Schon 2009 hatte der Haßfurter Stadtrat mit der Planung für eine Erweiterung des Gewerbegebiets Schlettach begonnen. Dann änderte sich die Bedarfssituation und die Stadt ließ die Pläne für längere Zeit ruhen – bis jetzt. Denn nach fast zehn Jahren war der Bebauungsplan "Schlettach Teil 2" am Montagabend wieder Thema im Stadtrat. Die neuen Gewerbeflächen schließen östlich an die Stadt an, befindet sich aber schon in der Gemarkung Prappach.
Recht einig waren sich die Stadträte, dass es nach einer so langen Zeit zu viel Aufwand wäre, die alte Planung wieder aufzunehmen und umzuarbeiten, um sie an alle Bedingungen anzupassen, die sich in den letzten zehn Jahren geändert haben. Große Meinungsverschiedenheiten gab es dagegen in der Frage, wie der neue Bebauungsplan aussehen soll, was zu einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen Bürgermeister Günther Werner (WG) und Stadtrat Jürgen Kehrlein (CSU) führte.
Wunsch nach anschaulichen Simulationen
Der Hauptgrund dafür, dass einige Stadträte das Bauvorhaben kritisch sehen, ist die Gebäudehöhe. Denn bereits jetzt gibt es Interessenten, die auf den neuen Gewerbeflächen bauen möchten. Einer davon würde ein Gebäude mit einer Höhe von 18 Metern benötigen. Der erste Planentwurf sieht vor, dem Unternehmen, dessen Name in der öffentlichen Sitzung noch nicht genannt werden durfte, dieses Vorhaben zu genehmigen. Einige Ratsmitglieder meldeten allerdings Bedenken an, dass ein "Klotz von dieser Größe", wie Annette Marquardt (Grüne) das Gebäude bezeichnete, das Ortsbild zu sehr stören könnte. Stephan Schneider (SPD) und Norbert Geier (CSU) sagten, sie würden sich eine anschauliche Simulation wünschen, denn derzeit könnten sie sich bildlich gar nicht vorstellen, wie hoch ein solches Bauwerk in der Landschaft aussehen würde. "Das sieht für mich sehr gigantisch aus", meinte Stephan Schneider mit Blick auf die Zahlen.
Bürgermeister Werner erklärte daraufhin, dass ohnehin geplant sei, entsprechenede 3D-Bilder anfertigen zu lassen, bevor der Stadtrat endgültig entscheiden muss. Denn – auch das machten Bürgermeister Werner und Stadtplaner Robert Barth auf Nachfrage von Stephan Schneider deutlich – bald können die Stadträte ein zweites Mal über das Gewerbegebiet abstimmen. Schließlich müssen die Pläne zunächst ausgelegt werden, so dass verschiedene Stellen Stellung dazu nehmen können. Erst danach steht die endgültige Entscheidung des Gremiums an; bis dahin sollen auch die 3D-Bilder erstellt werden.

Jürgen Kehrlein war dennoch nicht überzeugt. "Das ist ein markantes Gebäude", sagte er zu dem 18 Meter hohen Bau. Manche Stadträte stellten Vergleiche zu anderen hohen Bauwerken an wie das Haßfurter Amtsgericht oder das Kaufland-Lager in Donnersdorf. Stadtkämmerer Wolfgang Hömer bat die Politiker, bei ihrer Entscheidung auch zu bedenken, dass es sich bei dem Bauinteressenten um "ein ortsansässiges Unternehmen" handle, auch wenn noch kein Name an die Öffentlichkeit gelangen darf.
Bürgermeister Werner und Stadtplaner Barth betonten außerdem, dass das hohe Gebäude im Gegensatz beispielsweise zum Kaufland-Lager nicht alleine aus einer sonst flachen Landschaft ragen werde; immerhin sei es umgeben von anderen wenn auch niedrigeren Gewerbebauten.
Auf einen Interessenten zugeschnitten?
Kehrlein überzeugte das nicht. "Ich werde den Gedanken nicht los, dass wir hier ein bauvorhabenbezogenes Baugebiet machen", kritisierte er, dass die Ausweisung des gesamten Baugebietes zu sehr auf einen einzelnen bauwilligen Unternehmer zugeschnitten sei. Auch die Aussicht, dass die Stadträte ohnehin noch ein zweites Mal abstimmen müssen, genügte ihm nicht. Kehrlein zeigte sich überzeugt, dass mit einer Abstimmung am Montag bereits ein Zeichen gesetzt werde. "Dann werden wir kaum noch später dagegen stimmen." Ein weiterer Punkt, der ihm nicht gefiel, war die Tatsache, dass es in dem neuen Gewerbegebiet keine Wohnnutzung geben darf. Dabei fände er es sinnvoll, Firmen die Gelegenheit zu geben, Betriebsleiterwohnungen einzurichten.
Der Bürgermeister verwies auf ein Schreiben aus dem Landratsamt, laut dem es unerwünscht sei, Wohnungen in neuen Gewerbegebieten zuzulassen. Kehrlein meinte darauf: "Dann haben wir ein anderes Landratsamt als die Stadt Zeil", denn im dortigen Baugebiet "Gröbera II" seien solche Wohnungen noch vorgesehen. Günther Werner erklärte, dass das Schreiben noch relativ neu sei; zu diesem Zeitpunkt sei das Zeiler Gewerbegebiet schon beschlossen gewesen. Außerdem erklärte Stadtplaner Barth, Kommunen hätten theoretisch die Möglichkeit, von dieser Vorgabe des Landratsamtes abzuweichen. Praktisch sei das aber nicht sinnvoll. "Das erschwert die Gewerbeansiedlung", sagte er. Denn sobald Wohnungen bestehen, gelten für die Unternehmen strengere Lärmschutzvorgaben – selbst wenn die Anwohner von sich aus bereit sind, darauf zu verzichten.
Als der Bürgermeister nach einer langen Diskussion meinte: "Ich würde dann gerne zur Abstimmung kommen", kommentierte Jürgen Kehrlein: "Das ist mir klar!". Daraufhin wurde auch Werner etwas lauter. Schließlich beschloss der Stadtrat den Bebauungsplan bei vier Gegenstimmen.