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HAßFURT: Hoffnungszeichen „Gnadenstuhl“

HAßFURT

Hoffnungszeichen „Gnadenstuhl“

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    In den 1980er-Jahren schuf der Künstler und Bildhauer Anton Rückel das Motiv des Gnadenstuhls  als Bronzeguss. Adelgunde Gröhling war die Auftraggeberin für ihr Elterngrab im Friedhof an der Ritterkapelle.
    In den 1980er-Jahren schuf der Künstler und Bildhauer Anton Rückel das Motiv des Gnadenstuhls als Bronzeguss. Adelgunde Gröhling war die Auftraggeberin für ihr Elterngrab im Friedhof an der Ritterkapelle. Foto: Foto: Albin Schorn

    Grabstätten auf den Friedhöfen werden besonders in diesen Tagen vor Allerheiligen und Allerseelen im Gedenken an liebe Verstorbene häufig besucht und gepflegt. Das Grabmal aus Granit der Familie „von der Saal“ mit einem Bronzeguss des Haßfurter Künstlers Anton Rückel im alten Friedhof an der Nordseite des Caritashauses Julius Echter fordert den Betrachter besonders heraus: die ungewohnte Relief-Darstellung des Gnadenstuhles als Dreifaltigkeitsmotiv auf dem Gedenkstein.

    Es ist das Gottesbild der Christen. Gott ist einer und zugleich drei Personen: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Diese Grundaussage des christlichen Glaubens kommt in jedem Kreuzzeichen und in vielen Gebetsformeln zum Ausdruck: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Bei diesem Hochrelief des Künstlers hält Gottvater das Kruzifix mit dem toten Christus mit beiden Händen, während die Taube als Symbol des Hl. Geistes darüber schwebt.

    Diese Bildschöpfung der Dreifaltigkeit entwickelte sich im Mittelalter zur anschaulichen Vorstellung der Trinität. Gottvater zeigt seinen Sohn als denjenigen, der für die Sünden der Menschen am Kreuz gestorben ist. Der Hl. Geist ist das Band zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn.

    Der Begriff „Gnadenstuhl“ stammt von Martin Luther als Übersetzung von propitarium, dem goldenen Deckelaufsatz auf der Bundeslade (Exodus 25, 17 ff). Dieser Begriff setzte sich erst im 19. Jahrhundert durch. In der Zeit der Mystik trägt Gottvater den Leichnam des Sohnes auf seinem Schoß.

    Auftraggeberin für den heimischen Bildhauer war in den 1980er-Jahren Adelgunde Gröhling, geb. von der Saal, deren Eltern Leo und Anna hier bestattet sind. Das Bronzerelief spiegelt unverkennbar die tiefe religiöse Überzeugung Rückels, der bereits 1950 den Kunstpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste erhielt. In einer damaligen Laudatio wurde seinen Werken eine „Beseelung der plastischen Form“ zugeschrieben, die „inneres Erleben und sinnhafte Eindrücke“ auszeichnet.

    Und der Bezug zum Menschen auf dem Relief? Zu Füßen des gekreuzigten Christus erhebt sich ein Mensch, den Blick auf Christus und Gottvater erwartungsvoll und zuversichtlich gerichtet. Auch Hände und Arme unterstreichen diese Erwartungshaltung, das Angenommenwerden. Dies ist kein Totengedächtnis, sondern die Erwartung neuen Lebens, das den Christen verheißen ist. Es ist eine Darstellung der Hoffnung auf Auferstehung.

    Seit 1981 hat Anton Rückel seine Gedanken auch in Zitaten aufgezeichnet.

    1989, ein Jahr vor seinem Ableben, schreibt er diese bedenkenswerten Zeilen:

    „Im Diesseits?/ werden wir geboren./Das Jenseits zu erwerben/ ist die Aufgabe unseres Lebens./Ausgestattet mit allen Hilfsmitteln/für diese Reise,/sollen wir sie antreten/als eine Reise nach Hause.“

    Weitere Grabmäler in den Haßfurter Friedhöfen, die Rückel gestaltete: im alten Friedhof die Erinnerungsmale Cibis, Kehl, Merkle, Zimmermann und das seiner eigenen Familie; im neuen Friedhof die Grabsteine Hacker und Hiernickel.

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