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GÄDHEIM/WONFURT: Immer mehr Seen geht der Sauerstoff aus

GÄDHEIM/WONFURT

Immer mehr Seen geht der Sauerstoff aus

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    Viel zu niedrig: Das Messergebnis lag bei knapp 1,2 Milligramm Sauerstoff pro Liter.
    Viel zu niedrig: Das Messergebnis lag bei knapp 1,2 Milligramm Sauerstoff pro Liter.

    Der Tod geht um in den Seen entlang des Mains. Am Wochenende waren auf mehreren Gewässern im Bereich der Gemeinden Gädheim und Wonfurt tote Fische entdeckt worden. Wie berichtet, waren am Freitagvormittag im Wasser einer früheren Kiesgrube bei Gädheim ein extrem niedriger Sauerstoffgehalt gemessen worden, was einigen hundert Fischen das Leben kostete. Mehrere Feuerwehren waren am Wochenende im Einsatz, um die Seen zu belüften.

    Warum im Landkreis Haßberge gerade jetzt Gewässer reihenweise umkippen, darüber lässt sich nur spekulieren. Der Zufall dürfte ebenso eine Rolle spielen, wie das ungünstige Zusammentreffen natürlicher Faktoren, die gerade jetzt dafür sorgen, dass den Seen der Sauerstoff ausgeht.

    Soweit Wolfgang Silkenat, Fischereifachberater des Bezirks Unterfranken in Würzburg, die Lage überblickt, sind bislang nur Seen betroffen, die aus Sicht des Fischereiexperten alt sind: frühere Kiesgruben entlang des Mains, die vor 30 bis 40 Jahren stillgelegt wurden, sich mit Wasser füllten und seitdem als Angelgewässer genutzt werden. Ein entscheidender Faktor, der alle betroffenen Seen – aktuell zwei bei Gädheim, einer bei Wonfurt sowie vor gut zwei Wochen der Große Wörthsee bei Augsfeld – teilen: Sie sind von der Frischwasserzufuhr weitgehend abgeschnürt. Durch ihre Kiesbetten sickert kaum Grundwasser durch und Oberflächenwasser fließt auch nur sehr bedingt ein.

    Gerade beim Frischwasser sieht Silkenat einen Ansatzpunkt, um das Fischsterben in den Griff zu bekommen. Hier müssten mit den Naturschutzbehörden und den lokal Verantwortlichen Lösungen gesucht werden, wie beispielsweise die Seen an den nahen Main angebunden und mit Flusswasser versorgt werden können. Eine Hilfe könnten auch Belüftungsapparate sein.

    Auch die Witterung der vergangenen Tage trägt dazu bei, dass derart viele Gewässer umkippen. Die Tage werden kürzer, die Nächte länger. Morgennebel verlängert die trübe Tageszeit. Entsprechend sinkt die Zeitspanne, in der Wasserpflanzen, vor allem Algen, Sauerstoff produzieren können, den die Fische im Wasser zum Leben benötigen. Doch dies ist nichts Ungewöhnliches und jedes Jahr im Spätsommer zu beobachten. Warum ausgerechnet in diesem Jahr das Fischsterben so extrem ausfällt, bleibt also vorerst ein Rätsel.

    Auch die Frage, warum aktuell vor allem der Landkreis Haßberge betroffen ist, kann die Fischereifachberatung des Bezirks nur feststellen, aber nicht sicher erklären. Zwar sind in den vergangenen Tagen auch Einzelfälle aus den Bereichen Schweinfurt und Kitzingen gemeldet worden, aber nirgends in Unterfranken sind so viele Seen umgekippt – oder stehen kurz davor – wie entlang des Mains zwischen Haßfurt und Gädheim. Vom Untermain ist Silkenat kein einziger aktueller Fall bekannt, was damit zusammenhängen könnte, dass die Böden dort sandiger sind, was das Einfließen von frischem Grundwasser in Seen erleichtert, vermutet Silkenat.

    Von den drei Seen am Main auf Gädheimer Gemarkung lagen am Wochenende und am Montag bei zweien die Wasserwerte im kritischen Bereich, erklärte auf Nachfrage Bürgermeister Peter Kraus. Ab Freitag waren, wie berichtet, Feuerwehren im Einsatz, um durch Umwälzen des Wassers Sauerstoff zuzuführen. Bis Sonntagabend wechselten sich die Wehren Gädheim, Ottendorf und Greßhausen ab. Der Erfolg der Nothilfe blieb indes bescheiden: Auch nach stundenlangem Pumpen und dem Zuführen von Frischwasser aus dem Main war der Sauerstoffgehalt im Wasser nur geringfügig gestiegen.

    Am Montagmorgen lag der Sauerstoffgehalt des Sees, auf dem am Freitag die tote Fische schwammen, an einer Stelle bei 0,3 Milligramm. Am Nachmittag, wenn der Wert am besten sein müsste, zeigte das Messgerät von Werner Müller von der Fischereifachberatung nur 1,2 Milligramm an. Ab etwa zwei Milligramm Sauerstoff pro Liter schnappen Fische nach Luft.

    Am betroffenen Wonfurter See, der Richtung Horhausen liegt, wurden am Sonntagmorgen 0,5 Milligramm gemessen. Die Feuerwehr Wonfurt wälzte daraufhin am Sonntag und noch am Montag das Wasser um. Die Zahl toter Fische, die aus diesem See geborgen wurden, war laut Bürgermeister Holger Baunacher überschaubar. Mitarbeit: D. Englert

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