Müttern beistehen, gibt es schon seit Jahrtausenden. "Früher war eine Geburt Sache der Hebammen und geburtserfahrene Frauen kamen dazu und kümmerten sich um das Umfeld, versorgten Geschwisterchen und passten auf, dass der werdende Vater nicht im Dreieck springt."
Bibliothek mit Informationsmaterial
Daniela Hönig aus Sylbach hat vor Kurzem ihr zweites Kind bekommen, nach Leon wieder einen strammen Jungen namens Benno. Sie schwärmt regelrecht von ihrer Doula: "Es war all inclusiv." Steffi Wohlleben hat sie während der Schwangerschaft, bei der Geburt und im Wochenbett begleitet. "In der Schwangerschaft kann ich zusätzlich zur Hebamme viel machen", sagt Steffi, "mit Massagen, Kraftsuppe vor der Geburt, was ja auch eine alte Tradition ist, mit Fachbüchern, in denen die Mama nachlesen kann, was sie rund um die Geburt interessiert." Sie habe da eigens eine kleine Bibliothek mit Informationsmaterial. "Das hat mir sehr viel geholfen", bestätigt Daniela Hönig.
"Ich habe eine medizinische Vorbildung die ich eigentlich gar nicht benötige."
Steffi Wohlleben, Doula
Steffi Wohlleben ist eigentlich examinierte Kinderkrankenschwester. "Ich habe also eine medizinische Vorbildung", so Wohlleben, "die ich eigentlich gar nicht benötige." Denn die Doula ist nicht für medizinische Angelegenheiten zuständig. Sie mischt sich nicht in die Angelegenheiten von Hebamme oder Arzt. Deshalb benötigt sie auch keine medizinische Ausbildung. Voraussetzung ist ein Lebensalter von mindestens 25 Jahren und die Geburt mindestens eines eigenen Kindes. "Ich habe eine Ausbildung bei ,Doulas in Deutschland', einem eingetragenen Verein, gemacht." Die Ausbildung hat sich über rund ein Jahr erstreckt. Dabei waren vier Wochenenden, in denen praktischer Unterricht erteilt wurde. Dazwischen gab es viele Hausaufgaben und ein Selbststudium. Steffi Wohlleben hat dazu noch eine Zusatzausbildung "Spinning Babies" gemacht. Dies beinhaltet Übungen in der Schwangerschaft, um den Körper der Frau auf die Geburt vorzubereiten. "Wenn das Baby mit dem Po nach unten liegt, kann man durch geeignete Übungen erreichen, dass sich das Baby dreht." In der Schwangerschaft müsse der weibliche Körper Höchstleistungen vollbringen, so die Doula, durch die Übungen werde er unterstützt.
Erster Ansprechpartner ist immer die Hebamme
Erster Ansprechpartner für die Schwangere sei aber nach wie vor die Hebamme, sagt Steffi Wohlleben. "Was die Hebamme leistet, kann ich nicht", sagt Steffi, "die Doula ist da keine Konkurrenz." Es wäre natürlich gut, wenn jede Frau eine eigene Hebamme hätte, die ihr immer zur Verfügung stünde, so Steffi Wohlleben, aber meist sei im Kreißsaal eine andere Hebamme zuständig. Und die müsse meist mehrere Gebährende betreuen. "Zur Doula hat man aber schon eine Beziehung aufgebaut", erklärt Daniela Hönig, "die kennt man schon gut. Wir waren ein gutes Team, die Hebamme, die Doula und ich." Bevor es ernst wird, bespricht die werdende Mutter ihre Wünsche mit der Doula. Die denkt dann im Kreißsaal daran und bespricht ihrerseits nun alles mit der Hebamme, wenn die werdende Mutter inzwischen andere Sorgen hat. Gleichzeitig kümmert sie sich darum, dass der werdende Vater erstens eine Beschäftigung hat und zweitens seine Frau in guten Händen weiß. Die Doula bleibt auch während der Geburt ständig an der Seite der Gebährenden.
"Ich komme, wann immer die Eltern das wünschen, und bleibe auch so lange."
Steffi Wohlleben, Doula
Zum Service der Doula gehört auch die ständige Rufbereitschaft. "Ich sitze praktisch auf gepackten Koffern. Und ich komme zu dem Zeitpunkt, den die Eltern wünschen, und bleibe solange sie es wollen." Beim kleinen Benno war das 23 Uhr in der Nacht. Steffi kam umgehend zu den Hönigs. Munterte die werdenden Eltern auf und massierte der Schwangeren Bauch und Füße. "Wir haben gelacht und sogar ein bisschen getanzt", erinnert sich Daniela Hönig. Um 2 Uhr ging's dann in die Haßberg-Kliniken und um 4 Uhr war Klein Benno schon da. "Er ist auch sehr entspannt zur Welt gekommen", freut sich seine Mutter noch heute. Sie schwärmt auch vom Haßfurter Krankenhaus. "Das ist halt schön klein, nicht so eine Fließbandarbeit wie in großen Krankenhäusern."
Nicht nur für Erstgebährende
Daniela Hönig ist sich auch sicher: "Auf keinen Fall ist eine Doula bloß etwas für Erstgebährende. Ich hatte bei meinem ersten Kind Leon keine Doula. Und ich habe jetzt eine Menge dazugelernt. Ich war auf die Geburt jetzt mental und körperlich bestens vorbereitet, richtig glücklich, wie es gelaufen ist." Aber wie ist Daniela Hönig zu ihrer Doula gekommen? Schließlich ist Steffi Wohlleben erst seit Mai 2017 im Einsatz. Im Raum Schweinfurt gibt es aktuell nur zwei Doulas, in Würzburg gar keine. "Ich hatte nach der Geburt unseres ersten Kindes einen Abgang. Ich kenne Steffi schon lange und habe mitgekriegt, dass sie die Ausbildung zur Doula macht. Sie hat mir dann eine Sternchen-Massage gegeben. Ich habe diese Massage als absolut angenehm empfunden und wurde richtig ruhig und zufrieden, in meinem Bauch spürte ich ein wohles Gefühl und auch Verspannungen im Rücken wurden locker. Sie hat mir damit meine Traurigkeit genommen.“ Damit sei ihr klar gewesen: "Wenn ich wieder schwanger werde, ist die Doula mit im Boot."
"Doula ist kein Beruf zum Geldverdienen."
Steffi Wohlleben, Doula
Und warum macht Steffi Wohlleben diesen Job? "Doula ist kein Beruf zum Geldverdienen", sagt sie. "Es ist eine Leidenschaft, da ich selber drei wunderbare Geburten hatte." Und mit einem Schmunzeln fügt sie hinzu: "Bei mir war damals mein Mann meine Doula." Steffi macht die Geburtsbegleitung nebenbei. In ihrem Hauptberuf ist sie als Fitnesstrainerin im "bewegungsraum" tätig, einer Firma in Haßfurt, die ohnehin individuelle Trainingskonzepte für Schwangere, Mamis nach der Geburt, Frauen in den Wechseljahren und jeden Alters anbietet. Hier passt eines zum anderen, da ihre Firma sogar ein "Mami-Konzept" mit Sport in der Schwangerschaft und zur Rückbildung anbietet. "Mein Chef muss mich ja auch freistellen, wenn ich als Geburtsbegleiterin während meiner Arbeitszeit unterwegs bin." Bislang hätten sich ihre Klientinnen jedoch sehr rücksichtsvoll gezeigt und ihre Geburtszeiten hervorragend auf Steffis Arbeitszeiten abgestimmt, zwinkert Steffi Wohlleben mit den Augen. Sie bietet das Komplettpaket mit zwei bis drei Hausbesuchen und telefonischer Betreuung während der Schwangerschaft, Rufbereitschaft, zeitlich unbegrenzter Geburtsbegleitung und ein bis zwei Besuchen nach der Geburt für 800 Euro an. "Und ist jeden Cent wert", sagt Daniela Hönig. Da der Verein "Doulas in Deutschland" der Meinung ist, jede Mama sollte eine Doula bei der Geburt dabeihaben dürfen, können finanziell nicht auf Rosen gebettete Eltern oder Alleinerziehende sich an den Verein wenden, der sich dann an den Kosten beteiligt oder sie ganz aus einem Fonds übernimmt, der sich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen trägt.
Beim letzten Treff nach der Geburt gibt es einen Geburtsbericht fürs Kind, in dem die Geburt dokumentiert wird, wie es die Eltern wünschen. Hier erzählt die Doula die Geschichte der Geburtsreise, auf Wunsch auch mit Bildern. Den Abschluss bildet eine Closing-Massage, um dem Körper für die Höchstleistung während der Schwangerschaft zu danken.
Doula Steffi Wohlleben ist zu erreichen per Email info@doula-steffi.de oder telefonisch unter 0162/2189680.
Was ist eine Doula? Der Begriff „Doula“ stammt aus dem Altgriechischen und meint übersetzt so viel wie „Dienerin der Frau“. Die Aufgabe einer Doula ist es, der werdenden Mutter vor, während und nach der Entbindung als emotionale Begleiterin zur Seite zu stehen. Eine Doula versteht sich entsprechend als Schwangerschafts-, Geburts- und Wochenbettbegleiterin. Ihr Aufgabengebiet umfasst nicht nur die Begleitung der werdenden Mutter, sondern auch eine Entlastung und auch Unterstützung des Partners. Sie ist auch für ihn Ansprechpartner, um mit der neuen Situation zurechtzukommen, denn Nachwuchs markiert auch für den Partner den Beginn eines neuen Lebensabschnittes mit verschiedenen neuen Aufgaben und Herausforderungen. Eine wichtige Voraussetzung, um den Beruf der Doula auszuüben, ist die Entbindung zumindest eines eigenen Kindes. Bisher ist der Beruf Doula im deutschsprachigen Raum noch nicht allzu bekannt – anders als beispielsweise in den USA.