Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

SCHWEINSHAUPTEN: Historienspiel: Das Tor zur Welt Aventurien

SCHWEINSHAUPTEN

Historienspiel: Das Tor zur Welt Aventurien

    • |
    • |
    Rollenspiel: Etwa 100 Liverollenspieler aus ganz Deutschland verwandelten den Jugendzeltplatz von Schweinshaupten in eine mittelalterlich anmutende Welt namens Aventurien.
    Rollenspiel: Etwa 100 Liverollenspieler aus ganz Deutschland verwandelten den Jugendzeltplatz von Schweinshaupten in eine mittelalterlich anmutende Welt namens Aventurien. Foto: Fotos: Simone Thein

    Die Bewohner von Schweinshaupten staunten nicht schlecht, als Orks, Magier, Grafen, Zigeuner und weiteres Gesindel für einige Tage den Zeltplatz ihres kleinen Dorfes bevölkerten. Große Zeltlagergruppen ist man hier zwar gewohnt, schließlich lädt die Abgeschiedenheit und die unberührte Natur geradezu zum Übernachten unter freiem Himmel ein, doch Leute in langen wallenden Gewändern oder Kettenhemden sind dann doch eher eine Seltenheit.

    Fünf Tage lang verwandelten etwa 100 Liverollenspieler aus ganz Deutschland den Jugendzeltplatz von Schweinshaupten in eine mittelalterlich anmutende Welt namens Aventurien. Liverollenspiele oder Live Action Role Playing (LARP) kann man als Improvisationstheater verstehen, bei dem sich mehrere Leute treffen, um ein Spiel zu spielen, dessen Rahmenhandlung zwar im Voraus bestimmt wird, in dem aber jeder einzelne Spieler seine Rolle individuell ausschmücken kann. „Es ist wie Theater, bei dem das Publikum mitspielt“, beschreibt es einer der Mitorganisatoren, Gunther Dürrschmidt von der Larpmeystergilde in Bayreuth. Das Publikum besteht in diesem Fall aus den Spielern, deren Engagement und Kreativität gefragt sind. Sie sollen die Anreize, die durch die LARP-Organisatoren kommen, aufgreifen und umsetzten. Dazu gehört auch, dass jeder Spieler sich passend zu seiner Rolle einen Namen, ein Kostüm und eine Hintergrundgeschichte ausdenkt.

    Während der gesamten Spieldauer, die sich auch auf mehrere Tage ausweiten kann, sind die Teilnehmer in ihrer Rolle, wobei der Einzelne vom Gesamtgeschehen gar nicht alles mitbekäme, meint ein Spieler. Man hält sich in seinem Lager auf, zum Beispiel in dem der Holzfäller, der Magier oder der Adligen, und spielt ganz spontan und individuell miteinander. So ergäben sich immer unvorhergesehene und überraschende Wendungen innerhalb der Rahmenhandlung, erklärt Dürrschmidt, auch wenn der Ausgang des Spiels in etwa vorauszusehen sei.

    Das Spiel lebt von der Spontaneität und Kreativität der Spieler. Von diesen wird auch verlangt, vor und nach der Veranstaltung tatkräftig beim Auf- und Abbau mitzuhelfen und sich während der Spieldauer an den Codex, eine Art Regelwerk für LARP-Events, zu halten.

    Im LARP-Fachjargon werden die Spiele Cons genannt und können in kleinem Rahmen stattfinden oder sich über mehrere Tage hinziehen, wie die Veranstaltung in Schweinshaupten. Organisiert wurde das Con mit dem Thema „Heerschau und Festtage zu Andrafall“ vom Verein Codex Liverollenspiele e.V., der auch schon im August vergangenen Jahres nach Schweinshaupten einlud.

    Die Geschichte von 2012 konnte heuer mit alten und neu dazugekommenen Spielern fortgesetzt werden. Hatte der Freiherr von Andrafall letztes Jahr noch seine Hochzeit gefeiert, musste er dieses Jahr sein Land gegen die immer zahlreicher werdenden Angriffe verteidigen. Er rief zu einer Heerschau auf, um tapfere Krieger aus ganz Aventurien um sich zu sammeln. Zeitgleich feierten die Aventurier ihre alljährlichen Festspiele, bei denen die Teilnehmer im Bogenschießen oder Wettlaufen ihre Kräfte messen konnten.

    Moderne Technik verboten

    Hierbei dürfen natürlich auch Waffen nicht fehlen. Diese sind aus Sicherheitsgründen zwar aus Schaumstoff, sehen aber täuschend echt aus. Auch auf die Authentizität von Kostümen und anderen Utensilien wird besonders Wert gelegt. Viele Spieler haben ihre Kostüme sogar selbst hergestellt.

    Um garantieren zu können, dass die Spieler für die dreitägige Spieldauer ganz in ihre Rolle abtauchen und die normale Welt für ein paar Tage hinter sich lassen, waren alle Anzeichen des modernen Lebens vom Zeltplatz verbannt. So waren für die Zeit des Spiels Plastikgegenstände und technische Geräte wie Handys oder Computer verboten. Auch die Autos mussten in größerem Abstand abgestellt werden. Außerdem durften sich die Spieler nur in ihrer Verkleidung innerhalb der Zeltstadt bewegen. Die Schranke des Zeltplatzes war praktisch das Tor zu einer Fantasiewelt, in der die Zeit stehen geblieben zu sein schien.

    Durch seine Abgeschiedenheit und seine schöne, natürliche Umgebung bietet der Schweinshauptener Zeltplatz eine ideale Kulisse für ein Mittelalterdorf. Der angrenzende See sei noch das i-Tüpfelchen auf dem Ganzen, meinten die Spieler. Dass weder Toiletten noch Duschen vorhanden sind, stört die LARP-Organisatoren wenig. Auf Komfort werde gerne verzichtet, wenn dafür das Ambiente stimme.

    LARP-Vereine in der Region

    Nicht nur für die Erwachsenen ist das Life Role Playing aufregend. Auch die Kinder finden es toll, sich als Ritter oder Bauernjunge zu verkleiden und in solch einer authentischen Kulisse tagelang zu leben.

    In der Region gibt es auch LARP-Vereine. 2002 wurde der Alrik-Rollenspielverein Haßberge gegründet. Außerdem haben sich verschiedene kleinere Organisationen zur DAS-Larp Orga zusammengeschlossen und organisieren „schöne und stimmungsvolle Veranstaltungen“, bei denen auch „Anfänger und Quereinsteiger“ willkommen sind (www.larp-codex.de).

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden