Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

HASSFURT: Immer schön pusten

HASSFURT

Immer schön pusten

    • |
    • |
    Bitte blasen: Nicht nur bei Verkehrsdelikten, sondern auch bei Ruhestörungen oder Gewaltdelikten ermittelt Polizist Stefan Scherrer (links) den Promillewert der Beteiligten (Szene nachgestellt).
    Bitte blasen: Nicht nur bei Verkehrsdelikten, sondern auch bei Ruhestörungen oder Gewaltdelikten ermittelt Polizist Stefan Scherrer (links) den Promillewert der Beteiligten (Szene nachgestellt). Foto: Fotos: Carolin Münzel

    Evidential – was klingt, wie eine jener amerikanischen Krimiserien, die fast täglich im deutschen Fernsehen laufen, ist in Wirklichkeit das Gerät, das Alkoholsünder aus dem Landkreis am meisten fürchten sollten. Der Begriff leitet sich von dem englischen Wort „evidence“ – zu Deutsch „Beweis“ – ab und dahinter verbirgt sich der stationäre Alkomat, der auf der Wache der Polizeiinspektion Haßfurt steht. Das Gerät ist blau, kastenförmig und nicht größer als ein Koffer. Oben auf liegt ein schwarzer Schlauch, auf den bei Bedarf das Mundstück gesteckt wird. Am Alkomaten ist außerdem eine Mini-Tastatur angeschlossen, mit der Daten erfasst und direkt an den Alkomaten übermittelt werden. Die Alkoholwerte, die er misst, gelten vor Gericht als Beweis.

    Polizeihauptkommissar Stefan Scherrer demonstriert, wie üblicherweise ein Alkoholtest auf der Wache in Haßfurt abläuft. Er tippt den Namen des Probanden ein, dessen Geburtsdatum und Geschlecht. Dann setzt er eines der steril verpackten Mundstücke auf den Schlauch des Alkomaten und drückt den Startknopf. Es dauert etwa eine Minute, bis das Gerät bereit ist. „Mundstücktemperatur prüfen und Umgebungsluft spülen“, heißt es auf dem schmalen, grünen Display. Dann blinkt eine Reihe von Sternchen auf. „Die müssen weggepustet werden“, erklärt Scherrer. Um alle zu beseitigen, muss der Alkoholsünder etwa zehn Sekunden lang blasen. Das Ganze zweimal, so dass aus beiden Messergebnissen der Mittelwert errechnet werden kann. Schließlich druckt der Alkomat das Ergebnis auf einem Kassenbon ähnlichen Zettel aus. Sowohl der Proband als auch der zuständige Polizist unterschreiben darauf. Damit könnte das Schriftstück im Fall der Fälle vor Gericht als Beweismittel gelten.

    Anders verhält es sich mit den tragbaren Alkomaten, die die Polizisten auf Streife dabei haben. „Ihre Messergebnisse sind als Beweismittel nicht zulässig“, sagt Scherrer. Der Polizist, der in Hofheim lebt, ist seit 26 Jahren im Polizeidienst und seit acht Jahren in Haßfurt eingesetzt. Er erinnert sich, dass die ersten Alkomaten Mitte der 1990er Jahre zum Einsatz kamen: „Vorher gab es noch die Blasröhrchen.“ Die waren acht bis zehn Zentimeter lang. Vor der Nutzung brach der Polizist beide Enden ab, steckte die eine Seite auf einen Beutel und brachte auf der anderen das Mundstück an. Dann musste der mutmaßliche Alkoholsünder den Beutel aufblasen: „Je mehr jemand getrunken hatte, desto intensiver verfärbte sich das gelbe Granulat im Röhrchen grün.“ Allerdings sei der Test weniger zuverlässig gewesen, als es heute der Fall sei, meint Scherrer. Nicht zuletzt, weil die Substanz im Inneren des Röhrchens beispielsweise auch auf Orangensaft reagierte.

    „Vor rund 30 Jahren haben wir die Promillezahl noch mit dem Metermaß ermittelt“, wirft ein älterer Kollege von Scherrer ein. Auf dessen fragenden Blick hin erklärt er mit breitem Grinsen: „Da war mal ein Mann mit seinem Schwager hier. Wir haben sie an den Empfangstressen gestellt, und geradeaus blasen lassen. Dann haben wir gemessen, in welcher Entfernung man ihre Fahne noch riechen kann – das war dann die Promillezahl.“ Diese Anekdote bringt nicht nur Hauptkommissar Scherrer zum Schmunzeln.

    Heute besitzt die Polizeiinspektion Haßfurt neben dem Alkomaten auf der Wache vier tragbare Geräte. Sie sind etwa 25 Zentimeter lang und wiegen zwischen 300 und 500 Gramm. „Wir benutzen sie sehr oft. Prinzipiell sind sie täglich im Einsatz“, sagt Scherrer. Dabei gehe es nicht nur darum, Verkehrssünder zu ermitteln. Auch bei Szenen häuslicher Gewalt oder Ruhestörung werde getestet, ob die Beteiligten getrunken hätten. Die tragbaren Alkomaten, der älteste stammt aus dem Jahr 1995, werden zweimal im Jahr gewartet. Das große Gerät, das um die 7000 Euro kostet, kommt einmal in zwölf Monaten zum Prüfer, erklärt Polizeihauptmeister Dietmar Vogel.

    Situationen, in denen Betrunkene auf sie zukommen, und nur zum Spaß einmal blasen wollen, kennen die Beamten zur Genüge. „Wir machen das aber ungern. Wenn man einmal damit anfängt, kommt bald jeder“, sind sich Vogel und Scherrer einig. Beide meinen auch, dass heute nicht mehr oder weniger Alkohol konsumiert wird als früher. „Getrunken wird immer“, resümiert Scherrer. Und solange das der Fall ist, werden auch die Alkomaten fester Bestandteil der Polizeiarbeit bleiben.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden