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HOFHEIM: Hofheim: Wie die Liebe Träume wahr werden lässt

HOFHEIM

Hofheim: Wie die Liebe Träume wahr werden lässt

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    „Wenn nicht jetzt, wann dann” - Andrea Schamberger hat schon immer von einem eigenen Wollladen geträumt. Jetzt hat sie sich diesen Traum erfüllt.
    „Wenn nicht jetzt, wann dann” - Andrea Schamberger hat schon immer von einem eigenen Wollladen geträumt. Jetzt hat sie sich diesen Traum erfüllt. Foto: Foto: Gudrun Klopf

    Sie ist ausgebildete Verwaltungsfachwirtin und arbeitete unter anderem über 20 Jahre im Schweinfurter Kirchengemeindeamt. „Wenn nicht jetzt, wann dann“, fragte sich Andrea Schamberger und hat sich den Traum vom eigenen Laden erfüllt. Am Freitag wurde ihr „Wolllädele chaotisch bunt“ in der Grünen Marktstraße in Hofheim eröffnet.

    Ein eigener Wollladen sei schon immer ihr Herzenswunsch gewesen, sagt die 42-Jährige. Nun sei es an der Zeit gewesen, diesen Traum endlich zu verwirklichen. „Wir wollen nicht mit 70 Jahren sagen 'ach, hätten wir doch ...'“, unterstützt sie ihr Mann Martin, der als Geschäftsinhaber fungiert: „Wir riskieren das jetzt einfach.“ Dem ausdrücklichen Abraten eines Experten zum Trotz. Bei einem Gründerseminar, das Andrea Schamberger besuchte, sei ihr nachdrücklich von einem Wollladen abgeraten worden. Das sei wie ein Loch, in das man Geld wirft, erinnert sich Schamberger an die Worte des Beraters. Die Liebe lässt es die beiden trotzdem wagen, „Andreas Liebe zur Wolle, und meine Liebe zu Andrea“, erklärte Martin Schamberger den Gästen, die zur Einweihung erschienen waren.

    Glückwünsche der Stadt

    „Hier kommt man sich nicht in die Wolle, hier kriegt man sie“, freute sich Zweiter Bürgermeister Reinhold Giebfried über das neue Geschäft in der Innenstadt und wünschte im Namen der Stadt Hofheim viel Erfolg.

    „Wie oft kommt das Wort Wolle in der Bibel vor?“, wollte Pfarrer Sieghard Sapper wissen. Doch weder Andrea Schamberger, im Pfarramt in Lendershausen in Teilzeit tätig und als Lektorin in der Kirchengemeinde engagiert, noch Martin Schamberger, Mitglied im Kirchenvorstand, wussten es. „Im Neuen Testament gar nicht und im Alten Testament gerade zwölf Mal“, klärte sie der Geistliche auf, bevor er dem Vorhaben der Schambergers Gottes Segen spendete.

    „Wir sind mit Leidenschaft und ganzem Herzen dabei“, blickt Andrea Schamberger zuversichtlich in die Zukunft. Der vorangegangene Probelauf von einem Dreivierteljahr im Geschäft von Michael Weisheit macht ihr Mut. „Neben ganz vielen Sockenstrickerinnen kamen auch etliche handarbeitende junge Frauen“, sagt Schamberger. Da es die nächsten Wollläden erst in Schweinfurt oder Zeil gebe, komme ihre Kundschaft nicht nur aus Raum Hofheim.

    Die Freude über ihr neues Wirkungsfeld steht der Hofheimerin ins Gesicht geschrieben. Mit strahlenden Augen führt sie die Gäste durch den Verkaufsraum. Modern und zugleich gemütlich haben die Schambergers ihr „Wolllädele“ eingerichtet.

    Herrliche Konkurrenz

    In den Regalen an den Wänden konkurrieren Wollknäuel in den herrlichsten Farben miteinander. „Nimm mich“, lockt das leuchtende Blau, „Ich bin noch schöner“, verspricht das strahlende Rot. „Wasserspiele“, „Lavendelgeflüster“, „Ruhepol“ – manche Knäuel verführen neben ihrem Farbenspiel mit wohltönenden Namen. Unglaublich weich fühlt sich „Silky Kid“ an, eine Mischung aus Mohair und Seide. In Socken der handgefärbten Merinowolle „Lazy Lion“ aus Südafrika fühlen sich die Füße bestimmt pudelwohl. Sicherlich wird manch ein Strickliesel an der Qual der Wahl leiden, bevor sie zuhause die Nadeln klappern lässt.

    Ob Wolle vom Merinoschaf oder vom Alpaka, aus Baumwolle oder aus Seide, den frischgebackenen Geschäftsleuten liegt eine umweltfreundliche Herstellung ihrer Produkte am Herzen. „Artgerechte Haltung, ökologisch vertretbarer Anbau und möglichst schadstofffreie Verarbeitung sind uns ebenso wichtig wie faire Arbeitsbedingungen.“

    Mit zertifizierter Wolle versuchen sie deshalb dem Schutz von Umwelt, Tier und Mensch Rechnung zu tragen. Nachhaltig sei Handarbeit obendrein. Denn wer aus eigener Erfahrung weiß, wie lange es dauert, bis aus vielen Wollknäueln ein tragbares Kleidungsstück wird, hält dieses bestimmt lange in Ehren.

    Neben den verschiedenen Wollsorten bietet der Laden aber auch zahlreiche nützliche Dinge an, die das Handarbeitsherz höher schlagen lassen. Von der Strickliesel über Knüpfsterne bis hin zum Pompommaker, ganz zu schweigen von den vielen Nadeln in unterschiedlichen Stärken, Farben und Materialien.

    Handarbeit als Familientradition

    Das Handarbeiten liegt Andrea Schamberger im Blut. Schon ihre Oma Hedwig war eine begnadete Strickerin, die die komplette Musikkapelle mit Trachtenjacken versorgte. „Von ihr habe ich das Handarbeiten gelernt.“ Ihr Metier sind allerdings nicht die Strick- sondern eher die Häkelnadeln. „Meine Leidenschaft gehört den Amigurumis“, schwärmt die Nadelkünstlerin. „Das sind kleine gehäkelte und ausgestopfte Figuren“, lacht Schamberger und zeigt die in liebevoller Kleinarbeit entstandenen Elefanten, Hasen, Einhörner und zahlreiche andere Fantasiefiguren. Seit fünf Jahren ist die Handarbeitsnärrin mit ihren Werken auf Märkten unterwegs. Neben allerlei Filzsachen, Socken, Topflappen, Babyschühchen und natürlich Wolle bietet sie ihre Spezialität, die Amigurumis an. Anhänger des Trends aus Japan können künftig im Wolllädele nicht nur reichlich Zubehör für die kleinen Figuren finden, sondern werden hier auch beraten.

    Der Erfolg ist allgegenwärtig

    Kreativ sein und etwas selbst mit eigenen Händen zu schaffen, liege voll im Trend, ist Andrea Schamberger überzeugt. Der Erfolg zahlloser Handarbeitsportale im Netz spreche für sich.

    Für Schamberger gibt es viele gute Gründe, um zu den Nadeln zu greifen: Während man Unikate statt Massenware, sowie persönliche Geschenke für Freunde und Familie produziere, könne man entspannen und sich beim gemeinsamen Handarbeiten mit Gleichgesinnten austauschen. Im Wolllädele bietet sich künftig jeden letzten Freitag im Monat beim Feierabendhandarbeiten dazu Gelegenheit. Auch Anfängerkurse und sogenannte „Knitalongs“, in denen unter Anleitung gehandarbeitet wird, sind geplant.

    Wer allerdings meint, zwei linke Hände zu haben, muss auch nicht leer ausgehen. Auf Bestellung gibt es fertige Strümpfe, die kleinen Häkelfiguren und vieles mehr.

    „Wolle ist einfach mein Material“, gerät Andrea Schamberger ins Schwärmen. „Sie wärmt, sie ist weich und ihre Fäden und Fasern sind endlos.“ Handarbeiten beruhige sie; es sei ein Ausgleich für die Seele. „Und am Ende hält man ein schönes Ergebnis in den Händen, auf das man stolz sein kann.“

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