Wie Bürgermeister Bernhard Ruß in der jüngsten Gemeinderatssitzung berichtete, hat das Landratsamt Haßberge mit Schreiben vom 7. November die Gemeinde auf ihre Verpflichtung hingewiesen, ein sogenanntes Katastrophenschutz-Leuchtturm-Konzept umzusetzen. Das Schreiben stehe in Zusammenhang mit einer denkbaren Energieknappheit im Winter und sollte sicherstellen, dass jederzeit Informationen und Notrufe abgesetzt werden können. Weiterhin sollten Pläne ausgearbeitet werden, falls es zu länger anhaltenden Stromausfällen kommt.
Das Ausgangsszenario für das Projekt "Katastrophenschutz-Leuchttürme" sieht einen langanhaltenden, flächendeckenden Stromausfall vor, der über mehrere Tage andauert und sich über große Teile Deutschlands erstreckt. Das Konzept wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Leben gerufen. Katastrophenschutz-Leuchttürme dienen als Anlaufstelle für die Bevölkerung in Krisensituationen.
Einen Krisenstab aufgebaut
Es schreibt hierzu, dass im Krisenfall effektive Hilfe für die Bevölkerung gewährleistet sein muss. Dafür sollten mit einer Notstromversorgung ausgestattete Gebäude so ausgerüstet werden, dass die nötigsten Hilfeleistungen vor Ort erbracht oder von dort aus organisiert werden können. Um der Verpflichtung nachzukommen, berichtete Ruß, habe er einen Krisenstab aufgebaut, Standorte für sogenannte "Katastrophenschutz-Leuchttürme" festgelegt und Fragen zur Wasserversorgung geklärt.
Demnach seien Strommangellagen im Süden Deutschlands durchaus denkbar, erfuhr er im Gespräch mit dem Stromversorger Überlandzentrale Mainfranken (ÜZ), da die Transportkapazitäten von Nord nach Süd begrenzt seien und diese Situation durch den Ausfall zahlreicher Kernkraftwerke in Frankreich noch verstärkt würden. Sollten Leitungen ausfallen, könne dies einen regionalen, mehrstündigen Stromausfall hervorrufen. Ein solcher wäre auch absichtlich, kontrolliert, denkbar, und zwar grundsätzlich dann, wenn eine sogenannte Strommangellage vorliegt. Aber in diesen Fällen käme es nicht zu einem Zusammenbruch des gesamten Stromnetzes, sondern zu zeitlich befristeten Abschaltungen.
Doch die Wahrscheinlichkeit eines Stromausfalls sei gering, wurde ihm von der ÜZ versichert, diese sei aus ihrer Sicht "gut auf einen möglichen Ausfall der Stromversorgung vorbereitet". Sie könnten bestätigen, dass sie keine Einschränkung der Stromversorgung in ihrem Zuständigkeitsbereich ab den Umspannwerken unter anderem in Knetzgau sähen. Seitens der Übertragungsnetzbetreiber würde der Blackout, der als längere europaweite Störung definiert wird, eher als unwahrscheinlich eingestuft.
Kooperation mit Schweinfurt
Ein Ausfall der Wasserversorgung sei ebenfalls nicht zu befürchten: wenn die Hochbehälter am Hermannsberg voll sind, würden sie für 2,5 Tage reichen. Durch die Kooperation mit der Stadt Schweinfurt würde darüberhinaus Wasser von Oberschwappach nach Sand geleitet. Hierzu verfüge die Stadt Schweinfurt über eine eigene Stromversorgung für die Pumpen. Lediglich ein geringer Druck müsste verschmerzt werden.
Ruß fasste zusammen, dass er es als nicht sinnvoll sähe, in einen Aktionismus einzutreten, man kooperiere mit dem THW, Notstromaggregate seien vorhanden und optimal gewartet. Man sei gewappnet für Notfälle, inhaltlich fit, und auf einen offenen Dialog mit der Bevölkerung vorbereitet. Und all dies stünde im Einklang mit allen Kommunen im Landkreis. Die Situation hierzulande sei eben nicht vergleichbar mit einem Stromausfall, beispielsweise in Hochhausbezirken Berlins.
Dem Krisenstab in der Gemeinde Sand gehören an: Bernhard Ruß, 1. Bürgermeister; Matthias Zink, Leiter der Hauptverwaltung, Corinna Lorz, Sachbearbeitung öffentliche Sicherheit und Ordnung; Andreas Winkler, 1. Kommandant FFW; Benjamin Altmannsberger, 2. Kommandant FFW und Stefan Krines, Vorarbeiter Bauhof. Anlaufstelle für die Bevölkerung soll der Kirchplatz sein, bei Hochwasser soll ein zusätzlicher auf dem REWE-Parkplatz eingerichtet werden. Das FFW-Gerätehaus soll als Leuchtturm nur für die Feuerwehr eingerichtet werden.