Prinzipiell ist jetzt der Weg für die Wiedereinführung der alten Kfz-Nummernschilder EBN und HOH frei. Nun liegt es am Landkreis, die Ampel endgültig auf Grün zu stellen. Landrat Rudolf Handwerker hat aber schon klargemacht, dass er von der Aktion herzlich wenig hält.
Das Bayerische Kabinett hat am vergangenen Montag beschlossen, die Nutzung von Altkennzeichen wieder zuzulassen, sofern der jeweils zuständige aktuelle Verwaltungsbezirk, in diesem Fall ist dies der Landkreis Haßberge, seinen Segen gibt.
Sobald der Kreis oder die kreisfreie Stadt zugestimmt haben, können die Bürger zwischen den in Frage kommenden Kennzeichen wählen. Es besteht allerdings keine Pflicht zum Kennzeichenwechsel – auch nicht bei einem Umzug innerhalb des Landkreises.
Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil: „Mit dieser Entscheidung stärken wir die lokale Identität. Das nützt auch der regionalen Wirtschaft und dem Tourismus.“ Es bleibt auch bei der jeweiligen Verwaltungszuständigkeit, um zusätzlichen bürokratischen und finanziellen Aufwand zu vermeiden.
Landkreisreform
Mit der Landkreisreform in den 1970er Jahren und der Zusammenlegung von Verwaltungsbezirken ist in Bayern eine Vielzahl von Kennzeichen weggefallen, darunter die Nummernschilder HOH und EBN für die 1972 aufgelösten Landkreise Hofheim und Ebern. Für Bürgerinnen und Bürger in Geusfeld, Wustviel und Wohnau im südlichen Landkreis Haßberge ist es auch denkbar, dass sie wieder auf das alte GEO-Schild zurückwechseln, weil diese Orte früher zum Landkreis Gerolzhofen gehörten.
Aufgrund einer Gesetzesänderung des Bundes wurde den Ländern ermöglicht, die Neu-Ausgabe von Altkennzeichen wieder zu gestatten. Bayern hat dies nun mit dem Ministerratsbeschluss umgesetzt. Das Bayerische Verkehrsministerium wird in diesem Zusammenhang in den nächsten Wochen bei den entsprechenden Landkreisen und kreisfreien Städten eine Abfrage vornehmen, um das Interesse an Altkennzeichen abzuklären.
Wie das Votum des Kreistags ausfällt, bleibt abzuwarten. Landrat Rudolf Handwerker jedenfalls lehnt das Projekt in Bausch und Bogen ab: „Die Rückkehr zu den alten Landkreis-Kennzeichen halte ich für komplett überflüssig. 40 Jahre nach der Gebietsreform hat sich das Kürzel HAS für den Landkreis Haßberge fest etabliert.“
„Verwirrung“
Er bezweifle sehr, so der Landrat, dass die alten Kennzeichen EBN und HOH die Regionalverbundenheit der Bürger stärken. „Wenn man jetzt wieder mit EBN und HOH anfängt, schafft man nur Verwirrung, sonst nichts.“ In den 40 Jahren, in denen der Landkreis Haßberge bestehe, habe sich in der Bevölkerung ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt. Dies werde nach außen durch ein einheitliches Kennzeichen symbolisiert. „Das HAS-Kennzeichen ist gut in der Bevölkerung verwurzelt und seit Jahrzehnten ein Erkennungszeichen für unseren Landkreis.“ Die Wiedereinführung der alten Kennzeichen wäre ein Rückschritt in alte Zeiten.
Der Landrat weiter: „Die Menschen im ländlichen Raum haben andere Probleme als die Wiedereinführung von alten Kennzeichen. Für die Zukunft unserer Region sollten wichtigere Themen wie die Sanierung maroder Straßen, die demografische Entwicklung oder die Breitbandversorgung angepackt werden.“
In der CSU-Kreistagsfraktion herrsche die allgemeine Meinung vor, den Landkreis Haßberge als gewachsene Einheit jetzt nicht wieder auseinanderdividieren zu wollen, erklärt der Hofheimer Bürgermeister und CSU-Kreisrat Wolfgang Borst. Auch er persönlich halte es für einen Rückschritt, jetzt wieder die alten Kennzeichen zu erlauben. Denkbar sei es aber, die HOH- oder EBN-Schilder für Oldtimer auszugeben.
„Nostalgische Spinnerei“
Ausgelöst worden war die Debatte um die Wiedereinführung von Altkennzeichen von der „Initiative Kennzeichenliberalisierung“ des Heilbronner Hochschulprofessors Ralf Bochert. Zunächst als Anflug nostalgischer Spinnerei schnell abgetan, hatte sich die Idee dann doch durchgesetzt. Vielen Stadträten in ehemaligen Kreisstädten Bayerns ist inzwischen klar geworden, dass die Initiative Bocherts vor allem durch die Nutzung der Kennzeichen als Marke, Symbol, Produkt und damit als Werbemittel Sinn macht. Dazu kommt laut Professor Bochert der Charme der ganzen Geschichte: „Sie bekommen einen Nutzen, der nichts kostet.“ Er spielt damit darauf an, dass es in der Zulassungsstelle des Landratsamtes jederzeit möglich sei, mehrere Kennzeichen kostenneutral und unbürokratisch zu verwalten.
Dies sieht man im Sachgebiet Straßenverkehrsrecht im Landratsamt Haßberge etwas anders. Sachgebietsleiter Mathias Ullrich betont: „Die Einführung der alten Kfz-Kennzeichen führt zwangsläufig zu einem stärkeren Publikumsverkehr. Vor allem in der Anfangszeit dürfte es zu einer größeren Nachfrage bezüglich der Umkennzeichnung von bisherigen Fahrzeugen, Reservierungsmöglichkeiten für die neuen Kennzeichen und Gebührenaufwand kommen. Dies dürfte insbesondere in den beiden Kfz-Zulassungsstellen in Ebern und Hofheim zu einer spürbaren Mehrbelastung führen.“
Gebühren fällig
Wenn man sein derzeitiges HAS-Nummernschild umtauschen will in eine Kennzeichnung der ehemaligen Landkreise, dann ist dies nicht ganz billig. „Die Gebühren für die Umkennzeichnung liegen zwischen 37,50 Euro und 45 Euro. Sie sind vom Halter zu tragen“, sagt Ullrich. Zusätzlich zu den Verwaltungskosten entstehen dann ja auch noch Kosten für die Herstellung der neuen Kfz-Kennzeichen.
Die Nachfrage nach den neuen alten Schildern dürfte hoch werden, behauptet zumindest Hochschulprofessor Bochert. Inzwischen seien über 30 000 Personen in rund 150 Städten nach ihren Kennzeichenwünschen befragt worden. Der bundesweite Trend, wonach drei Viertel der Menschen für eine Kennzeichenliberalisierung sind, habe sich bei Befragungen in 20 bayerischen Städten mit Altkennzeichen bestätigt. So wünschen im Freistaat 70,8 Prozent der Befragten die Wiedereinführung der alten Kennzeichen. Das Interessante daran: Neben den Menschen über 61 Jahren stimmen besonders die 16- bis 30-Jährigen am deutlichsten zu – und zwar zu über 80 Prozent.