„In unserem Lande ist es sehr frostig und feucht, unser Sommer ist nur ein grün angestrichener Winter, sogar die Sonne muß bei uns eine Jacke von Flanell tragen, wenn sie sich nicht erkälten will; bei diesem gelben Flanellsonnenschein können unsere Früchte nimmermehr gedeihen, sie sehen verdrießlich und grün aus, und unter uns gesagt, das einzige reife Obst, das wir haben, sind gebratene Äpfel“. So schildert Heinrich Heine in seinen „Reisebildern“ ein Gespräch mit einer Marktfrau auf dem Marktplatz von Trient.
Amüsant und unterhaltsam nahm Stefan Schäfer das Publikum im Rügheimer Schüttbau mit auf die „Reise von München nach Genua“. Mit Vergnügen lauschten die Zuhörer gebannt den teils schwärmerischen, teil ironisch-witzigen Betrachtungen Heines auf seiner Reise durch Italien.
Welch eine Sprache. Sie zeichnet ein lebendiges Bild vor dem inneren Auge des Hörers und lässt ihn teilhaben an den Begegnungen mit Orten und Menschen. „Hier in Italien ist es ja so schön,“, schwärmt Heine, „das Leiden selbst ist hier so schön, in diesen gebrochenen Marmorpalazzos klingen die Seufzer viel romantischer, als in unseren netten Ziegelhäuschen, unter jenen Lorbeerbäumen läßt sich viel wollüstiger weinen als unter unseren mürrisch zackigen Tannen“. Ob Heine die „Possenreißerei“ dreier Musikanten, seine originellen Träume oder die Begegnungen in einem Wirtshaus schildert – Stefan Schäfer versteht es, die Zuhörer mit Heines Worten zu fesseln. Man sieht den Wirt mit haarig roter Warze, die „wie ein rotjäckiger Affe auf dem Rücken eines Kamels“ auf seiner Nase sitzt, hin und her springen, hört den Gesang von Mutter und Tochter beim Rupfen von Hühnern und kann fast das Essen schmecken, das Heine serviert bekommt. „Zuppa mit Parmesankäse, einen Braten derb und fest wie deutsche Treue, Krebse rot wie Liebe, grünen Spinat wie Hoffnung mit Eier, und zum Dessert gestowte Zwiebeln, die mir Tränen der Rührung aus den Augen lockten.“
Und während man verzückt den Gedanken und Gefühlen, denen Heine freien Lauf lässt, lauscht, beflügelt Volker Höh die Fantasie mit seiner Gitarrenmusik. Ganz vorzüglich passen die ausgewählten Konzertstücke und Lieder zu den Textpassagen. Bekannte Themen aus Verdis „Rigoletto“ und Rossinis „Barbier von Sevilla“ ertönen in den Kompositionen von Johann Kaspar Mertz. Auf einer Biedermeier-Gitarre von des Wieners Johann Anton Stauffer aus dem Jahr 1843 beweist Volker Höh mit Musik des romantischen Italiens seine Fingerfertigkeit. Mal heiter, beschwingt, mal feurig und mal schwärmerisch-verträumt bringt der Gitarrist Werke von Paganini, Carulli, Giuliani und Mozzani zum Klingen.
Ein stimmiger Abend aus Texten und Tönen, der das Publikum heiter zurücklässt. (gkl)