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KREIS HASSBERGE: Herkulesstaude: Wunderschön gefährlich

KREIS HASSBERGE

Herkulesstaude: Wunderschön gefährlich

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    Der Anblick täuscht: So schön der Riesen-Bärenklau auch blüht – der Saft der Pflanze verursacht auf der Haut des Menschen schwere Verbrennungen.
    Der Anblick täuscht: So schön der Riesen-Bärenklau auch blüht – der Saft der Pflanze verursacht auf der Haut des Menschen schwere Verbrennungen. Foto: Foto: Martina Schneider

    Wenn sie nicht so gefährlich wäre, könnte man sich glatt in sie verlieben. In strahlendem Weiß blühen die weit gefächerten Dolden des Riesen-Bärenklaus. Sie überragen leicht einen Erwachsenen. Doch Vorsicht: Wer mit seiner Haut mit dem Saft der Herkulesstaude, wie die Pflanze auch genannt wird, in Berührung kommt, erleidet schwere Verbrennungen, sobald Licht darauffällt. Eine sehr schmerzhafte Erfahrung. Obwohl seit Jahren versucht wird, den Riesen-Bärenklau zu dezimieren, taucht er immer wieder auf, wie jüngst am Rand der B 26 bei Obertheres.

    Gefahr im Grünstreifen

    Seit Ende vergangener Woche stand auf dem Grünstreifen zwischen den Bahnschienen und der Bundesstraße auf Höhe von Schloss Ditfurth ein Warnschild. Darauf: Ein rotes Warndreieck und der Hinweis „Herkulesstaude – hochgiftig“. Rund eineinhalb Meter vom Schild entfernt ragt der Riesen-Bärenklau, von dem man die Finger lassen soll, in die Höhe. Besser gesagt: ragte in die Höhe. Denn am Donnerstagmorgen entfernte ein Mitarbeiter des Staatlichen Bauamts Schweinfurt, das die B 26 betreut, die Pflanze per Sichel. Jetzt steht dort nur noch ein kurzer Stumpf ihres Stiels.

    Das Schild hatte Sigrid Behm anfertigen lassen. In Eigenregie. Die Frau aus Wülflingen war damit zur Gemeinde Theres marschiert und hatte gefordert, dass etwas gegen die für Menschen gefährliche Pflanze am Straßenrand unternommen wird. Gemeinsam mit Bauhofleiter Thomas Lang hat sie das Schild vor Ort aufgestellt, „sicherheitshalber“, wie Lang meint. Er erinnert sich, dass an dieser Stelle vor einigen Jahren schon einmal mehrere Exemplare des Riesen-Bärenklaus wuchsen.

    Behm ist am Donnerstagmittag heilfroh, dass die Staude am Rand der B 26 endlich weg ist. „Eigentlich wäre es doch ein Klacks gewesen“, sagt sie im Gespräch, „die Pflanze sofort zu entfernen, als sie entdeckt wurde.“ Die Zeit drängte, meint sie. 16 große Blüten hatte sie an der Pflanze gezählt. Die Blütenblätter waren mittlerweile längst abgefallen. Hunderte, vielleicht Tausende Samenkörner standen davor, auszufallen.

    Ein kritischer Zeitpunkt, bestätigt Claus Haubensack von der Naturschutzbehörde des Landratsamtes Haßberge. Der Riesen-Bärenklau sollte auf jeden Fall entfernt werden, bevor er aussamt, „am besten in der Blüte“. Das Aufstellen des Warnschilds sei keineswegs übertrieben gewesen, findet er. Noch besser wäre es jedoch auch in seinen Augen gewesen, die Pflanze gleich zu entfernen – in langärmliger Schutzkleidung, möglichst mit Gesichtsschutz.

    Unterschiedlich konsequent

    Manche Gemeinde bekämpften den Riesen-Bärenklau konsequent, berichtet Haubensack, andere weniger intensiv. Dies bestätigt auch Guntram Ulsamer, Gartenfachberater des Landratsamtes. Von sich aus, so sein Eindruck, verfolge keine Gemeinde den Riesen-Bärenklau aktiv. Wenn den Gemeinden jedoch Bestände in ihrem Bereich gemeldet werden, dann würden diese die Pflanzen entfernen. Dies ist auch für Haubensack entscheidend. Denn: Nur wer sich intensiv um das Problem kümmere, bekomme den Riesen-Bärenklau los, macht er klar. Die Pflanze, die der Mann von der Naturschutzbehörde zu den gefährlichsten hierzulande zählt, komme im gesamten Landkreis Haßberge vor, verbreite sich aktuell aber nicht weiter.

    Aus Russland eingewandert

    Warum sich der Riesen-Bärenklau im Haßbergkreis noch nicht viel stärker als bisher verbreitet hat, dafür hat Botaniker Otto Elsner aus Rottenstein eine Erklärung: Ihm ist es hier eigentlich zu trocken. Ursprünglich stammt der Riesen-Bärenklau aus Russland und hat sich als eingewanderte Pflanze (Neophyt) auch in Deutschland verbreitet. In Tschechien kommt die Pflanze massenhaft vor. In der Gegend zwischen Pilsen und Prag, habe er Täler gesehen, in denen der Riesen-Bärenklau massenhaft wächst, schildert Elsner. Selbst in Unterfranken kenne er Gegenden, in denen Tausende der Doldenblütler wachsen, etwa bei Arnstein (Kreis Main-Spessart). Die Situation im Haßbergkreis ist für ihn überschaubar: „Der Weltuntergang naht nicht.“

    Das soll nicht heißen, dass der Botaniker den Riesen-Bärenklau unterschätzt. „Das ist eine der wirklich gefährlichen Neophyten.“ Dank ihrer schönen Blüten war der Riesen-Bärenklau als Gartenpflanze beliebt, und ist es bei manchen Gärtnern noch immer. Wer den Kampf gegen die Pflanze mit ihrem brisanten Saft aufnimmt, muss Ausdauer haben. Mit dem Abschneiden der zweijährigen Pflanze allein – oder gar dem Einsatz von Gift – ist es meist nicht getan, vor allem dann nicht, wenn diese schon ausgesamt hat. Samenkörner überdauern in der Erde mehrere Jahre. Deshalb muss, um sicherzugehen, der gesamte Oberboden rund um die Pflanze weggeschoben und anschließend ausgebrannt werden. Erst dann seien die Samenkörner zuverlässig vernichtet, meint Otto Elsner. Auch die abgeschnittenen Pflanzenteile müssten verbrannt werden.

    Eine schier unendliche Aufgabe also für diejenigen, die den Riesen-Bärenklau ausrotten möchten. Erst recht, wenn stimmt, was Sigrid Behm gesagt wurde: Am Flurbereinigungsweg von Wülflingen Richtung Sailershausen sollen der Riesen-Bärenklau in Hülle und Fülle wachsen. Da ist es nur ein kleiner Erfolg, dass das Einzelexemplar an der B 26 nun weg ist. Für dieses Jahr zumindest. Denn wer weiß, wie viel Samen dort in der Erde aufs Keimen wartet.

    Informationen und Merkblätter zum Riesen-Bärenklau und zu weiteren gefährliche Neophyten bietet das Bundesamt für Naturschutz im Internet unter: www.bfn.de/0302_neobiota.html

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