Erinnern Sie sich noch an das „Deutsch-Österreichische Feingefühl“? Lang, lang ist?s her. Aber keine Angst, ich will mich natürlich nicht über die Wahl des österreichischen Bundespräsidenten am vergangenen Sonntag verbreitern, wenngleich dies spannend genug wäre.
Ich meine die deutsch-österreichische Musikgruppe DÖF, die 1983, gegen Ende der „Neuen deutschen Welle“ mit „Codo“ einen regelrechten Ohrwurm veröffentlichte. Mit knarzender Stimme und verzerrtem Gesicht sang der personifizierte Hass zu Beginn „Hässlich, ich bin so hässlich, so grässlich hässlich, ich bin der Hass. Ätzend, ich bin so ätzend, alles zersetzend: Ich bin der Hass.“
Und gegen den Hass sang mit sanfter Stimme „Codo“ an, der „kosmische Dolm“: „Und ich düse, düse, düse, düse im Sauseschritt und bring die Liebe mit von meinem Himmelsritt.“
Hass und Liebe als Gegensatzpaar, die nicht nur in diesem Hit der Gruppe DÖF aufeinandertreffen, sondern immer wieder die Wirklichkeit und auch so manche Schlagzeile prägen. Es ist beispielsweise erstaunlich, wie schnell aus Liebe Hass werden kann, nicht nur in den Seifenopern des Fernsehens, „Hassprediger“ und „Hasskommentare“ sind leider zu gewohnten, aber auch gerichtsfähigen Begrifflichkeiten, geworden. Und zwischen die Gegenpole Liebe und Hass gesellen sich noch weitere raumfüllende Stationen, die Gleichgültigkeit oder Ausgrenzung heißen.
Am meisten erschüttert es mich, wenn Gleichgültigkeit, Ausgrenzung oder gar Hass mit der Religion begründet werden. Mordende „Gotteskrieger“ sind für mich genauso ein Widerspruch in sich, wie es „Beschützer des christlichen Abendlandes“ sind, denen die Botschaft der Bibel aus lauter Fremdwörtern besteht und die Kirchen für museale Schmuckgebäude in ihren Städten halten.
Im ersten Brief des Johannes heißt es: „Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht?“
Die Botschaft Gottes ist eindeutig: Ein gutes Miteinander zwischen Gott und Mensch, eine gelingende Kultur unter uns Menschen kann nur dann gelingen, wenn Zuwendung, Fürsorge und vor allem die Liebe allen Raum füllen, nur dann bleiben unsere Seelen gesund.
Johannes schreibt auch: „Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“.
Übrigens, von Gleichgültigkeit, Ausgrenzung oder gar Hass wird hier nichts gesagt. Und was ungesagt ist, darf als „unsäglich“ auch keinen Platz unter uns Menschen haben. Foto: Peter Litvai