Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

KNETZGAU: Hoeneß' Extrawurst vom Gourmetgrill

KNETZGAU

Hoeneß' Extrawurst vom Gourmetgrill

    • |
    • |

    Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus wäre fast geplatzt vor Freude. Als er Uli Hoeneß auf der Bühne traf, hielt er ihm sogleich seinen Bayern-München-Mitgliedsausweis unter die Nase, strahlte wie ein Honigkuchenpferd und versicherte Hoeneß, er sei „ein leidenschaftlicher Bayern-Fan“. Seit 34 Jahren, um genau zu sein, „seitdem Uli Hoeneß beim Europokalfinale 1975 in Paris gegen Leeds die Knochen zertreten wurden“. Das hat er dem sichtlich gut gelaunten Manager zwar nicht gesagt, aber dass Hoeneß „sein Herz am rechten Fleck hat“, dessen ist sich Paulus ganz sicher.

    Das karitative Gesicht des Bundesliga-Krösus kennt man im harten Geschäft des Profi-Fußballs eher weniger. Umso beeindruckter sind die Fans, wenn sich der Manager des Rekordmeisters völlig selbstverständlich auf dem vom Radiosender Bayern 3 organisierten Knetzgauer Dorffest trotz Dauer-Regens zeigt und die von ihm und seinem Sohn gespendeten Bratwürste aus der Nürnberger Fabrik auch noch gleich selbst mit brät.

    „Vom Club hätte ich gerne den rechten Verteidiger“

    FCB-Manager Uli Hoeneß

    Natürlich in „Stürmer's Gourmetbude“, wobei den Knetzgauern der Hintersinn wahrscheinlich gar nicht bewusst gewesen ist. Im Schnelldurchgang hat Uli Hoeneß am Samstag bei seiner 350-Kilometer-Fahrt von der Landeshauptstadt in die Haßberge die vergangenen Wochen erlebt, vom schweren Gewittern bis zum strahlenden Sonnenschein. „Bis Bamberg“, erzählte Hoeneß, „war das Wetter wunderbar“. Das waren die fußballerischen Leistungen und Lorbeeren für Trainer Louis van Gaal und das mit Millionen verstärkte Team vor der Saison nach der bleiernen Klinsmann-Zeit auch. Doch dann kamen die ersten drei Spiele, und nach der Niederlage in Mainz war der schlechteste Saisonstart in 43 Jahren perfekt. Als es in Knetzgau gut zwei Stunden lang schüttete wie aus Eimern, dürfte sich Hoeneß daran erinnert gefühlt haben, wie es nach dem Lapsus von Mainz Häme im Dutzend hagelte.

    Doch wie beim Guss im Haßgau, dem kurz darauf strahlender Sonnenschein folgte, blieb der FCB auch nach der kollektiven Medienschelte ruhig, ließ den Trainer das System auf ein holländisches 4-3-3 umstellen, packte den Geldbeutel aus und kaufte Flügelflitzer Arjen Robben. Nach dem Sieg gegen Wolfsburg herrscht an der Säbener Straße nun eitel Sonnenschein, dem Duo Frank Ribéry und Arjen Robben sei Dank. Jetzt ist nicht nur der Fan glücklich – „Ich habe ihm gleich mal für Arjen gedankt“, strahlte Klaus aus Gerolzhofen – sondern auch Uli Hoeneß entspannter. Der rote Kopf, sonst sein Markenzeichen, wenn er sich wieder mal über ungebührliche Kritik an seinem FCB aufregen muss, war in Knetzgau ausschließlich dadurch begründet, dass es in der Gourmetbude unglaublich warm war.

    Und Hoeneß war zu Scherzen aufgelegt. „Vom Club hätte ich gerne den rechten Verteidiger“, sagte er mit einem Lachen. Dennis Diekmeier wird sich fragen, wie er zu dieser Ehre kommt. Aber dass Philipp Lahm nun durch Diekmeier ersetzt wird, nachdem Rafinha beim FC Schalke bleibt und Chelsea-Star Jose Bosingwa absagte, ist genauso unwahrscheinlich wie die Tatsache, dass beim FCB nach dem Robben-Transfer alle Kritik bis zum Saisonende verstummt.

    Denn auch das konnte Uli Hoeneß bei seinem Ausflug unters Volk gut sehen. Das eine Gewitter verzog sich sehr schnell, das andere baute sich am Horizont schon wieder bedrohlich auf. In Sachen Rensing und Ribéry hüllte sich Uli Hoeneß zwar in Schweigen, die deutliche Kritik des Franzosen in seiner französischen Hauspostille am Trainingsstil seines holländischen Trainers dürfte Hoeneß aber genauso wenig gefallen haben wie Oliver Kahns Hinweis, wenn er Michael Rensing wäre, würde er den Verein wechseln.

    Kahn kann man nach der neuerlichen Degradierung Rensings von der Nummer eins zur Nummer zwei zwar beipflichten. Doch Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat offenbar in der Länderspielpause die Abteilung Attacke übertragen bekommen und polterte lauthals, Kritiker wie Oliver Kahn, Stefan Effenberg oder Lothar Matthäus „sollen zusehen, dass sie einen Job kriegen, in dem sie etwas zu sagen haben, und sich nicht als bezahlte Chefkritiker des FC Bayern hervortun.“

    Während Rummenigge sich über die Ex-Gurus ärgerte und versuchte, dem derzeit in Holland weilenden Trainer in Sachen Ribéry-Kritik zum wiederholten Male seine Loyalität zu versichern, schunkelte Uli Hoeneß in Knetzgau lieber mit Liedermacher Willi Astor im Takt. Der hat das Bayern-Lied „Stern des Südens“ gedichtet, und wie Hoeneß da im Rampenlicht auf der Bühne mit seinem weißen Kittel stand und das Vereinslied schmetterte, hätte man fast meinen können, die Sorgen über die vermeintliche Verletzungsanfälligkeit von Arjen Robben und die vielleicht nicht Champions-League-taugliche Defensive des FCB seien weit weg. So weit wie die Gewitterwolken.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden