Seniorennachmittag, Vereinsfeier, Weihnachtskonzert – kurze weihnachtliche Geschichten oder Gedichte gehören in der Vorweihnachtszeit zum festen Programm vieler Veranstaltungen. Insbesondere Pfarrer brauchen einen reichen Fundus, wollen sie nicht immer wieder dieselbe Geschichte vortragen. Eckhart Kollmer sparte sich die jährliche Sucherei nach Besinnlich-Heiterem und brachte kurzerhand Selbsterdachtes zu Papier.
Dabei bildet sein quasi professioneller Hintergrund die Basis seiner Erzählungen. Eckhart Kollmer war bis Juni dieses Jahres Pfarrer der Kirchengemeinden Watzendorf und Schottenstein. Den Ruhestand genießen er und seine Frau Anita (geborene Scholpp) in ihrem früheren Heimatort Rügheim.
Eckhart Kollmer wurde 1953 in Markt Erlbach geboren. Seine Kindheit verbrachte der Sohn eines Pfarrers in Mittelfranken. Mit der Berufung von Leonhard Kollmer zum Dekan des Dekanatsbezirks Rügheim zog die Familie nach Unterfranken. Eckhart Kollmer besuchte das Haßfurter Gymnasium und engagierte sich in der Evangelischen Landjugend. Dort lernte er auch Anita Scholpp aus Rügheim kennen, die er 1976 heiratete. Nach dem Studium der Theologie führte der Weg der Kollmers über Maroldsweisach und Coburg nach Elsa im Coburger Land, wo Eckhart Kollmer 20 Jahre als Pfarrer wirkte. 2006 wechselte Kollmer nach Schottenstein. Dort betreute er bis zum Sommer 2019 zwei Kirchengemeinden.
Ober-, Mittel- und Unterfränkisch
Mit dem kleinen Band „Des do“ bringt Eckhart Kollmer nach „Ah so“ seine zweite Sammlung „Weihnachtlicher Geschichten und Texte in Fränggisch und Hochdeutsch“ heraus. Er habe sich anstecken lassen vom Erzählen, Singen und Dichten in der Advents- und Weihnachtszeit, und selbst getextet und gereimt. Mit eigenen Worten, oft in fränkischer Mundart, malt Kollmer aus, wie es damals gewesen sein könnte, rund um Jesu Geburt. Wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, lässt Kollmer den Zimmermann Josef, die Hirtin Eva oder den Ochsen im Stall zu Bethlehem zu Wort kommen.
Das Wesen von Weihnachten sei, dass Gott zu den Menschen kommt. Dabei passe er sich jeder Sprache, auch dem „Fränggisch“ an. Da verwundert es nicht, dass die Geschichte „Anna selbdritt“ gleich viermal vertreten ist, einmal auf Hochdeutsch und jeweils in Unterfränkisch, Oberfränkisch und Mittelfränkisch. „Ich selbst kann nicht wirklich Hochdeutsch sprechen“, lacht Kollmer. Seine Sprache ist gefärbt von den Orten seiner Lebensabschnitte. Die Kindheit in Mittelfranken, die Jugend in Unterfranken, das Berufsleben in Oberfranken – heraus gekommen ist eine bunte Mischung aus allen Dialekten. Wie schwierig es ist, die jeweilige Mundart zu Papier zu bringen, merkte Kollmer erst bei der Verwirklichung des Projektes. Unterstützt wurde der Pfarrer von seinen Amtskollegen Tobias Knötig und Christof Hechtel und von Gerold Dinkel. „Es gibt für die Schreibweisen in Mundart keine verbindlichen Regeln.“ Die „P“ und „T“ mit Hilfe des Schreibprogramms durch „B“ und „D“ zu ersetzen, sei da noch der einfachste Schritt gewesen. Jetzt, jedzad, jedzd oder edzer - interessant und vergnüglich, die höchst unterschiedlichen Ausdrucksweisen und Begriffe in den drei Regionen zu vergleichen.
Illustriert von der Ehefrau
Auch Gott und Erzengel Michael unterhalten sich auf Fränkisch, wenn sie die Sünden der Menschen beklagen. Elend trotz boomender Wirtschaft, Folter und Ausbeutung trotz Menschenrechte, Kriegstreiber, Verbrecher, Umweltsünder. Seine Welt, „sie is halt doch nix Gscheits worn“, gibt Gott zu. Doch was tun? Alle vernichten? „Ich moch sie doch so gern“, vergießt Gott eine Träne. Und weil die Menschen wie Kinder seien, „egoistisch, machtgierig und liebenswert“, beschließt er, selbst als Mensch zu ihnen zu gehen. Was folgt, ist bekannt.
Auch ein Weihnachtsspiel hat Kollmer verfasst, in dem er die bekannten Krippenfiguren über Gott und die Welt sinnieren lässt. „Das habe ich für den Kirchenvorstand geschrieben, als in einem Jahr das Krippenspiel der Kinder ausfiel“, erinnert sich Kollmer.
Das Buch ist illustriert mit farbigen Fotos von kunstvoll gearbeiteten, weihnachtlichen Quilts (dreilagige, gesteppte Decke, die aus vielen kleinen Stoffstücken zusammengesetzt ist). Sie sind von Kollmers Frau Anita aus selbst gefärbten Stoffen gefertigt. Patchworkarbeiten und Textilkunst sind Anita Kollmers große Leidenschaft. Die Kunstwerke aus Stoff nach eigenen Entwürfen waren schon in Ausstellungen, unter anderem in Coburg, Königsberg oder Heldritt zu sehen. Aufwändig gefertigte Paramente (kirchliche Textilien) von Kollmer schmücken verschiedene Kirchen in Oberfranken.
Der Band „Des do“ ist im Rügheimer Dorfladen erhältlich oder kann per E-Mail an eckhartkollmer@gmx.de bestellt werden.