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Hofheim: Hofheimer wollten gemeinsam schwimmen

Hofheim

Hofheimer wollten gemeinsam schwimmen

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    Viele Kinder hatten schon damals ihren Spaß im Schwimmbad.
    Viele Kinder hatten schon damals ihren Spaß im Schwimmbad. Foto: Stadtarchiv Hofheim

    Dass die alte Schwimmbadanlage in Hofheim, die nach den Plänen von Dr. Ing. Th. Vogel aus Schweinfurt im Mai 1934 fertiggestellt wurde, einen Sprungturm hatte, dürfte nur noch wenigen bekannt sein. Noch weniger, welch langer Weg beschritten wurde, bis die Stadt im Besitz eines Freibades war.

    Bestrebungen in früheren Jahren, eine bessere Badeanlage - ein Notbehelf war einmal beim Schießhaus geschaffen - zu errichten, wurden von vielen offenen und versteckten Gegnern verhindert. Laut dem "Boten vom Haßgau" glaubten die einen, dass eine öffentliche Badeanstalt der guten Sitte und dem Anstand abträglich sei, während die anderen technische und finanzielle Schwierigkeiten sahen. 1933 zählte die Schwimmbadfrage zu den dringendsten Aufgaben des neuen Stadtrats.

    Sobald bekannt wurde, dass die Stadt beabsichtigte ein Schwimmbad zu bauen, hielt der örtliche Pfarrer Rücksprache mit den Bürgermeistern Spiess und Kuhn. Thema: Badeordnung. Beide erklärten damals und auch später wiederholt, dass ein gemeinsames Baden beider Geschlechter nicht in Frage komme. Darüber sei sich der gesamte Stadtrat einig.

    Am Sonntag vor Pfingsten 1934, als das Bad offiziell noch geschlossen war, wurde es von den Besuchern gestürmt und sogleich von beiden Geschlechtern in Besitz genommen. Die Bürgermeister erklärten ihr Bedauern, dass sie gegen die Volksstimmung nicht ankommen konnten und wollten ihr Möglichstes tun, um die Badezeiten für die Männer und Frauen getrennt günstig zu legen. Die kirchliche Ermahnung an die "Pfarrkinder" das Familienbad zu meiden und dafür getrennte Badezeiten zu nutzen, blieb ungehört.

    "Wir brauchten ganz schön Mut, um vom Dreimeterturm zu springen."

    Martha Lambach, Schwimmerin

    Als Wasserversorgung diente frei zulaufendes Quellwasser, das zum Zweck der Temperierung erst einen Vorwärmeweiher, den Eisweiher, durchfloss, bevor es in die eigentlichen Beckenanlagen gelangte. 

    Der Mittelpunkt der Anlage war das große Schwimmerbecken, das ein Breite von 18 Metern, eine Länge von 50 Metern und eine Sprunggrubentiefe von drei Metern hatte. Am südlichen Ende des großen Beckens befand sich der Sprungturm, Sprungbretter und Startblöcke, auf der Westseite eine Wasserrutsche. Wände und Boden des Beckens waren aus Beton, sodass es jederzeit gereinigt und abgelassen werden konnte.

    Am Nichtschwimmerende des Beckens lag der wichtigste Teil einer damals neuzeitlichen Badeanstalt: Das Planschbecken für Kinder mit Fußwäschen und Brausen. Nach Norden zu war die Anlage mit den Holzkabinenbauten abgeschlossen, die so gebaut waren, dass sie jederzeit erweitert werden konnten. In der Kabinenanlage hatte auch der Schwimmmeister einen Raum. 

    War der zur Verfügung stehende Platz auch nicht allzu geräumig, so befand sich doch rings um das Becken genügend Raum für Sonnenbad und Liegeplätze. Ebenso war für einen beschränkten Wirtschaftsbetrieb mit gemütlichen Bänken und Tischen gesorgt. Viele Generationen lernten in diesem Bad schwimmen.

    Martha Lambach kann sich noch gut erinnern: "Als Kind empfand ich den Weg von der Bahnhofstraße, wo ich zuhause war, zum Schwimmbad unendlich weit. Aber wenn wir dort waren, war es toll. Wir hatten die Wahl und brauchten ganz schön Mut, um vom Dreimeterturm oder den Einmeterbrettern zu springen."

    Der Dreimeterturm wurde später abgebaut, da das Becken nicht tief genug war.  

    Max Breitwieser schwärmt noch heute von dem wenig gechlorten Wasser, auch wenn dieses durch die Fischhaltung im Vorwärmbecken häufig trüb war. Einfach und effektiv fand er auch den angeketteten Holzbalken der den Nichtschwimmerbereich vom Schwimmerbereich trennte.

    Heute ist an dem Platz, an dem das alte Schwimmbad stand, nichts mehr übrig. Das heutige Hofheimer Allianzbad befindet sich an einer ganz anderen Stelle.

    Idyllische Kahnfahrt auf dem Hofheimer Eisweiher, der als Vorwärmebecken genutzt wurde.
    Idyllische Kahnfahrt auf dem Hofheimer Eisweiher, der als Vorwärmebecken genutzt wurde. Foto: Stadtarchiv Hofheim
    Die Hofheimer Badeanlage 1934.
    Die Hofheimer Badeanlage 1934. Foto: Stadtarchiv Hofheim
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