Die Tradition aufrecht erhalten, so gut es in dieser Zeit eben geht – das hat sich der TSV Prappach auf die Fahne geschrieben. Das Kirchweih-Essen in dem Haßfurter Stadtteil einfach ausfallen lassen? Nein, das war keine Option für die Verantwortlichen. So hatten sich Diana Mußbach, die Spartenvorsitzende für Veranstaltungen und Wirtschaftsdienst und ihre Stellvertreterin Hannah Hetterich dazu entschlossen, in diesem Jahr am Kirchweihsonntag Essen "to go" anzubieten.
"160 Essen haben wir verkauft", sagte Hannah Hetterich stolz, die an der Kasse im Sportheim saß. Schweinehaxe, Hirschbraten und Kalbsrahmbraten, mit Klößen und Wirsing oder Blaukraut standen auf der Speisekarte. In den Tagen vor der Kirchweih konnten die Prappacher telefonisch ihre Esssenswünsche anmelden. Favorit war eindeutig der Hirschbraten. "Das ist etwas außergewöhnliches, was man sich nicht oft zu Hause selber kocht", meinte Diana Mußbach, die zusammen mit einem halben Dutzend Helferinnen für die Ausgabe zuständig war.
Stühle markierten den Abstand
Bis die Ehrenamtlichen nach dem Ende der Essenausgabe selbst die leckeren Gerichte probieren konnten, lag jede Menge Arbeit vor ihnen. Bereits am Vortag wurde alles getan, um den derzeit geltenden Corona-Auflagen gerecht zu werden. Die Vorschriften haben die Prappacher sehr gut umgesetzt. Schon im Freien vor dem Sportheim-Eingang standen im Abstand von eineinhalb Metern Stühle, um den Abstand zu kennzeichnen, der eingehalten werden muss, falls es wider Erwarten zu einem größeren Stau der Abholer kommen sollte. Eigentlich war das aber durch die gute Planung ausgeschlossen.

Im Fünf-Minuten-Takt wurden den Bestellern Abholzeiten genannt, um den Ansturm zu verteilen. "Das klappte hervorragend", freuten sich Diana Mußbach und Hannah Hetterich. Freilich kam es manchmal zu kleinen Überschneidungen, aber die maximal zwei bis drei Personen, die gleichzeitig warteten, zeigten sich sehr vorbildlich und hielten zusätzlich zur Mund-Nasen-Bedeckung immer ausreichend Abstand. Das mitgebrachte Geschirr von zu Hause nahm eine Helferin in Empfang und ließ sie an zwei Bain-Marie (Thermowagen) mit dem gewünschten Sonntagsessen füllen. Die umgesetzte Einbahnstraßen-Regelung führte die Gäste anschließend über die Terrasse wieder ins Freie, so dass sich niemand im Gegenverkehr über den Weg lief.
16 Stunden in der Küche
Insgesamt 16 Stunden stand Koch Enrico Mußbach zusammen mit einigen Frauen am Samstag und Sonntag in der Küche, bis das Essen servierfertig war. Der Ehemann der Spartenvorsitzenden ist für sein gutes Essen bestens bekannt. Schon seit etlichen Jahren kocht er regelmäßig ehrenamtlich für den TSV Prappach, zum Beispiel im Fasching oder bei Sonderveranstaltungen. Erfahrung dafür hat der 41-Jährige in der Vergangenheit viel gesammelt. Vier Jahre führte die Familie Mußbach den Burggasthof Lichtenstein. Danach war Enrico Mußbach Koch in der Schlossberg-Gaststätte Königsberg, ehe er sich beruflich umorientierte.

Und wie hat es den Kirchweihgästen geschmeckt? Einer, der sich einen Hirschbraten abholte, war Erhard Biller. Die Kirchweih ist für den Ur-Prappacher ein "Pflichttermin", an dem ein besonderes Essen nicht fehlen darf. Gleich vor Ort vergab er Vorschusslorbeeren, denn er war sich sicher: "Das, was Enrico kocht schmeckt immer". Belohnt wurde die Arbeit des TSV-Kirchweihteams auch digital. So bimmelte das Smartphone von Diana Mußbach und in der Textnachricht einer Bekannten war zu lesen: "Das Essen war voll lecker. Alle Töpfe sind leer. Besonders die Haxen waren sehr zart!"
