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ZEIL: Hexenverfolgung gibt es auch heute noch

ZEIL

Hexenverfolgung gibt es auch heute noch

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    „Heute Abend haben wir uns ein sehr anspruchsvolles Thema ausgesucht.“ Mit diesen Worten begrüßte die seit 2012 aktive ehrenamtliche Gästeführerin Monika Schraut aus Zeil stellvertretend für die Dokumentationsleiterin Birgitt Geißler die Teilnehmer beim wohl dunkelsten Kapitel der Zeiler Geschichte.

    Das Dokumentationszentrum Zeiler Hexenturm hatte am Donnerstagabend zum nächtlichen Rundgang mit Fackeln durch die Gassen der Zeiler Altstadt eingeladen, um die Geschichte der Hexenverfolgung zu erkunden. Auch die Gästeführerin Christa Franz aus Kronach nahm beim nächtlichen Rundgang in Zeil zum ersten Mal teil. Franz ist unter anderem auch für Rundgänge um die Hexenprozesse in Kronach verantwortlich. Seit vielen Jahren steht Franz in engem Kontakt zum Zeiler Dokumentationszentrum, weil das Geschehen um die Hexengeschichten in Zeil und Kronach miteinander verknüpft sind.

    Nach dem Auftakt beim Hexenturm ging es weiter auf den Spuren der Hexenleidens. Während eines einstündigen Rundgangs machten die knapp 30 Teilnehmer am historischen Rathaus, am Speiersbrunnen, an der Alten Freyung, an der Zeiler Stadtmauer und am Abt-Degen-Haus wie auch bei den Stadttoren und am Stadtturm Halt und schenkten den Erzählungen über die Hexenverfolgung die volle Aufmerksamkeit.

    Es gibt drei Irrtümer um die Hexenprozesse, die „in den Köpfen der Menschen herumschwirren“, so Monika Schraut, die das Irrwissen während der Fackelführung korrigierte. Nicht im tiefsten Mittelalter ab dem fünften Jahrhundert wurden die 430 Hexen in Zeil verfolgt, gefoltert und verbrannt, sondern in der frühen Neuzeit ab dem 17. Jahrhundert, einer Epoche mit durchaus gebildeten Menschen. Die Hexen waren auch keine weisen, kräuterkundigen Frauen, die den Ärzten Konkurrenz machten.

    Schraut machte auch deutlich, dass nicht die katholische Kirche die einzige Täterorganisation war, die den Wahn zu verantworten hatte. „Die Hexen und Hexer, die dem Wahn zum Opfer gefallen sind, waren wie du und ich, der eine konnte mehr, der andere weniger“, erklärte Schraut beim Speiersbrunnen und fügte hinzu, dass „zwar zwei kräuterkundige Hebammen getötet worden sind, aber auch Schreiner und Baumeister unter den Opfer waren, ganz normale Menschen“.

    In der Zeit ohne Gewaltenteilung konnten die Fürstbischöfe die Hexenprozesse leicht anordnen. Der eigentliche Auslöser für das Hexenmorden waren Katastrophen wie die Pest, die im Jahre 1611 in Zeil 100 Tote forderte, und vor allem zwei Dürreperioden 1616/17 mit Missernten und Hunger, was „himmelsschreiende Not für Mensch und Tier“ bedeute, so die Gästeführerin. In der damaligen Zeit stellten sich die Menschen Fragen wie: „Warum tut uns jemand das an? Jemand muss ganz böse sein, dass er uns so ein Strafgericht zukommen lässt.“ Dafür mussten Schuldige gefunden werden.

    Für Monika Schraut ist es wichtig, mit den Erzählungen eine „Brücke zur heutigen Zeit zu schlagen“. Immer wieder hört die Gästeführerin: „Ach Gott, das war ja schlimm. Ein Glück, dass wir heute leben.“ Aber es gibt auch heute noch Folter, so die Gästeführerin: „Wir sind als Menschen vor Bosheit und übler Nachrede nicht gefeit. Es ist eine menschliche Falle, wenn wir nicht aufpassen und aus der Geschichte lernen.“ Schraut nannte in dem Zusammenhang die aktuelle Flüchtlingssituation, in „der wir alle gefordert sind, auf die Menschenwürde zu achten“.

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