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HOFHEIM: Hofheim: Ein weiterer Schritt in Richtung Heimat

HOFHEIM

Hofheim: Ein weiterer Schritt in Richtung Heimat

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    Ohne Scheu gingen die Flüchtlingskinder im Café Diwan auf den Nikolaus zu.
    Ohne Scheu gingen die Flüchtlingskinder im Café Diwan auf den Nikolaus zu. Foto: Foto: Gudrun Klopf

    „Wir wollen aufsteh'n, aufeinander zugeh'n, voneinander lernen, miteinander umzugeh'n“. Aus rund 50 Kehlen klingt der Refrain des Liedes im Café Diwan in Hofheim. Es wird bei jedem Treffen von „Reden, Spielen, Lernen“ gesungen, eine Veranstaltung, zu der der Freundeskreis Asyl in Hofheim regelmäßig einlädt. Am vergangenen Freitag überbrückte das Lied die Wartezeit auf den Nikolaus.

    Während sich die Erwachsenen angeregt unterhalten, wuseln kleine und größere Kinder aufgedreht durcheinander. Alle sind freudig-erregt und erwarten mit Spannung den besonderen Gast.

    In Syrien, wo neben 80 Prozent Muslimen etwa 10 Prozent Christen leben, ist der Nikolaus kein Unbekannter. „Aber man sieht ihn meist nur in den Straßen der großen Städte“, erklärt Murhaf Naes. Der 15-Jährige findet den Heiligen Mann toll und freut sich, dass er ins Café Diwan kommt.

    Endlich ist es soweit. Lautes Glockengeläute kündigt den Heiligen an. Im roten Gewand, den Bischofsstab in der einen und ein großes Buch in der anderen Hand, hält Sankt Nikolaus Einzug. Angst hat niemand vor dem bärtigen Gesellen. Warum auch? „Für meine Kinder ist der Nikolaus ein gutes Beispiel für einen Christenmenschen, der armen Kindern hilft“, sagt Eman Alkhateb.

    Die fünffache Mutter lebt mit ihrer Familie seit zweieinhalb Jahren in Deutschland. Ihre Kinder haben den Nikolaus erst in Deutschland kennengelernt. Die Syrerin legt großen Wert darauf, die Kultur des Gastlandes kennenzulernen und daran teilzuhaben. Sie ist von der Nikolausfeier im Café Diwan begeistert. In ihrem Hause habe sie auch alles weihnachtlich geschmückt. „Wir leben hier unter Christen und wollen mit ihnen ihre Feste und Bräuche feiern.“

    Mit Gitarrenbegleitung

    Bevor der Nikolaus die liebevoll vorbereiteten Päckchen verteilt, wird er ordentlich begrüßt. „Sei gegrüßt, lieber Nikolaus“ schallt es dem guten Mann entgegen. Hinter dem weißen Rauschebart und dem langen wallenden Haar verbirgt sich Marion Manietta, die seit einigen Jahren für den Freundeskreis Asyl in das Kostüm schlüpft. Kathrin Lindner begleitet die Lieder auf der Gitarre.

    „Seit 2015 versuchen wir im Café Diwan die Kinder spielerisch mit unserer Kultur vertraut zu machen“, beschreibt Barbara Vonhausen das Anliegen des Freundeskreises. Parallel zur Schule werden den Kindern bei den regelmäßigen Treffen dem Jahreskreis entsprechend Feste und Rituale nähergebracht. „Wir erzählten ihnen die Geschichte vom Bischof Nikolaus und dass der Nikolaustag an seine guten Taten erinnern soll.“

    Damit alle das Gleiche erleben

    Die Bescherung durch den Nikolaus binde die Kinder gleichzeitig ein, in die Gemeinschaft mit anderen, vermittle Zugehörigkeit. „Nun können auch die ausländischen Kinder, bei denen zuhause kein Nikolaus vorbeikommt, im Kindergarten oder in der Schule davon erzählen, dass der Nikolaus sie besucht hat.“

    Der Freundeskreis wolle den geflüchteten Kindern helfen, in ihrem neuen Umfeld heimisch zu werden. „Heimat finde ich dann, wenn ich vertraut werde mit der Kultur, der Sprache und den Bräuchen der aufnehmenden Gesellschaft“, ist Barbara Vonhausen überzeugt. Dabei müsse niemand seine eigene Kultur aufgeben. Die verschiedenen Kulturen sollten vielmehr eine gegenseitige Bereicherung sein. „Wir feiern beispielsweise auch das Zuckerfest, das den Fastenmonat Ramadan beendet, im Café Diwan gemeinsam.“

    Inzwischen sind die ersten Schokoladennikoläuse verzehrt, die Tassen mit Kinderpunsch geleert. Gemeinsam wird aufgeräumt. Mit großem Hallo und herzlichen Dankesworten verabschieden sich alle.

    In Frieden leben als großer Wunsch

    „Wir haben hier so viele gute Menschen kennengelernt“, freut sich Eman Alkhateb. „Aber auch wir sind gute Menschen, die nicht lügen, nicht stehlen und in Frieden leben wollen.“ Jede Kultur sollte von der anderen das Gute annehmen, wünscht sie sich für die Zukunft.

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