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Knetzgau: Knetzgau: Die Hochzeitslounge hofft auf ein Stück Normalität

Knetzgau

Knetzgau: Die Hochzeitslounge hofft auf ein Stück Normalität

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    Sandra Zettelmeier von der Hochzeitslounge und die Hochzeitsplaner Vadim Koslow und Irma Schmidtke (von links) erzählen aus dem Nähkästchen, wie sie sich in den letzten acht Monaten über Wasser gehalten haben.
    Sandra Zettelmeier von der Hochzeitslounge und die Hochzeitsplaner Vadim Koslow und Irma Schmidtke (von links) erzählen aus dem Nähkästchen, wie sie sich in den letzten acht Monaten über Wasser gehalten haben. Foto: Christiane Reuther

    „Eröffnet, dann zugemacht, wieder offen und erneut zugemacht“, reflektiert Sandra Zettelmeier von "Dein Traumkleid" die vergangenen acht Monate.  Am 1. März erfüllte sich die Knetzgauerin ihren Traum und eröffnete am Alten Rathausplatz in Knetzgau einen Secondhandladen für Braut, Abend- und Kommunionkleider. "Dein Traumkleid" ist zusammen mit den Hochzeitsplanern von "Wendy Weddings" unter einem Dach in der "Hochzeitslounge" vereint. Darin können zukünftige Brautpaare also ihre Hochzeit planen und ein Brautkleid kaufen“. So war es jedenfalls Anfang März gedacht. Doch Corona machte allen Planungen einen Strich durch die Rechnung.

    Schon nach zwei Wochen musste das Geschäft wieder schließen. “Seit Mai war das Geschäft dann wieder geöffnet, aber es hatte sich keiner getraut, ein Brautkleid zu kaufen“, erinnert sich Zettelmeier. Im August lief das Geschäft für Brautkleider wieder an. Aber gefragt waren nur Kleider für das Standesamt. Die Nachfrage nach dem „großen Kleid“, dem eigentlichen Brautkleid blieb aus. Denn die Brautpaare hatten die kirchliche Hochzeit auf das nächste Jahr verschoben.

    Von 20 Hochzeiten fanden nur drei statt

    Kooperationspartner und Untermieter in der Hochzeitslounge ist Irma Schmidtke und ihr Team von Wendy Weddings. Die Hochzeitsplaner unterstützen Brautpaare bei der Organisation und Durchführung ihres Traumtages. „Es waren 20 Hochzeiten mit komplettem Programm gebucht“, berichtet Schmidtke. Es fanden aber nur drei Hochzeiten statt, zwei wurden von den Brautpaaren abgesagt und 15 auf das nächste Jahr verschoben. „Es fehlen die Neukunden“, sagt Vadim Koslow, der als Trauredner und Moderator bei Wendy Weddings im Einsatz ist.

    Verschoben bedeutet: Die Neukunden für das Jahr 2021 fallen komplett weg. Irma Schmidkte spricht von einer großen nervlichen Belastung: „Hinter einer Hochzeit stehen große emotionale Werte“. Sie nimmt Anrufe von Bräuten entgegen, die mit Tränen in der Stimme fragen: „Wie geht es weiter?" Schmidtke hätte nicht gedacht, dass es sich mit der Corona-Pandemie so lange hinziehen würde.

    Die Hochzeitsplanerin legt in ihre Gespräche am Telefon große Empathie mit hinein, um die Brautpaare seelisch zu unterstützen. „Es ist eine große Belastung, motivierend zu klingen, wenn man selbst von Existenzängsten geplagt ist“, sagt Koslow. Der junge Vater ist im Juli aus seinem Job in der Industrie ausgestiegen mit Hinblick auf die Selbstständigkeit im Team der Hochzeitsplaner. Er lebt seit Juni von seinem Ersparten. Die finanzielle Unterstützung vom Arbeitsamt zieht sich wie die Corona-Pandemie ebenfalls hin.

    Den Hochzeitsplanern laufen die Kosten davon

    Irma Schmidtke befindet sich momentan in Elternzeit, hat aber für den Lebensunterhalt der Familie ihr finanzielles Budget aus der Hochzeitsplanung fest mit eingeplant. Ihr Ehemann muss nun alleine die Familie versorgen, zu der zwei Kinder zählen. Sandra Zettelmeier ist nebenbei noch berufstätig. Für sie ist "Dein Traumkleid" momentan ein teures Hobby, sagt sie. Sie hat mit Unterstützung ihrer Familie den Laden renoviert. Die Miete für das Gebäude teilt sich Zettelmeier mit den Hochzeitsplanern. Hinzu kommt, dass Zettelmeier auch in neue Brautkleider investiert hat. Auch den Hochzeitsplanern laufen die Kosten davon. Laufende Kosten dezimieren die Rücklagen. Die Ungewissheit nagt an allen dreien. Und es stellt sich die Frage:  „Kommt Hilfe vom Staat? Und wann?“

    Die Hochzeitsbranche sei aus Sicht der Hochzeitsplaner in den vergangenen Jahren explodiert. Ein großes Standbein der Hochzeitsplaner sind Deutsch-Russische oder multikulturelle Hochzeiten. In der Zeit, in der Hochzeiten mit 100 Personen möglich waren, entstanden Spannungen im familiären Umfeld der Brautpaare. Waren etwa 190 Gäste eingeladen, mussten von heute auf morgen 90 Gäste ausgeladen werden. „Beim Lockdown kamen die Brautpaare aus den Verträgen leichter heraus, da es höhere Gewalt war“, erklärt Vadim Koslow.

    Aufgeben wollen die Hochzeitsplaner noch nicht

    Es wurden Vorleistungen erbracht, Planungen und Konzepte erstellt, für die die Brautpaare Anzahlungen geleistet haben. Die Hochzeitsplaner hatten sich mit den Brautpaaren gut geeinigt. Koslow weiß aber von Kollegen, die sich mit den Brautpaaren zerstritten hatten und vor Gericht gingen.

    Sandra Zettelmeier zeigt ein Kleid, das von einer Braut ausgesucht wurde, die sich dann doch nicht getraut hat. Trennungen vor der Hochzeit kommen in der Corona-Zeit noch hinzu, wie Vadim Koslow erzählt. Irma Schmidkte berichtet von einem Brautpaar, das am 6. Juli 2020 heiraten wollte und die Hochzeit auf den 5. Dezember verschoben hat. Nur dieser Termin musste beim momentanen Teil-Lockdown auch wieder abgesagt werden.

    Aufgeben wollen aber weder Sandra Zettelmeier noch die Hochzeitsplaner. Alle drei wünschen sich einfach ein Stück weit wieder Normalität zurück, für sich und natürlich für die Brautpaare.

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