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PRAPPACH: In punkto Richtfunk keine Handhabe

PRAPPACH

In punkto Richtfunk keine Handhabe

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    Schon seit einiger Zeit machen die Kritiker mit Schildern im ganzen Ort auf ihr Anliegen aufmerksam.
    Schon seit einiger Zeit machen die Kritiker mit Schildern im ganzen Ort auf ihr Anliegen aufmerksam. Foto: Peter Schmieder

    Seit bekannt ist, dass die Firma Schnell-im-Netz den Haßfurter Ortsteil Prappach mit Hilfe von Richtfunk mit schnellem Internet versorgen möchte, hagelt es dort Proteste. 340 Unterschriften haben die Bürger mittlerweile gesammelt. Für Montagabend hatten sie zu einer Informationsveranstaltung ins Prappacher Sportheim eingeladen. Und Stephan Hager, der Schnell-im-Netz-Geschäftsführer, stellte sich den Fragen seiner Kritiker.

    Als die Gegner des Funkmasts in der vergangenen Woche am Ortseingang, dem geplanten Standort des Masts, demonstrierten, kündigten sie die Infoveranstaltung an. Damals wussten sie nicht, ob auch die Menschen erscheinen würden, an denen sie Kritik übten. Doch tatsächlich erschienen dann einige Haßfurter Stadträte, Bürgermeister Günther Werner und der Geschäftsführer von Schnell-im-Netz, Stephan Hager.

    Zunächst beschrieb Jochen Hübschmann als Sprecher der Funkmastgegner die Problematik aus seiner Sicht. Ein Kritikpunkt, den er am Vorgehen von Schnell-im-Netz äußerte, war, dass die Bevölkerung lange im Unklaren gelassen worden sei und keine Informationen erhalten habe. Erst lange nachdem die Bundesnetzagentur entschieden gehabt habe, welches Unternehmen Prappach versorgen solle, hätten die Bürger davon erfahren. Auch dass die Anbindung nicht über Glasfaserkabel erfolgen solle, sondern über Richtfunk, sei erst sehr spät bekannt geworden.

    Drei Hauptgründe

    Insgesamt gibt es drei Hauptgründe, warum viele Menschen in Prappach den Richtfunk von Schnell-im-Netz nicht wollen, wobei für verschiedene Protestteilnehmer unterschiedliche Gründe im Vordergrund stehen. Ein Punkt ist die „Verschandelung des Ortsbildes“, wie es einige Kritiker ausdrücken. Andere machen sich Sorgen über eine mögliche Gesundheitsgefährdung durch die Funkwellen. Der Punkt, der jedoch den meisten Prappachern am wichtigsten zu sein scheint, ist die Möglichkeit zur freien Anbieterwahl. So sei Schnell-im-Netz der einzige Anbieter für schnelles Internet, der in Prappach zur Verfügung stehe, sobald die Firma dort den Ausbau übernommen habe.

    Viele sehen darin eine Monopolstellung und eine Einschränkung der Wahlfreiheit. Außerdem biete Schnell-im-Netz viele Tarife nicht an, die es beispielsweise bei der Telekom gebe. Und im Vergleich zu anderen Unternehmen sei das Angebot der Firma mit Sitz in Schweinfurt teurer.

    Bürgermeister Günther Werner, dem in der Vergangenheit der Vorwurf gemacht worden war, die Prappacher im Stich zu lassen, berichtete, wie sich die Situation aus Sicht des Rathauses darstellt. Ursprünglich habe die Telekom der Stadt einen Plan gezeigt, für welche Teile der Stadt und für welche Stadtteile sie eigenverantwortlich den Breitbandausbau übernehmen wolle. Der kleine Rest des Stadtgebietes, in dem die Telekom dies nicht übernehmen wolle, sei dann in den geförderten Ausbau gekommen. Nach diesem ursprünglichen Plan seien auch Prappach, Kleinaugsfeld und Wülflingen auf der Liste der Orte gestanden, die die Telekom habe versorgen wollen.

    Auch der Bürgermeister sei nach eigenem Bekunden überrascht gewesen, als er von der Telekom erfahren habe, sie werde diese Orte nun doch nicht versorgen, da sie von der Bundesnetzagentur nicht den Zuschlag erhalten habe. Welches Konkurrenzunternehmen diesen bekommen habe, sei bei der Telekom auch nicht bekannt.

    Von Seiten der Stadt sieht Werner keine Möglichkeit, irgendwie Einfluss auf die Situation zu nehmen. Für die Vergabe des Breitbandausbaus sei die Bundesnetzagentur zuständig, die Kommunalpolitik habe keinen Einfluss darauf.

    Anschließend sprach Stephan Hager. In punkto Vorwurf, nicht mit den Menschen vor Ort geredet zu haben, ließ er wissen: Es sei vor allem darum gegangen, dass konkurrierende Unternehmen keine Informationen erhalten sollten, die sie gegen Schnell-im-Netz hätten ausnutzen können. Dem Argument, Schnell-im-Netz erhalte eine Monopolstellung, entgegnete er: Jeder Anbieter könne die Technik von Konkurrenzunternehmen nutzen, jeder sei auch verpflichtet, andere durchzuleiten. Das geschehe momentan aber selten, da die meisten Anbieter derzeit eher auf ihren eigenen Ausbau konzentriert seien als darauf, an anderen Stellen fremde Leitungen zu benutzen.

    Es sei nicht seine Schuld, wenn keine andere Firma seine Infrastruktur nutze.

    Unverständnis

    Auf viel Unverständnis stieß seine Erklärung, Prappach werde zwar zunächst mit Richtfunk versorgt, in ein paar Jahren solle dann aber auch der etwas teurere Anschluss mit Glasfaserkabeln erfolgen. So kam die Frage auf, ob es nicht wirtschaftlich sinnvoller sei, den Ort gleich mit Glasfaser zu versorgen, statt erst eine andere Technik zu installieren und insgesamt mehr Geld auszugeben. „Es hat einen Grund, warum ich das so mache“, entgegnete Hager. Weiteren Einblick in seine Firmenpolitik wollte er jedoch nicht geben.

    Mehrfach gab es Zwischenrufe, in denen Hager als „Verbrecher“ beschimpft wurde. Oder es fielen Sätze wie „Einen Unternehmer mit einem guten Gewissen gibt es nicht.“ So sah sich Mirco Burger, der selbst zu den Gegnern des Funkmastes gehört, gezwungen, seine Mitstreiter zur Mäßigung aufzurufen. „Jetzt ist er da, dann lasst ihn bitte wenigstens ausreden“, rief er in den Raum als Leute begannen, laut durcheinander zu reden.

    Auf Nachfrage erklärte Bürgermeister Werner, es sei nicht möglich, dass die Stadt die Mehrkosten übernehme, wenn Schnell-im-Netz den Ort gleich mit Glasfaserkabeln versorge. „Das widerspricht dem EU-Recht gegen Subventionsbetrug“, erläuterte er.

    Hager ließ keinen Zweifel daran, dass er sich auf keinen Kompromiss einlassen will. „Ich habe richtig viel Geld in die Hand genommen, und ich werde ausbauen“, bekräftigte er.

    Haßfurts zweiter Bürgermeister Michael Schlegelmilch versuchte, einen Kompromissvorschlag zu machen. Er fragte, ob es nicht möglich sei, Prappach zwar über Richtfunk zu versorgen, den Mast jedoch weiter vom Ort wegzustellen als ursprünglich geplant. Hager entgegnete allerdings, dass das etwa 15 000 bis 20 000 Euro mehr kosten werde, die Schnell-im-Netz nicht investieren könne.

    Mehrere Kritiker äußerten, dies sei auch wirtschaftlich ein Fehler, denn mit einem Entgegenkommen könne er sicher viele neue Kunden für Schnell-im-Netz gewinnen. Stattdessen sorge gerade die kompromisslose Haltung von Schnell-im-Netz dafür, dass kein Prappacher einen Vertrag mit dem Unternehmen wolle. „Ich koche doch keine Rote Beete ein, wenn ich weiß, dass meine Familie keine Rote Beete isst“, sagte Gabi Gschwender.

    Irmhild Hill-Wächter war besonders die Frage nach den gesundheitlichen Auswirkungen des Funks wichtig. Sie verwies darauf, dass Elektrosensibilität mittlerweile als Krankheit anerkannt sei. Stephan Hager fragte daraufhin in den Raum: „Wer von Ihnen hat WLAN?“ Daraufhin erklärte er, dass von dem Mast weniger Strahlung ausgehe als von einer Fritzbox oder einem Handy.

    Schlechte Finanzlage?

    Letztlich steht bei den Gegnern des Richtfunks in Prappach vor allem die Erkenntnis, dass sie rechtlich keine Handhabe gegen den Funkmast haben und dass auch die Stadt nichts dagegen unternehmen kann. Funkmastgegner Dietmar Hetterich stimmte vor allem Hagers Ablehnung des Vorschlags von Michael Schlegelmilch nachdenklich. Im Gespräch mit dieser Zeitung meinte Hetterich: Ein Betrag von 20 000 Euro sei eigentlich nicht viel für ein Unternehmen dieser Größe.

    Wenn dieses Geld nicht da sei, könne das auf eine sehr schlechte Finanzlage des Unternehmens hinweisen. „Das ist natürlich alles Spekulation“, betonte er, warf aber die Frage auf, ob der angekündigte Glasfaserausbau in einigen Jahren unter diesen Umständen wirklich erfolgen werde.

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