In Kooperation mit der Malzfabrik Main-Malz in Schweinfurt liefert die RW-Agrar GmbH die Gerste. Für die Landwirte bringt der kontrollierte Anbau höhere Verkaufspreise als in den Vorjahren. Getreide ist mittlerweile weltweit knapp geworden, die Preise gestiegen. Damit erzielen die Erzeuger nach einer langen Durststrecke in der Landwirtschaft wieder vernünftige Deckungsbeiträge.
Bereits im Herbst 2006 hat Geschäftsführer Helmut Liebenstein mit seinem Unternehmen RW-Agrar GmbH sich am so genannten Collaborative Contract Farming System (CCFS) beteiligt. Das internationale System hat zum Ziel, dem Verbraucher Rohstoffe mit nachvollziehbarem Anbau zu garantieren und war Voraussetzung für das Geschäft mit den japanischen Brauern.
Weniger Spritzmittel und Dünger
Die Japaner verlangen eine bestimmte Bewirtschaftung der Braugerstenflächen. Dazu gehören eine reduzierte Bodenbearbeitung sowie ein eingeschränkter Aufwand an Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Die Brauerei Sapporo selbst legt die Anbaubedingungen fest. Jeder Landwirt muss eine Schlagkartei führen. Jede Maßnahme auf dem Acker, beim Transport oder bei der Gesunderhaltung der Ware wird registriert.
Drei verschiedene Sorten Gerste haben die Japaner festgelegt. Um sicher zu sein, dass alle Schritte bei den deutschen Erzeugern eingehalten werden, schickt das Unternehmen drei- bis viermal im Jahr Beobachter nach Deutschland, um den Anbau der Braugerste direkt auf dem Acker zu überwachen.
Regelmäßige Kontrollen
In der vergangenen Woche waren Kenji Yokota, (Deutschland-Repräsentant der Brauerei) und Susumu Takahashi, der „Fieldman“ des Unternehmens, zu Gast bei der RW-Agrar GmbH in Hofheim. Takahashi gibt als Beruf „Gerstenzüchter“ an und ist bei Sapporo zuständig für die Ware, die aus Deutschland eingekauft wird. Er kommt schon im Frühjahr zu den Landwirten, um vorzugeben, wie gesät wird, prüft jetzt im Sommer die Gerstenfelder, um sich einen Überblick über die Ernte zu verschaffen. Für September hat sich der Korninspektor schon wieder angemeldet, dann wird die Qualität der Gerste in den Kornkammern geprüft.
Die Firma Sapporo braut auf der Insel Hokkaido schon seit 1876. Ihr Handwerk hatten die japanischen Bierbrauer übrigens bei der Brauerei Tivoli im Berlin im 19. Jahrhundert erlernt. Rund zehn Millionen Hektoliter der Marke mit dem Polarstern verlassen jährlich die japanische Brauerei. Damit gehört Sapporo zu den Top drei der Branche.
Für Helmut Liebenstein ist der Abschluss mit der japanischen Brauerei ein Meilenstein in seiner jungen Firmengeschichte: „Asien mit seiner stetig wachsenden Bevölkerung ist ein Zukunftsmarkt für Getreide und Ölsaaten. Da will die RW-Agrar GmbH dabei sein, die Braugerste ist für uns ein Türöffner.“
Planungssicherheit für die Bauern
Für die Landwirte sieht Liebenstein ebenfalls einen Vorteil: Planungssicherheit. „Der Vertragsanbau wird auch bei uns in Zukunft eine große Rolle spielen, diesem Markt kann sich die Landwirtschaft nicht verschließen. Schließlich sind Preisschwankungen bis zu 30 Prozent in einer Saison für die Erzeuger eine zu unsichere Basis.“