Die achte Auflage der Eberner Musiktage bot Neues und Bewährtes. Der städtische Bauhof stellte ein mit Teppichboden ausgelegtes Podest zur Verfügung, das dem Rückertensemble ausreichend Platz bot. Und der war auch nötig. 12 Musikerinnen und Musiker aus Rumänien, die Sopranistin Bettina Meiners und der Cembalist Alexander von Heißen als Solisten, Peter Rosenberg als Solist und Leiter der Konzertreihe - das Ensemble war so stark besetzt wie noch nie.
Johannes Rosenberg war von Anfang an dabei gewesen. Ein Engagement bei den Bamberger Symphonikern, ein Glücksfall für einen jungen Musiker, verhinderte eine erneute Teilnahme. Ein Ersatz für das Ensemble fand sich in der Person von Peter Rosenbergs jüngstem Sohn. Der 20-jährige David studiert Violine in Bremen und hatte am Samstag seinen ersten Auftritt in Ebern.

Bewährt hat sich die Organisation durch Barbara Gemeinhardt, bewährt hat sich die abwechslungsreiche Programmgestaltung der drei Konzertabende, bewährt hat sich die Platzierung von Mahlers Rückertliedern als zentrales Element des Samstagskonzerts. Fünf Lieder erklangen, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können. Ein "lieblicher Lindenduft" wurde als Sinnbild der Liebe besungen. Eine direkte und offene Liebeserklärung an seine Frau Alma machte Gustav Mahler mit der Vertonung von "Liebst du um Schönheit", und Rückerts eher neckischer Hinweis an seine Frau "Schau mir nicht in die Lieder!" ließ sie wissen, dass am Ende nur das Ergebnis, nicht das Entstehen eines Kunstwerks wirklich zählt.
Grenzenlose Einsamkeit in "Um Mitternacht", Harmonie eines zu sich selbst gefundenen Menschen in "Ich bin der Welt abhanden gekommen" - Bettina Meiners Interpretation, ihre glockenreine, wunderbare Stimme, lösten einen wahren Beifallssturm aus. Interessant zu wissen, dass die Künstlerin in der vergangenen Woche eine wichtige Zwischenprüfung in ihrem Zahnmedizinstudium bestanden hat. "Zahnärztin unter der Woche, Sängerin am Wochenende - zwei Standbeine für ein erfülltes Berufsleben", Bettina Meiners hat ihren Weg gefunden.
Und es gab noch andere Höhepunkte. Die "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi zum Beispiel, reine Tonmalerei und Programmmusik. Im Programmheft waren die Sonette abgedruckt, die Vivaldi 1725 vertont hatte. Man konnte mitlesen und gleichzeitig hören, wie die Vögel den Frühling begrüßen, wie im Sommer "Donner, Blitze und Hagelschauer" niedergehen. Im Herbst "feiert der Bauer mit Tanz und Gesang die Ernte" und im bitterkalten Winter "balgen sich im Ofenrohr die Winde". Eine Glanzleistung des Ensembles und des Solisten Peter Rosenberg.
Eher unbekannt, aber in seiner Klanggewalt ungemein beeindruckend, das Concerto Funebre des Münchner Komponisten Karl Amadeus Hartmann (1905-1963). Festlich, feierlich und voller guter Laune kam Edvard Griegs Suite "Aus Holbergs Zeit" beim Publikum so gut an, dass der abschließende Rigaudon gleich noch einmal als Zugabe erklingen durfte. 1884 zum 200. Geburtstag des Dichters Ludvig Holberg als Kantate für Männerchor und Klaviersuite komponiert und erst später für Streicher uminstrumentiert - Grieg selbst soll sein Meisterwerk nicht so recht gemocht haben. Fulminanter Abschluss dann am Sonntag mit Schuberts "Der Tod und das Mädchen" – grandios!



Die Acht gilt in China als besondere Glückszahl. Das darf man getrost auch für die Eberner Musiktage annehmen. Bleibt zu hoffen, dass sich die Neun und vielleicht auch die Zehn wieder als musikalische Glückszahlen erweisen.



