Es steckt in Böden, Dächern, Wänden und ist im Landkreis Haßberge auch nach Jahrzehnten noch eine Gefahr: Asbest. Die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) will das Material möglichst rasch aus dem Verkehr ziehen und fordert in einer am Donnerstag herausgegebenen Pressemitteilung hierfür mehr staatliche Förderung.
„Wir brauchen eine Sanierungs- und Abwrackprämie für Asbest“, zitiert das Schreiben Bezirkschef Michael Groha. Zwar sei der Bau mit Asbestfaser seit 1993 verboten. Risiken berge allerdings der heimische Altbaubestand. „Hausbesitzer schrecken bislang oft vor den hohen Kosten der Entsorgung zurück. Damit bleibt das Problem auch 30 Jahre nach dem Asbest-Boom aktuell“, sagt Groha.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes entstanden laut Gewerkschaft im Kreis Haßberge allein zwischen 1960 und 1979 – in der Hochphase der Asbest-Zeit – rund 8000 Wohngebäude. „Ein Großteil davon dürfte immer noch mit dem Baustoff belastet sein“, schätzt der Gewerkschafter. Die Spätfolgen seien bis heute spürbar: „Das Einatmen von Asbeststaub kann zu Asbestose, Lungen- oder Kehlkopfkrebs führen.“
Laut Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) erkranken im Zusammenhang mit Asbest jedes Jahr fast 4000 Menschen. Das Material findet sich dabei nicht nur unter Linoleum-Böden und auf dem Schuppendach, sondern etwa auch unter älteren Fliesen, in Nachtspeicheröfen oder im Wandputz. Wer sich für eine Sanierung entscheide, könne zwar Fördermittel bei der KfWBank bekommen. „Doch auf der teuren Asbest-Entsorgung bleibt der Hausbesitzer meist sitzen. Hier können schnell ein paar Tausend Euro zusammenkommen,“ stellt Groha in der Pressemitteilung heraus. Die Folge sei: Das Material bleibe oft an der alten Stelle im Haus. Wenn saniert werde, lande es manchmal sogar im Hausmüll.
Groha: „Mit einer Abwrackprämie kann die Politik einen direkten Beitrag für mehr Gesundheitsschutz leisten. Davon würden im Kreis Haßberge Hausbesitzer, Mieter und Bauarbeiter gleichermaßen profitieren.“ Denkbar sei ein eigenes KfW-Förderprogramm für Asbest. Per Zuschuss könnte Hauseigentümern somit ein Großteil der Entsorgungskosten erstattet werden.