Wer sich am Freitag und Samstag aus Richtung Obere Vorstadt ins Getümmel des Straßenfests stürzte, hörte vermutlich nicht nur deutsch – sondern auch französisch. Denn auf dem Pierrelatte-Platz war ein kleines französisches Dorf mit Verkaufsbuden aus der Region Tricastin aufgebaut worden. Da dieser Platz im Rahmen der Landkreispartnerschaft nach der südfranzösischen Partnerstadt benannt worden war, gab es wohl keinen passenderen Ort dafür.
Händlerinnen, Händler, Schmied und Künstler waren am Donnerstag nach Haßfurt gereist, um ihre Waren und Spezialitäten in der Kreisstadt zu präsentieren. Und um die Verbindungen mit der Partnerregion zu pflegen. Es ist eine Rekordgröße der Aktion, die vor über 20 Jahren mit nur einem Weinstand als verrückte Idee startete, berichtete der zweite Vorsitzende des Freundeskreises Oliver Fesser.
Besondere Idee des Freundeskreises
Organisiert wurde das Ganze vom Freundeskreis Haßberge-Tricastin e.V., der Austauschbegegnungen sportlicher, politischer oder gewerblicher Natur im Landkreis organisiert und betreut. Die Mitglieder stehen mit Rat und Tat zur Seite und dolmetschen zwischen den Parteien.
Den Beginn und das Fundament der Landkreispartnerschaft stellten laut Fesser allerdings der Schüleraustausch zwischen dem Regiomontanus-Gymnasium in Haßfurt und dem Lycée Gustave Jaume in Pierrelatte dar. Aus diesem Grund hatte sich der Freundeskreis dieses Jahr etwas Besonderes ausgedacht: Für ein paar Stunden am Nachmittag waren an beiden Tagen jeweils zwei Schülerinnen der zwölften Klasse engagiert worden, um die Kommunikation zwischen deutschsprachigen Besucherinnen und Besuchern und französischsprachigen Ausstellenden zu erleichtern.

Thea aus Haßfurt und Josefine aus Unterschleichach übernahmen ihre Aufgabe am Samstag voller Engagement, obwohl sie zunächst gar nicht so recht wussten, was genau auf sie zukommen würde. Im Team taten sie sich leicht: Während Thea proaktiv auf die Festgäste zuging und Übersetzungshilfe anbot, unterstützte Josefine mit ihren sicheren Grammatikkenntnissen. Innerhalb kürzester Zeit wurden die Schülerinnen so zu Expertinnen in Sachen Honig und Crêpes.
Schülerinnen helfen den Besuchern
Diese Praxisübung forderte die beiden Schülerinnen aber auch heraus: Auf dem Fest ging es schneller zu, als im Französischunterricht. Hinzu kam Vokabular, dass die beiden so nicht kannten. Dennoch: "Wir sind da, wenn's gar nicht geht", berichteten die beiden Zwölftklässlerinnen. Sie freuten sich, einen wichtigen Beitrag für die Begegnung leisten zu können.
Schade fanden die beiden, dass sich aufgrund der geringen Bekanntheit der Aktion am Wochenende nur wenige junge Leute auf dem Pierrelatte-Platz einfanden. Partnerschaftsaktionen wie diese, da waren sie sich einig, stellten eine willkommene Gelegenheit dar, die im Schulunterricht erlernten Kenntnisse in der Praxis anzuwenden. Gerade weil aufgrund von Corona auch kein Schüleraustausch stattfinden konnte, seien solche Begegnungen besonders wertvoll.
Fazit fällt positiv aus
Dennoch fiel das Fazit der französischen Gäste positiv aus: Die Menschen in Haßfurt seien sehr nett, geduldig. Trotz der Sprachbarrieren haben Händlerinnen und Händler mit den Besuchenden gut kommunizieren können. Am Sonntag trat die Delegation aus insgesamt 24 französischen Vertreterinnen und Vertretern dann wieder die Heimreise ins 1000 Kilometer entfernte Pierrelatte an.