Fährt man von Hundelshausen Richtung Fabrikschleichach den Berg zum Parkplatz „Täfelein“ hinauf und läuft gen Zabelsteinplateau, könnte einem nach etwa einem Kilometer auf der rechten Seite ein Bau aus Ziegeln auffallen. Dieses recht unscheinbare und überwucherte Gemäuer im Wald besteht aus drei Holzkohlemeilern, die während des Zweiten Weltkriegs aufgrund der Rohstoffknappheit in Betrieb gingen. Als einer der Zeitzeugen, die dort selbst gearbeitet haben, berichtete Erich Meidel im Rahmen einer Führung des Haßbergvereins Königsberg und des historischen Vereins Haßberge von seinen Erfahrungen.
Rund 40 Gäste verfolgten vor Kurzem vor Ort die Ausführungen von Meidel, der zunächst auf die Gründe der Entstehung dieser Meiler einging. Während des Krieges hätte die Produktion in industriellen Holzverkohlungsanlagen nicht mehr den Bedarf an Holzkohle decken können – nicht zuletzt, da das Benzin knapp wurde.
Denn damals habe man mit Holzkohle versucht, die Energie für den Antrieb von Kraftfahrzeugen zu gewinnen – in Holzvergasern. Mit Holzkohle habe man insbesondere die Generatoren in kleineren Wagen wie Pkw betrieben, während größere Autos wie Lastwagen mit Holz fuhren.
In seinem 1991 in der Zeitschrift „Der Steigerwald“ veröffentlichten Artikel über die Meiler , berichtete Meidel, dass man mit 250 bis 300 Kilogramm Kohle mit einem mittleren Wagen, der etwa zehn Liter Benzin auf 100 Kilometern verbrauchte, etwa 2000 Kilometer weit fahren konnte. Er erinnerte sich an seinen Vater, der einen „Opel Super 6“ fuhr, den Vorgänger des „Opel Kapitän“. An dessen Kofferraum sei der Holzkohlevergaser angebracht gewesen. Auf dem Dach befand sich ein viereckiges Stahlgestell. Darauf habe man zwei Säcke Holzkohle transportiert.
Bedarf an Holzkohle habe es im Steigerwald aber schon viel früher gegeben, so Meidel. Er verwies auf die Herstellung und Verarbeitung von Eisen. So sei der Handel mit Spitzbarren in der Latene-Zeit vom fünften bis ersten Jahrhundert vor Christus sehr häufig nachgewiesen worden. Beispielsweise habe man Funde am Kleinen Knetzberg gemacht.
Oberhalb der Vollburg Richtung Waldschwind habe Hans Koppelt an den „Schwarzen Äckern“ Schlacke gefunden, ohne allerdings auf Reste von Brennöfen zu stoßen. Hohen Bedarf an Holzkohle hatte Jahrhunderte später auch die Glasindustrie in Fabrikschleichach.
In früheren Zeiten seien die Meiler so betrieben worden: Man habe Holzscheite um einen in der Mitte errichteten Feuerschacht (Quandel) aufeinander geschichtet und oben zur Abrundung noch zum Teil kurze Scheite gelagert, so Meidel. Der Meiler sei dann allseitig mit Lehm und nassem Gras feuerfest überkleidet worden. Das Anzünden erfolgte im Quandelschacht, der mit harzreichen Spänen umkleidet war.
Sehr viel Können habe die genaue Dosierung der Luftzufuhr erfordert, die durch Löcher in der Lehmabdeckung erfolgte. Das Holz soll nämlich nicht verbrennen, sondern nur verkohlen. Gute Holzkohle erfordere einen sehr langsamen Prozess und eine völlige Abkohlung im Ofen. Für beide Vorgänge wurden je 72 Stunden, zusammen also etwa 144 Stunden oder sechs Tage benötigt.
Für den Holzkohlebedarf während des Krieges habe man diese frühere Methode aber nicht angewandt, sagte der Zeitzeuge. Stattdessen habe man im Jahr 1941 bei Hundelshausen zunächst einen kleineren Meiler aus Stein für ungefähr drei Ster Holz gemauert. Etwa ein Jahr später kamen zwei größere Meiler für jeweils sieben Ster Holz hinzu.
Diese gemauerten Meiler habe man so betrieben: Das Holz wurde zunächst von unten an den Eingängen und dann von oben durch eine Öffnung eingeschichtet. Letztere wurde mit Eisenplatten und Sand abgedichtet. Ähnlich wie bei den einfacheren Meilern früherer Zeit habe man das Holz über den Quandelstab entzündet. Luft zum langsamen Verkohlen erhielten die großen Öfen über fünf Öffnungen mit rund einen Meter hohen Kaminen.
Von diesen wurden im Zweistundentakt abwechselnd einer zum Anziehen der Luft geöffnet, zwei zum Abzug des Rauches. Dabei seien sie oft von amerikanischen Jagdbombern ziemlich tief überflogen worden, erinnert sich Meidel. Offensichtlich maßen deren Piloten aber der Holzkohlenproduktion selbst bei starker Rauchentwicklung keine Bedeutung bei.
Meidel berichtete, wie das Forstamt Hundelshausen zum Standort für die Meiler wurde: Der entscheidende Grund sei gewesen, dass luftgetrocknete Scheite aus Buchenholz die beste Holzkohle für Kraftfahrzeuge ergaben. Und in Hundelshausen gab es viele Buchen. Dank der alten Buchen in der bekannten Waldabteilung Kleinengelein und darum herum sei es ein forstliches Mekka gewesen, ähnlich wie Rohrbrunn mit seinen Eichen im Spessart.
Der Leiter der Forstaußenstelle Wustviel habe die Buchen mit viel Ärger noch über den Ersten Weltkrieg hinüberretten können. Und man wollte dieses Holz auch vor der Verarbeitung zu Holzkohle schützen. Daher kam man an den Zabelstein, in die Nähe der vor einigen Jahren abgebrannten Forstdiensthütte und einer weiteren zunächst kleinen Hütte für Holz und Geräte.
Ein Vorteil dieses Standortes sei laut Meidel gewesen, dass der Leiter des Amts mit seinem Auto die Qualität der Holzkohle an den beiden von Hundelshausen heraufführenden Steigen prüfen konnte. Hierbei habe er im „Opel Super 6“, der 2,5 Liter Hubraum hatte, die großen Gänge eingelegt, bis es mit diesen nicht mehr weiterging.
Meidel, der Luftwaffenhelfer in Schweinfurt gewesen und nach dem Luftangriff auf Würzburg entlassen worden war, kam auf Anraten seines Vaters zur Arbeit in den Meilern, damit er nicht noch zum Volkssturm aufgegriffen werde. Zusammen mit amerikanischen und französischen Kriegsgefangenen seien unter Aufsicht deutscher Waldarbeiter die rund 4000 Hektar Wald des Forstamts Hundelshausen bewirtschaftet worden, erinnert er sich. Nur eine Motorsäge stand dafür zur Verfügung. Besonders problematisch sei das Spalten von dürrem Holz bei den Meilern gewesen, denn viele Beile, meist der Marke „Grünspecht“, seien durch Sabotage nicht gut gehärtet gewesen. Etwas über ein halbes Jahr nach Kriegsende wurde die Herstellung von Holzkohle in den Meilern eingestellt. Dann reichte die von der Industrie hergestellte Holzkohle wieder für den Bedarf.
Als Meidel lange nach dem Krieg auf die einstige Anlage angesprochen wurde, waren Pläne und Unterlagen für die Meiler schon nicht mehr vorhanden. Das Interesse an den Meilern sei jedoch weiter gestiegen, man habe den Wald für die Bevölkerung zugänglicher gemacht. Dabei sei die Anlage im Jahr 1974 restauriert und die noch vorhandene Erinnerungstafel angebracht worden. Im Laufe der Zeit überwucherten Gras und junge Bäume die Anlage wieder. Zudem habe man die daneben stehende Hütte abgebrochen, um die Kosten für ihre Erhaltung zu sparen, so Meidel.
Er hofft, dass die Meiler im Rahmen laufender denkmalschützerischer Planungen erneut restauriert werden. Die bereits mit neuen Schrauben befestigte Erinnerungstafel könnte an einer besser sichtbaren Stelle auch leichter auf die historische Anlage hinweisen.